Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Baronie Goldbach

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Lilac:
Auch das Gesinde nutzte den trockenen Tag: Neben der Mithilfe bei der Ernte brachte es Burg und Burghof auf Vordermann und rüstete die Behausung und die Gebäude für den kommenden Winter. Karrenweise Heu und Stroh wurden herangefahren, bzw. das schon eingelagerte umgeschichtet. Knechte schleppten große Säcke mit Futtermittel für das Goldbach'sche Vieh in die Futterkammern, andere brachten weitere Ernteerträge in die Vorratsräume im Burgkeller und hoch oben auf dem First einer Scheune werkelte ein Zimmermann an der letzten Reparatur einiger Dachschindeln vor den schweren Herbst- und Winterstürmen.

Fleur saß inzwischen in einer Ecke der warmen Burgküche auf einem gemütlich gepolsterten Schemel und kämpfte mit einem Fleck in einem Tischtuch. Neben ihr stand auf einem Bock eine kleine Waschbütt, ein weiterer Hocker diente als Ablage für Bürsten und Waschmittel und auf dem Boden stand der obligatorische Wäschekorb.
Nachdem sie den Soßenrest auf dem Stoff zum gefühlt hundertsten Mal mit Seifenlauge und Wurzelbürste bearbeitet hatte, war sie endlich mit dem Ergebnis zufrieden. Im dämmrigen Licht ihrer Küchenecke war so gut wie nichts mehr zu erkennen. Für die Hohe Tafel würde dieses Tuch wohl keine Verwendung mehr finden, aber für den Gesindetisch oder als Unterdecke für Buffetts und dergleichen war es noch gut zu gebrauchen.
Die Wäschemagd hielt den Stoff abwägend in den Händen - sollte sie es hier, in der Nähe des Herdes zum Trocknen aufhängen, wo es im Weg sein könnte und die Küchengerüche aufnehmen, dafür aber schnell trocken sein würde, oder sollte sie noch ein wenig warten, bis die Männer den Heuschober fertig befüllt hatten? Ein Lächeln schlich sich auf Fleurs Gesicht - es war wundervoll, wenn die in der Scheune getrocknete Wäsche nach dem würzigen Heu duftete...
Dann jedoch entschloss sie sich anders und entschied, dass dieses einfache Tischtuch genausogut auch etwas länger in einem der Wirtschaftsräume trocknen könnte. Sie warf es in den Wäschekorb, streckte sich noch einmal wohlig in der Wärme der Küche, stand dann auf und lief, den Korb unter dem Arm, los, um den Stoff aufzuhängen...

Arvid de Bûcheron:
Sie ritten um eine Wegbiegung des Waldes und weit am Horizont sah man den Bergfried von Burg Goldbach.
Wie ein Wahrzeichen ragte er in den blauen Himmel. Auf ihrem Weg an diesem wunderbaren leicht windigen Alamartag begegneten sie einigen Holzfällern und einem Wagen vollbeladen mit Stroh. Auf Höhe der Reiter angebkommen verbeugte sich das Gesinde kurz und machte so weit es ging Platz.
Die Sonnenstrahlen trafen auf ein Stück Stoff, das unter dem Mantel herausschaute und ließen einen darauf gestickten Falkenkopf in seiner ganzen weißen Pracht erleuchten. Der grüne Stoff auf dem das Emblem genäht worden war hatte die Farbe von frischem Tannengrün.
"Noch einen halben Tag und wir sind endlich da, Messire"  Der angesprochene antwortete ohne sich umzudrehen.
"Oui, Écuyer. Ich freue mich auf ein heißes Bad und ein anständiges Essen." Ein leiser Seufzer folgte dem Gesprochenem. "Damit es nicht so lang für dich wird bis wir dort sind trage mir die Pflichten eines tugendhaften Knappen vor !"   

Der Knappe seufzte nun seiner Seits doch er tat es so leise, dass der Chevalier es nicht bemerkte.

Zu einem vollkommenen Manne gehört, daß er wohl reiten kann  und daß er mit Verstand etwas von der Erde aufnehmen kann.
Zum zweiten gehört, daß er schwimmen kann und im Wasser tauchen und sich vom Bauch auf den Rücken wenden und krümmen kann.
Zum dritten gehört zu einem vollkommenen Mann, daß er mit Armbrust und Bogen umzugehen weiß.
Zum vierten muß er auf Leitern klettern können, das wird ihm wohl nützen im Kriege, auch ist es gut, an Seilen und Stangen klettern zu können.
Zum fünften muß er behende sein und wohl turnieren, streiten und recht und redlich stechen können.
Zum sechsten muß bei Tisch er sich gut benehmen können, tanzen und hofieren, auch soll er Brettspiel (Schach) verstehen und alles, was ihn noch zieren mag."

"Sehr richtig.", bestätigte er den Jungen und sprach weiter,
"Ein unweiser, dummer Edelmann ist der sich vor nichts schämt. Er ist einem gekrönten Esel gleich, der den Hunden ausgeliefert ist. Was frommt einem seine edle Geburt, wenn er sich an keinem Ort weder in Worten noch in Taten geziemend benehmen kann? Nun nenne mir die reglen zu Tisch wenn du mit Leuten von Stand dinierst. "

So fuhr der Junge fort:

"Kein Ritter soll zusammen mit einem anderen von ein und demselben Löffel essen.
Wer nicht imstande ist, mit dem Löffel seine Speise aufzunehmen, der schiebe sie nie mit den Fingern drauf.
Bevor er trinkt, wische er sich den Mund ab, damit das Fett nicht in den Weinbecher tropfe.
Es ziemt sich nicht, während des Essens auf dem Tisch zu lümmeln.
Beim Essen kratzt man sich nicht bloßer Hand, wenn etwas an der Kehle zwickt.
Zwickt es so stark, daß man kratzen muß, dann kratzt man besser mit dem Gewand.
Es ist keine gute Sitte, ein angebissenes Brot wieder in die Schüssel einzutunken.
Auch einen abgenagten Knochen legt man nicht in die Suppenschussel zurück.
Wer gerade Essen in seinem Munde hat, der trinke nicht wie das Vieh......."

So ritten die beiden weiter in Richtung der Burg zu Goldbach.

   
   

Arvid de Bûcheron:
Die Sonne zog ihre vorher bestimmte Bahn und der Tag schritt voran. Das Tor zur Burg kam in Sicht- und Rufweite.

Isabeau Lioncoeur:
Der Wachtposten am Landende der heruntergelassenen Zugbrücke stützte sich auf seinen Speer und döste ein wenig in der Sonne.
Er schreckte hoch, als das Hufgeklapper ertönte und zupfte schnell seine Farben zurecht, bevor er sich räusperte und den althergebrachten Ruf ertönen lies:

"Halt! Wer da?"

Arvid de Bûcheron:
Der Knappe ließ seine Stimme ertönen: " Es ist Chevalier Arvid de Bûcheron und sein demütiger Knappe, es wird um eine Audienz bei ihrer Exellenz der Baronin Isabeau Lioncoeur von und zu Goldbach ersucht."
zehn Schritt von der Wache entfernt zügelten die beiden Reiter ihre Pferde und Chevalier Arvid warf seinen Mantel schwungvoll über die Schulter, sodaß sein Wappenrock zu sehen war.

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