Der Städtebund von Tangara > Fanada
Tannjew bei Richard Brin
Tannjew:
22. Tag des 9. Mondes 257 n.J.
Die letzten Tage dieses Monats waren durchgängig sonnig und warm gewesen, so dass es an Staub auf den schlechten Straßen zum Rothornpass nicht gemangelt hat. Doch darüber wollte Tannjew sich nicht beklagen. Er dankte Alamar für das gute Wetter und Nedra für die Tatsache, dass er sicher nach Engonien gefunden hatte. Der Seeweg von Condra nach Engonien war zweifelsohne kürzer und weniger beschwerlich, wenn man denn nicht mit einer so starken Abneigung gegenüber größeren Gewässern geschlagen war wie Tannjew und die meisten anderen Caldrier auch. So aber war er schneller als erwartet in Fanada angekommen. Nun klopfte er sich den Staub von seinem blau-gelben Wappenrock, der dem der Reichsgardisten sehr stark ähnelte. Bloß war sein Wappenrock mit goldenen Borten verziert und zeigte zweifach den Pegasus Jeldriks.
Endlich erschien ein junger Gardist, um ihn zu Richard Brin vorzulassen. Der Oberkommandant der tangaranischen Reichsgarde war sehr beschäftigt. Bittsteller aus allen Teilen Engoniens kamen zu ihm, um ihn um seinen Schutz anzuflehen. Kundschafter brachten ihm Lageberichte über Truppenbewegungen des Feindes. Spione informierten ihn darüber, welche Ratsmitglieder der Fünf Städte im Geheimen Verhandlungen mit dem Kaiser führten. Kurzum: Alle für den Widerstand interessanten Berichte liefen hier bei ihm zusammen. So hatte sich Fanada zum Zentrum des Widerstandes gegen den Kaiser entwickelt, obwohl man kaum von einem zentral koordinierten Widerstand sprechen konnte. Jeder Herd des Widerstandes hatte zwar das Ziel Barad Konar vom Thron zu stoßen, aber stets aus unterschiedlichen Gründen. Doch das interessierte Tannjew wenig. Mittlerweile hatten sich auch seine Ziele geändert. War anfangs Pflichtbewusstsein sein Antrieb, die Andarraner davor zu bewahren, dem Willen Barad Konars unterworfen zu werden, hatten sich nun mehr und mehr Wut und der Wunsch nach Vergeltung in den Vordergrund gedrängt. Das Klopfen des Gardisten an der Tür zu Richards Arbeitszimmer vertrieb Tannjews Gedanken an den brennenden Tempel in Norngard und die Erinnerung an den Mordanschlag, dem er fast erlägen wäre.
Tobi:
"Herein" kahm die müde und gestresst wirkende des Kommandanten hinter der Tür.
Tannjew trat ein und sah Richard hinter einem schweren Schreibtisch sitzen auf dem sich Papiere bis in den Himmel hinauf türmten. Pius sein Knappe war gerade dabei etwas zu schreiben, was ihm offensichtlich diktiert wurde während ein anderer Gardist ebenfalls in einer Ecke mit Schreibarbeiten beschäftigt war.
Der Oberkommandierende hob noch nicht einmal den Kopf um seinen Gast in Augenschein zu nehmen sondern erwartete wohl, dass ihm Bericht erstattet wurde.
Als dieser aber einige Sekunden lang ausblieb hob er den Blick und ein Lächeln überzog sein Gesicht, als er Tannjew erkannte.
Etwas steifen als gewohnt stand er auf, scheuchte die beiden Gardisten mit einem Nicken aus dem Raum und ging auf seinen Freund zu "Jaldriks Hand über dich Tannjew" lachte und umarmte seinen Freund.
Tannjew:
"Jeldriks Hand auch über dich, Richard!" Tannjew erwiederte die feste Umarmung, froh darüber, seinen alten Freund und Weggefährten wieder zu sehen, und sämtliche Anspannung von der langen Reise fiel von ihm. Nach dieser Begrüßung warf Tannjew einen fragenden Blick auf das Regal mit den Trinkgefäßen. Der Ritt durch die Schluchten des Eisenwalls hatte seine Kehle trocken gemacht. Wäre es nicht darum gegangen, Richard aufzusuchen, hätte er sich erstmal in eine Taverne gesetzt und ein kühles Bier genossen.
Tobi:
"Komm mit, lass uns nach oben gehen, mein Arbeitszimmer wird mir in den letzten Tagen viel zu eng."
zusammen gingen sie eine Treppe hinauf, vorbei an den Schlafräumen der einfachen Soldaten zu einer Sprossentreppe, die auf den Dachboden führte. Dort wurden Vorräte, Kisten, Materialien und Werkzeuge gelagert. Der Baron und der Ritter gingen durch einige enge Gänge, bis sie am Ende des Firstes angekommen waren. Hier konnte man noch deutlich erkennen, dass es sich früher bei der Kaserne um ein Lagerhaus gehandelt hatte, denn eine übermannsgroße Tür war in der Mauer zur Straße eingelassen, über die früher Wahren mit einem Kran entladen wurden. Richard hob den Rigel beiseite und stieß die Tür mit einem kräftigen Fußtritt auf.
Sofort eröffnete sich tief unter den beiden der Lärm der Stadt und von der Straße drangen Rufe und alltägliche Geräuche empor.
Mit seinen 5 Stockwerken war die Kaserne mit Ausnamen von den größten Handelshäusern und einigen Türmen eines der höchten Gebäude in der Stadt und von der Tür hatte man einen hervorragenden Ausblick auf die Stadt, dann die Stadtmauern und die Schlucht, die von hier nach Nordosten in das Herzen Tangaras führte.
Richard hatte einen Krug und Tannjew zwei Zinnbecher mitgenommen und nun setzten sie sich auf ein paar Säcke, die wohl des öfteren als Sessel missbraucht wurden, füllten sie Becher und stießen an.
"Auf Kaiser Jeldrik, mein guter Tannjew"
Tannjew:
"Auf Jeldrik," erwiederte Tannjew und leerte den Becher.
Er machte eine kurze Pause und genoss die Aussicht auf die Goldene Stadt, wie Fanada auch genannt wurde. Und tatsächlich schien die Stadt von einem goldenen Schimmer überzogen zu sein, als die Sonne langsam hinter den Berggipfeln verschwand und Straßen, Häuser und Plätze in ein sanftes Rot tauchte. Das lebendige Treiben auf den Straßen unter ihnen ließ die Stadt einem Bienenstock gleichen. Überall drängten die Menschen hin und her, rastlos und fleißig, als wenn der Tag noch lange andauern würde. Bauern verließen mit ihren Karrten die Märkte und verstopften die Straßen, während an anderer Stelle Männer, Frauen und Kinder in den Alamartempel drängten, um der Abendandacht zu lauschen. In Zeiten wie diesen suchten die Menschen vermehrt nach den Trost, den ihnen nur der Glaube zu schenken vermochte. Tannjew wandte sich wieder Richard zu.
"Richard, ich bin deiner Bitte nachgekommen und bin nach Condra gereist, um die Oberen dort von unseren Kenntnissen über die Omega Legion zu informieren. Condra ist nun also gewarnt. Doch was kann Conra schon einer ganzen Legion des Lupus Umbra entgegensetzen?"
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