Der Städtebund von Tangara > Fanada
Jelenas Kontor
Luthor Kaaen:
Jetzt war es nicht mehr weit. Luthor glaubte auch nicht, dass das seine geschundenen Füße noch länger mitmachen würden. Er zwang sich, einen Schritt vor den anderen zu tun und dabei nicht auf die weiterlaufende, in seinen Augen sehr lange Straße vor sich zu blicken. Er nahm den letzten Schluck aus seinem Wasserbeutel und entdeckte endlich den Gebäudekomplex, zu welchem ihn ein hilfsbereiter Bewohner dieses Ortes den Weg beschrieben hatte. (Das es der vierte Mensch war, der ihn einen vierten Weg zu einem vierten Gebäude beschrieb, sei dahin gestellt, ebenso wie seine regelmäßigen falschen Abbiegungen und entdeckten Plätzen, zu denen er sich unfreiwillig verlaufen hatte)
Obwohl er hier eine lange Zeit seiner Ausbildung verbracht hatte, fiel es ihm immer noch sehr schwer, sich in dieser gigantischen Stadt zurecht zu finden. Sie war größer als alles, was er je gesehen hatte, und jedes Mal beeindruckten ihn die breiten Straßen, die mehrstöckigen, hohen Steinhäuser und das geschäftliche Treiben auf den Straßen mehr.
Es roch nach Zimt und anderen Gewürzen und selbst zu der fortgeschrittenen Abendstunde waren noch einige Viehkarren und Lastenträger unterwegs.
Er atmete einmal die durch, dann lehnte er sich tief erschöpft an die Tür und klopfte mit behandschuhter Hand an, was bei jedem Mal eine kleine Staubwolke produzierte...
Jelena:
Auf Kopfhöhe öffnete sich ein vergittertes, kleines Fenster und Luthor blickte in die Augen einer alten Frau, die ihn scharf musterten, bevor das Fenster verschlossen und die Tür geöffnet wurde.
Luthor erinnerte sich an die Alte, war sie doch die Haushälterin, die sie bereits bei der letzten Ankunft begrüßt hatte. Sie musterte den Jungen vor sich mit einem Stirnrunzeln und trat zur Seite, um ihn einzulassen, bevor sie ihm die verstaubte Oberkleidung abnahm.
Sie drückte ihn auf einen Schemel und reichte ihm etwas Wasser und ein Tuch um sich den Staub vom Gesicht und den Händen zu waschen.
"Sie ist verrückt vor Sorge um Dich."
Ihr Stimme war rauh und krächzend, wie die einer alten Friedhofskrähe. Im Augenblick war sie mehr als nur tadelnd.
"Sie hat Boten zu allen ihren Bekannten geschickt und Gefallen eingefordert, bis sie zu dem Schluß kam, dass du offenbar beschlossen hattest sie zu verlassen..."
Sie sah das Luthor etwas sagen wollte und stoppte ihn mit einem kurzen Kopfschütteln.
"Es geht mich nichts an. Ich kommentiere lediglich. Wenn du fertig bist, sie ist wahrscheinlich auf dem Dach."
Luthor Kaaen:
Er sah vom Lappen auf, den er sich ins Gesicht drückte, sodass nur seine Augen zu sehen waren, die die alte Frau fixierten. Er murmelte etwas unverständliches in das nasse Tuch und legte diesen dann in die Wasserschale zurück. Jetzt, wo sie ihm den verstaubten und zerfetzten Gambeson abgenommen hatte, konnte er sich endlich an der noch hellfarbigen, dünnen Narbenhaut kratzen, die genau sein Brustbein zierte. Er hatte noch keine Zeit gehabt, das Wollwams darüber wieder zu nähen und versuchte jetzt deshalb, die Stichwunde unter einer künstlichen Falte des Stoffes zu verstecken, den er zurecht zupfte. Er stellte sein restliches Rüstzeug sowie seinen Waffengürtel einfach neben den Schemel, stand auf und quälte sich mit deutlich schnellerem Herzschlag die Holztreppe hinauf, um dann die Luke zum Dach aufzustoßen und in das Dämmerlicht herauszutreten. Schweigend blieb er mehrere Schritte hinter seiner Meisterin stehen, wissend, dass sie ihn gehört hatte.
Jelena:
Jelena stand an der Begrenzung und beobachtete den Sonnenuntergang, wie sie es oft abends tat.
Die rötlichen Strahlen brachten die goldenen Kuppeln der Haupttempel zum Strahlen und färbten sie rot, so als ob Blut an ihnen herabrinnen würde.
Jelena seufzte und schüttelte den Kopf um solche Gedanken los zu werden. Sie hörte hinter sich Schritte, offenbar war ein Bote eingetroffen.
Sie drehte sich um und erstarrte.
Luthor Kaaen:
Im Vergleich zu einem Mondlauf zuvor hatte Luthor sich verändert. Das lag zum einem immer noch an dem letzen, hartnäckigen Staub der sich vorallem unter den Augen, an deren Seiten, an den Wangen und an der Stirn gehalten hatte. Sein Gesicht war von den Strapazen Pandors ausgemergelt und einige Schrammen, die dunkel verkrustet waren, brachten die Symetrie in seinem Gesicht außer Gleichgewicht. Ein schuldbewusstes Lächeln schien ihm nicht angepasst und wäre aufgrund seiner ausgetrockneten Lippen auch nicht möglich gewesen. Man sah ihm deutlich an, das diese Reise und vorallem der Aufenthalt in der Ferne zugesetzt hatte.
Er hob halb die Arme und ebenfalls die Schultern und zwang sich dann, den Mund aufzumachen.
"'Nicht meine Schuld' wäre treffend, aber nicht angepasst" meinte er heiser. Mehr brachte er nicht herraus.
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