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Die Baronin zur Jagd

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Isabeau Lioncoeur:
Ein schneidend kalter Neujahrsmorgen dämmerte, als die kleine Gruppe die etwas abseits liegende Jagdhütte im herrschaftlichen Wald erreichte.
"Hütte" war in diesem Falle ein irreführender Begriff, handelte es sich doch um ein sorgfältig errichtetes, wenn auch kleines, Haus, in welchem die Herrin von Goldbach zur Jagd einzukehren pflegte. Aufgrund des anhaltend klaren Wetters und einer Kälte, die deutlich unter dem erträglichen lag, hatte die Baronin beschlossen eine mehrere Tage andauernde Wildschweinjagd auszurufen, bevor die Tiere, die kaum mehr etwas zu fressen fanden, die Felder verwüsteten oder zu nahe an die Ortschaften gelangten.

Die ersten Dienstboten trafen nun ein, um zu heizen und das Abendmahl vorzubereiten, die Baronin selbst würde erst in einigen Stunden mit dem restlichen Gefolge eintreffen.

Rogar:
Francois war vorgewarnt, hatte sich in einen dicken Filzumhang gehüllt über seinem abgenutzem dicken Wollhemd.
Die Baronin würde nie erfahren das er drei löchrige Hemden trug und sich die zusammengeliehen hatte um nicht zu erfrieren.
Mit fellgefütterten Handschuhen und drei paar Socken war er ausgezogen und bereits deutlich vorher vom Waidmann
bestellt worden, hier nach dem rechtem zu sehn.

So war er schon seit drei Tagen dabei, Feuerholz zu schlagen, Fährten zu lesen und alles für die Herrin vorbereiten,
so gut er eben konnte. Aber leider war die Jagdhütte etwas luxuoriöser ausgestattet was die Öfen betraf.
Und die Dienerin erlaubte einem auch gar keine Pause, die Körbe konnte er kaum noch sehen und biss
die klappernden Zähne zusammen. Die Gugel hatte er so zugeschnürt das kaum die Augen zu sehen waren.
Die Kälte stach förmlich im Gesicht. Nicht denken, hacken, hacken, das hält warm, hacken, oh wenn meine Finger
abfrieren, nicht auszudenken ich war immerhin Murmelmeister. Schließlich verzog er sich nach drinnen, lieber zwei Säcke
Wallnüsseknacken als die Finger im Wald lassen, und füllte Schale um Schale. So manche gut geknackte Nuss, verschwand
in seinem Beutel. Eine Lotterie ja das ist was damit könnte er die Leute bestimmt begeistern und grübelte im Kopf,
was er denn als Gewinn ausloben könnte.

Ferrumfex:
Celestin wuselte bereits im gesamten Haus herum. Er sorgte dafür das die Banner richtig herum im Wohnzimmer aufgehangen wurden und der Kamin mit Feuerholz den ganzen Tag befeuert wurde. Schliesslich musste der große Grundofen dafür sorgen das es bis zum Abend flauschig warm im Haus war, sonst holte sich die Baronin noch eine Erkältung. Das Gesinde, das in der Küche wusselte, bekamen ein kurzes Nicken - ein vorzügliches Mahl würde geboten werden. Das Wohnzimmer, das direkt an der Küche lag, roch bereits nach Kräutern und ließ einen beim Blick auf den Garten vergessen das es Winter war und es draussen bitterkalt war.
Die kleine Leiter hinauf erwischte er im oberen Stock, das dem Gesinde zugeordnet war, jemandem beim Faulenzen. Nach ein wenig antreiben (was wohl beim Gesinde recht merkwürdig aufgefasst wurde, wenn er in seiner ruhigen Art versuchte jemanden anzutreiben), war auch dieser Geselle beschäftigt.
Wieder unten angelangt setzte er sich im Wohnzimmer an den kleinen Tisch und ordnete einige Papiere.

Tobi:
Jonathan lag in Fötusstellung zusammengekauert in einem Stapel alter Tischdecken und Bettwäsche, die für den Besuch der Baronin nach oben in dem Gesindebereich gebracht worden waren. Direkt unter ihm war die Küche und die Wärme des Ofens drang durch die Decke und erwärmte den Boden und das Leinen, auf dem er lag.
Selbst tief im Schlaf versunken lächelte er ein breites zufriedenes, geradezu seeliges Grinsen, als ob es nichts besseres Im Leben gäbe, als ein warmes Plätzchen und einen vollen Bauch.

Als Celestin die Türe öffnete um zu sehen, ob sich hier niemand vor der Arbeit drücken würde, handelte Jonathan blitzschnell, aus Reflex, ohne nachzudenken. Seine rechte Hand verkrampfte sich in einer merkwürdigen Geste, während seine Linke an den Gürtel fasste, etwa suchte, nichts fand, in die Brusttaschen griff, nichts fand, auf den Rücken griff, wiederum nichts fand, seine Beine und sein Körper sich zum Sprung bereit machten und sein Gesicht den Eindricngling mit großen aufgerissenen, wutverzerrten Augen fixierten.

Der Schreiber war froh, noch jemanden gefunden zu haben, der noch mit helfen konnte, aber die offensichtliche Angst, die er bei dem armen Gärtner ausgelöste hatte er nicht gewollt.
Mit ruhiger Stimme, aber bestimmtem Ton wollte er ihm die Angst nehmen und ihn zum Arbeiten bringen: "Hallo Jonathan. Francois kann draußen deine Hilfe gebrauchen. Er soll einen Verstell aufbauen, an dem nachher die Jagtbeute aufgehangen werden kann. Pampflet ist gerade mit wichtigerem beschäftigt und die Mägte sind alle nicht groß genug um dort zu helfen. Könntest du dich darum kümmern?"

Langsam holten seine Gedanken seinen Körper ein, das wutverzerrte Gesischt wurde weicher und die Muskeln entspannten sich. Wo bin ich? Ach ja Engonien, Goldbach,  ... ja stimmt ... die Baronin ... gnädig ... hatte ihn, ... als Gärtner eingestellt. Glück, Zufriedenheit, Frieden, Ruhe ... .... ... Nein, Scham, Schande, er hatte geschlafen. Wie hatte er die Großzügigkeit der Baronin vergolten ... mit Faulheit. Nein, das durfte nicht sein.

Tiefe Scham erfüllte seinen Blick, als er sich aufrappelte. "Ja natürlich, Celestin, es tut mir leid ..." brachte er noch stammelt heraus, als er mit eingezogenem Kopf an dem Schreiber vorbei nach unten eilte und sich draußen nach Francois unsah.

Zufrieden kletterte Celestin die Leiter wieder hinunter und setzte sich im Wohnzimmer an den Tisch.

Cathérine:
Cathérine durchstreift die Räumlichkeiten und richtet die Räume her. Sie stellt Kerzenleuchter auf die Tische, befüllt sie mit neuen Wachskerzen, füllt die Öllampen auf. Nachdem der Hauptraum hergerichtet ist, begibt sie sich ins Schlafzimmer der Baronin und schüttelt die Federkissen und Decken auf und bezieht alles mit frischem Linnen.
Nachdem alles zu ihrer Zufriedenheit erledigt ist, geht sie in die Wohnstube und beginnt die Handwerksgegenstände, Stickgarne und Wollknäule zu ordnen, damit die Baronin am Abend ihren Handarbeiten nachgehen kann.

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