Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Zlaticas Tränen

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Anica:
Man sah Anicas Gesicht an, dass es ihr gar nicht zu passen schien, hier einen Tag festzusitzen. "Mhh, ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau was ich machen werde. Ich denke ich werde hier im Stall bleiben, und nach dem Sattel und der Trense sehen, ob noch alles in Ordnung ist. Die Stadt reizt mich im Moment nicht sonderlich. Glaubt ihr wir wissen heute abend vielleicht schon was genaueres über die Straßenräuber? Vielleicht können wir morgen dann ja schon weiter."

Jelena:
"Vielleicht, aber nicht sehr wahrscheinlich. Meiner Erfahrung nach werden wir hier einige Tage festsitzen, bevor es weitergeht. Diese Stadt ist groß und es gilt einige Ratsherren zu... beschenken."  Nazirs Stimme war genauso neutral wie sein Gesichtsausdruck, aber es bestand nur geringer Zweifel über was er redete.

Anica:
 "Dann werde ich mich wohl auf einen längeren Aufenthalt einrichten, auch wenn ich hoffe, dass es so kurz als möglich gehalten wird. Ich danke euch auf jeden Fall für die Informationen. Wenn ihr mich entschuldigt, ich werde mich mal nach weiteren Informationen umhören!“

Die Karawane saß ganze vier Tage in der Karawanserei fest. Erst dann konnte der Handelszug weiter, die Gefahr der Straßenräuber sollte gebannt sein.
Anica blieb die meiste Zeit in der Nähe der Ställe, kümmerte sich um Nazaren, und versuchte so gut es ging unsichtbar zu sein. Das fiel nicht weiter schwer in der großen Oase, die voller Leben nur so zu pulsieren schien. Gerade jetzt, wo die meisten Händler hier festsaßen, versuchten sie das Beste aus der Sache zu machen und handelten und boten ihre Waren feil. Ab und zu setzte sie sich mit Otto zusammen und versuchte sich weiter im Lesen und Schreiben lernen. Sie begenete Nazir am dritten Tag wieder. Er hatte Informationen über die Lage an der Karawanenroute. Am nächsten Tag wird es weiter gehen, die Route ist frei.
Erleichterung zeigt sich auf Anicas Gesicht. Endlich weiter, ihrer Aufgabe entgegen.
Nach einer kurzen und kühlen Nacht ging es am nächsten Morgen schon früh weiter. Richtung Heimat. Richtung Zlaticas Tränen.

Jelena:
Nach und nach wurde der Weg beschwerlicher, die satten, grünen Hügel immer höher und die Straße kurvenreicher. Am Horizont zeichnete sich eine große, düstere Wand ab, die von Tag zu Tag höher zu werden schien. Nachts wurde es inzwischen empfindlich kühl und morgens fand man Rauhreif auf den Schlafrollen.
Anica hörte immer wieder die sorgenvollen Gespräche der Handelsherren, ob sie es noch rechtzeitig vor Wintereinbruch schaffen würden den Chrit-Jal-Pass zu überqueren, wenn sie dort der Schneefall überfiel, dann waren sie alle in höchster Gefahr. Andererseits, das Wetter war noch erstaunlich mild und wer von ihnen konnte es sich schon leisten 4 Monate in der Stadt am Fuße des Passes festzusitzen?
Sie würden zwei Tage in der Stadt verbringen, ihre Ausrüstung überprüfen und die Wetter-Auguren befragen. Wenn die Zeichen günstig standen, dann würden sie es versuchen und die erste Etappe der Route durch die Berge noch vor Wintereinbruch hinter sich bringen. Sobald das erste Massiv bewältigt war, würde es einfacher und man konnte sogar im Schnee relativ sicher reisen.

Die Stadt war riesig! Die einzige Vergleichsmöglichkeit, die Anica hatte war Fanada und die Geschichten über Zarigrad, aber selbst Fanada verblasste angesichts der schieren Größe, die diese Stadt, Knotenpunkt der Handelswege von Norden und Süden, im Laufe der Zeit erreicht hatte.
Die Stadt war voll und die Karawansereien vor den Toren ebenfalls, man hatte dein Eindruck als ob sich mehrere Zeltstädte gebildet hätten. Das waren Karawanen, die die strapaziöse Reise über die Berge bereits hinter sich hatten oder aber Handelsherren, die es aufgrund der Besonderheit ihrer Waren nicht wagen würden einen Gewaltmarsch über den "Pass der eisblauen Blumen", wie er von den einheimischen genannt wurde, anzugehen.
Die Reise durch das Gebirge würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen, aber sobald man das letzte Massiv hinter sich gelassen hatte, eröffnete sich einem die grüne Oase des Südens mit seinen phantastischen Stätten aus weißem Stein und den sanften Hügeln, die bereits seit Jahrtausenden Weinstöcke trugen.
All dies erinnerte Anica daran, das sie hier die letzte Möglichkeit hatte ihre Ausrüstung und ihr Pferd winterfest zu machen und dem ausdrücklichen Wunsch ihrer Herrin nachzukommen und Bedienstete anzuheuern.

Anica:
Langsam ritt die Handelskarawane durch die Zeltansammlungen, Menschen und Tiere, die sich vor den Stadtmauern ausbreiteten. Von überall her drangen unterschiedlichste Gerüche, Bilder, Stimmen und Sprachen auf Anica ein. Nach außen hin bewahrte sie Ruhe, und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie die schiere Größe der Stadt Eindruck auf sie machte. Die Karawane brauchte eine geraume Zeit um die Stadtmauer zu erreichen. Kurz vor den Toren wendete sich die Karawane nach links, einer Karawanserei zu, die direkt unter der Stadtmauer lag. Auch wenn Anica auf ihrer Reise bisher schon viele große Herbergen gesehen hatte, übertraf diese hier die vorherigen um Einiges. Nach längerem Hin und Her konnte die Karawane auf den Hof, absitzen und die Pferde versorgen. Anica sah, dass Otto zu Recht kam und kümmerte sich um Nazaren.

Am selben Abend hielt sie Ausschau nach Nazir. Sie erhoffte sich Informationen über die Stadt. Auf der bisherigen Reise hatte sie sich gut mit ihm verstanden und einiges über die Südlichen Lande in Erfahrung gebracht. Vielleicht konnte er ihr bei ihrer jetzigen Aufgabe ja helfen.

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