Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Briefe nach Goldbach
Mel:
Ma chere madame,
endlich habe ich die zeit, euch zu schreiben und von der schlacht um brega zu berichten.
Wir sind alle wohlauf, obwohl wir viele freunde und wegbegleiter verloren haben.
Simon und ich wurden wie viele andere schwer verletzt, doch erholen wir und langsam wieder um an einem neuen unternehmen teilhaben zu können.
Aber ich berichte euch der Reihe nach:
Wie ihr wisst, reisten wir in geheimer mission gen brega, um die stadt von den feindlichen schergen des hundekaisers zu befreien, doch stand dies unter einem schlechten stern.
So bekriegten sich andarraner und valkensteiner gegenseitig, die anhänger des neuen weges tiors widersetzten sich befehlen und handelten eigenständig, alles in allem ein heiloses durcheinander.
Dennoch konnten wir teile bregas einnehmen, wenn auch unter schweren verlusten, die wir dem bregafeuer zu verdanken haben. Es war fast wie regen, nur dass dieser regen nicht aus wasser bestand, sondern aus feuer und sich seinen flammenden weg auf die erde bahnte.
Der alamartempel, in welchem das lazarett eingerichtet war, wurde schwer getroffen und viele verletze dort erlagen nicht ihrer eigenen verwundung, sondern starben durch rauch und feuer.
Ich hörte den göttern sei dank nur von diesem unglück, finde ich doch so schon kaum schlaf, weil ich die erlebten schrecken nur schwer vergessen kann.
Manchmal wünsche ich mir in diesen tagen bei euch zu sein, wo es in Goldbach doch so wunderbar friedlich ist und die ahron bäume beginnen zu grünen. Heir ist alles nur Grau und schwarz von rauch, noch immer gibt es kleinere brandherde, besonders im alchimistenviertel.
Der Rauch und der gestank nach verwesung verpestet die ganze luft und man hat das gefühl, asche einzuatmen, ist man doch mittlerweile dazu übergegangen, auch die toten zu verbrennen, damit keine krankheiten ausbrechen und die stadt noch mehr verseuchen.
Tod und Schande über Barad Konar und seinen Anhängern!
Zeil der ganzen Kämpfe in Brega war es, das Westtor für die Ahrnburger zu öffnen, kam Monsier Hegenbrecht mit der Nachricht, dass Verstärkung nachkommen würde, sobald die ahrnburgische Kriegsschau beendet sei.
Doch schien es unmöglich, das Westtor zu nehmen, schafften wir es kaum, in die Nähe zu gelangen und wurden immer wieder ein Stück zurückgeschlagen. Und immer wieder regnete Bregafeuer auf die Truppen hernieder.
Die Askarier verloren fast jeden Mann, selbst der Paladin, Sasha Timberlore Schattenwolf, wurde schwer verletzt, als sie das Südwesttor durchbrachen. Dort wurde vermutlich am härtesten gekämpft und gemetzelt.
Allein die Berichte über jene Kämpfe jagten mir kalte Schauer des Grauens über den Rücken, doch dann beschloss Simon, selbst in die Stadt zu reiten und zum ersten Mal fragte ich mich, ob Euer Cousin noch seinen verstand beisammen hat, solche Angst hatte ich.
Es war nicht mehr nur ein Schauer, es war die Angst, die sich in der Brust festsetzt und einen am atmen hindert.
Simon hingegen war voller Zuversicht, ich weiss bis heute nicht warum. War es die Sicherheit, im Falle des Todes wohlwollend von den Göttern ins Totenreich begleitet zu werden, oder die Gewissheit, dass wir überleben würden. Gleichgültig was es war, ich teilte seine gute Laune nicht und versuchte so gut es ging, die Angst zu bezwingen.
Dann Ritten wir unter Pierres Kommando in die Stadt und galoppierten geradewegs auf die Barroikade zu, die uns den Zugang zum Westtor versperrte.
Natürlich wussten wir, dass Schnelligkeit entscheidend war, also spornten wir unsere Pferde zu mehr Tempo an.
Vielleicht war es Glück, dass ich direkt hinter Simon ritt, der hinter Pierre war, vielleicht auch nur eine Laune der Götter, doch weil wir so weit vorne waren, trafen uns die brennenden Krüge und Fässer nicht.
Doch diejenigen, die weiter hinten waren, starben alle in den Flammen. Schreie, Husten, noch mehr Schreie.
Wie oft hat Simon mir gesagt, ich solle mich niemals umdrehen, doch als ich die Schreie hörte, konnte ich nicht anders. Szivar, dieser Verführer flüsterte immer wieder in mein Ohr, dass ich doch wissen müsse, was in meinem Rücken geschehe.
Und dann sah ich sie: brennende Pferde und Menschen, die Haut schwarz verkohlt, die leeren Augen aus den Hölen treten. Ich roch Schwefel, verbranntes Fleisch und Blut.
Die streckten die Arme zu uns aus, doch wir ritten einfach weiter und überließen sie ihren Qualen.
Dann gab es einen lauten Knall, und das Badehaus brannte plötzlich ebenfalls und Steintrümmer flogen umher und trafen Reiter, Pferde und die Häuser, die die Strasse säumten.
Mit kaum mehr als zwei Händen voll kamen wir am Torhaus an, ritten die Barrikade nieder, die ebenfalls brannte und kämpften uns den Weg frei.
Unter sehr hohen Verlusten.
Entweder waren sie in den Flammen gestorben oder Trümmer hatten sie vom Pferd gefegt. Und die, die noch übrig waren, mussten sich nun der Militz und einzelnen Lupus Umbra stellen.
Der Rauch zog durch das Torhaus und noch heute rieche ich ihn. So sehr ich auch meine Sachen wasche, mit Seife einschäume, dieser Geruch bleibt hartnäckig dort, tief in den Fasern.
Wir schlossen die Tür und stapelten alles, was wir finden konnten, Stühle, ein Tisch allerlei Kleinkram, vor sie, damit der Feind nicht zu schnell zu uns vordringen konnte. Pierre stieg unterdessen auf die Zinnen um das Banner seines Vaters zu hissen, unser Verabredetes Zeichen, dass wir nun auf die Verstärkung warten würden, um sie in die Stadt zu lassen.
Fast war uns nach Jubel, wir hatten es tatsächlich geschafft und waren im Torhaus. Nie hätte ich geglaubt, das dieser waghalsige Plan eures Cousins und Pierres aufgehen würde, aber das tat er.
Fast schon euphorisch liefen wir die Treppen hinauf, nur um einen neue schrecklich Szene mitanzusehen!
Pierre war getroffen worden. Ein grosser Bolzen steckte in seinem Bauch, er hsutete und spuckte Blut. Simon eilte zu ihm. Schreien, weinen, die Götter verfluchend. Mögen sie ihm dies verzeihen, doch zu gross war sein Schmerz.
Beruhigend flüsterte er auf den Sterbenden ein, der ihm Blut ins Gesicht hustete, unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen. Simon wiegte ihn in seinen Armen, wie ein Kind und flüsterte beruhigende Worte. Pierre starrte ihn mit grossen leeren Augen an und auf einmal schloss er sie, sein Kopf fiel zu Seite und sein Körper wurde schlaff.
Ich trat hinter Simon, um ihn von Pierre los zu reißen, doch er stiess mich weg und schrie mich an.
Non, eigentlich schrie er mich gar nicht an, er schrie alle an, den Widerstand, den Fein, die Götter. Ich war bur zu diesem Zeitpunkt da, so dass er mich anschreien konnte.
Schliesslich fasste er sich wieder und sein Toben ging in leises Weinen über. Er nestelte Pierres Münze aus seinem Wams, legt sie ihm auf die Stirn und sprach ein kurzes Gebet an Tior, denn immerhin war er im Kampf gestorben.
Wir sassen dort oben,an die Mauer gelehnt zu erschöpft, uns zu bewegen, zu verzweifelt, einfach nur zu Warten. Doch uns blieb nichts anderes übrig. Wir hörten Kampfeslärm von unten, doch waren wir nicht einmal in der Lage, dorthin zu blicken um zu sehen, was sich tat.
Und immer wieder dieses Pochen, wie ein Herzschlag, nur viel lauter. Der Feind versuchte ins Torhaus zu gelangen und stiess mit einem wohl improvisierten Rammbock immer wieder gegen die Tür.
Bald würden sie es schaffen und uns überrennen, waren wir doch nur noch 5 und hätten nicht im Kampf bestehen können. Also kritzelte ich eine Nachricht auf irgendein Stückchen Papier und schoss es an einem Pfeil befestigt in die Richtung, wo ich das Kommandolager vermutete. Dann begann ich zu den Göttern zu beten, dass diese Nachricht schnell gefunden wurde. Sehr bald schon stimmten die anderen mit ein und so beteten wir dort oben, während unter weiter Kämpfe tobten und all diese Geräusche wurden von dem dumpfen Schlagen auf das Holz untermahlt. Ich glaubte schon vor Angst und Hoffnungslosigkeit zu sterben, als unsere Gebete erhört wurden.
Gorix Feuerklinge schritt voran und führte ein Schar Krieger mit sich, die sich einen Weg zu uns bahnen wollten. Gleichzeitig hörten wir Hufgetrappel aus der Ferne und als ich nach Westen blickte, sah ich eine grosse Staubwolke auf uns zukommen. Simon war überzeugt, dass dies die Ahrnburger waren, zumindest der teil, der zu uns vordringen konnte, also gab er Befehl, das Tor zu öffnen.
Unterdessen schaute ich noch einmal in die brennende Stadt uns sah, wie der grosse Magier getroffen wurde.
Den Schrei konnte ich nicht unterdrücken und plötzlich empfand ich denselben Schmerz, den Simon nur Momente zuvor bei Pierres Sterben empfunden haben muss. Gorix war auf mein Bitten hin gekommen, um uns zu retten und nun sollte er darum sterben.
Er bäumte sich unter Schmerzen auf, dann fiel er in sich zusammen und lag leblos am Boden, während Pferde über ihn hinwegtrampelten.
Was dan noch geschehen ist, weiss ich nicht mehr, vermutlich habe ich mich feige aus der Wirklichkeit zurückgezogen und bin in Ohnmacht gefallen.
Ich kann mich nur schemanhaft erinnern, wie ich durch die brennenden Stadt geschleift oder getragen wurde, zurück zum Kommandolager.
Als sich die Lage beruhigt hatte und wir die ersten Berichte erhielten, wurde mir das Ausmaß dieser Schlacht bewusst. Wir haben zuviele Männer verloren, um eine Stadt zu befreien, der Bewohner und als Feinde und Besatzer hassen.
Doch dies dient einer viel grösseren Sache, der endgültigen Befreiung Ahrnburgs.
Schon morgen werden wir erneut in die Schlacht ziehen, im Rahmen der von den Priestern ausgerufenen Pilgerfahrt, ich bin sicher, Ihr habt davon schon Kunde erhalten.
Nun hoffe ich, dass Euch meine Botschaft erreicht, damit Ihr wisst, dass wir wohlauf sind.
Da wir sogar aus York Verstärkung bekommen haben, bin ich frohen Mutes, obwohl ich nachts immer noch kaum Schlaf finde, da mich die Schreie der Verbrennenden, Gorix dahinsiechen und der Geruch nach Rauch wachhalten.
Dank Jelena ist Gorix soweit genesen, dass er uns auch morgen begleiten wird.
Ich hoffe, dass ich Euch bald wiedersehen werde, um Euch den Rest zu berichten, denn jetzt habe ich keine Zeit mehr, da Simon mich drängt, endlich die Kerze zu löschen. Ausserdem muss ich noch eine weitere Nachricht verfassen und hoffentlich doch noch genug schlafen, um morgen....
Nein, ich möchte den Brief nicht beenden, indem ich Euch davon erzähle, was uns morgen bevorstehen könnte.
Vielmehr will ich, dass Ihr wisst, dass ich jetzt viel lieber in Goldbach eine Tanzstunde nehmen oder mich mit Handarbeiten beschäftigen würde.
Vermutlich lässt Euch das aber meine ganze Angst erkennen, darum klammere ich mich einfach an die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, sofern ich nach dem Krieg und all dem, was über meinen Vater bekannt ist in Goldbach noch ein Zuhause finde.
Doch in dieser Beziehung vertraue ich ganz auf Euch, ma mère de remplacement aimée.
Dans une affection profonde
Lorainne
Mel:
Ma chere Madame,
Ahrnburg ist befreit und wir leben immer noch, gelobt seien die Götter.
Unglücklicherweise gab es eine heftige Auseinandersetzung mit der Reichsgarde um William Mc Kilkenny, der sogar Tote auf Seiten der Garde fordertete. Simon war zu diesem Zeitpunkt nicht zugegen, doch ich war dort und wurde verwundet. Jedoch wurde ich nicht wirklich schwer verletzt, da die von Yorks sofort zur Stelle waren und schlimmeres verhindert hatten. Auf William von York und Gorix Feuerklinge gestützt verliess ich die Auseinandersetzung.
Zu allem Unheil holten mich die Anschuldigungen, die damals vor Fanada schon gegen meine Familie ausgesprochen wurden, ein und nun verbreitet es sich wie ein Lauffeuer, dass mein Vater ein Verräter gewesen sei und ich vogelfrei bin.
Es scheint Ironie des Schicksals zu sein, dass ich ausgerechnet hier, mitten im Krieg und in den grössten Schlachten am sichersten zu sein scheine, bin ich von guten Freunden umgeben, die nicht an meiner Aufrichtigkeit zweifeln.
Alles weitere werde ich Euch später noch erläutern, jetzt bin ich müde und mein Kopf schmerzt; ausserdem hat mir Wydh (eine von Jelenas Lehrlingen) Ruhe verordnet, da ich einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen habe.
Betet für uns und auf dass wir uns bald wiedersehen.
Dans une affection profonde
Lorainne
Mel:
Ma chere madame,
Endlich finde ich nach diesem schrecklichen Tag die Zeit, Euch en detail zu berichten.
Beginnen wir bei der Schlacht.
Le petit Robert führte den Teil des Pilgerzuges an, der von Norden her angreifen würde, Simon war im Süden gebunden. Ich weiss also nicht, was im Norden geschehen ist, nach dem Grad von Roberts Verwundung her zu schliessen, haben sie schlimme Rückschläge erhalten und einige seiner Männer habe ich noch nicht gesehen, ich weiss also nicht ob sie noch leben.
Bei uns im Süden schien alles nach plan zu verlaufen, erst beäugten wir den Feind und wurden von ihm beäugt, ohne dass jemand angriff. Wie zwei Wölfe, die sich umkreisen, nur dass wir stillstanden.
Die Luft schien zu vibrieren unter der Spannung, die jeder einzelne empfunden haben muss.die Yorkschen Bogenschützen leerten anfänglich die reihen des LU, und ich ritt zwischen den verschiedenen Fronten hin und her, um simon Bericht zu erstatten. So war ausgerechnet ich an der Front, als der LU Teer entzündete. Verflucht sei dieses Alchemiezeug! Rauch nahm mir die Sicht und ich dachte schon, dass wir immer noch in Brega sind, so sehr war ich in diesem alptraum gefangen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich kurz davor war, zu fliehen, doch von Creytz fand die richtigen Worte, die meinen Willen stärkten, bis er stärker als meine Angst war. So ritt ich ihm also hinterher.
Es waren Breschen in den Wall geschlagen worden, so dass wir vorstürmen konnten. Der Teer war unterdessen gelöscht, wofür der Feind alleine verantwortlich war, da die Wälle durch die Hitze aufbrachen und sich das Wasser über den teer ergiessen konnte. Wie genau das von statten ging, weiss ich nicht, denn als ich bei von Creytz ankam, bot sich mir ein viel fantastischer Anblick, als ich ihn Euch nun beschreiben kann.
Uns gegenüber stand nicht etwas nur der LU, auch viele Hanekamper. Das hatten wir zwar gewusst, aber nicht, was nun geschah:
von Creytz gab den Befehl zum Vorrücken und ritt mit dem Götterbanner vorneweg! Wäre das folgende nicht geschene, hätte ich ihn als Narr beschimpft, doch ist er mir im alter und der Erfahrung weit voraus und als die Hanekamper dieses Banner sahen, legten sie einfach die Waffen nieder. Sie kämpften einfach nicht weiter und ergaben sich. Sie müssen diese Schlacht unter den Zeichen der Götter wohl als Götterurteil angesehen haben, denn warum sonst hätten sie sich so wiederstandslos ergeben sollen?
Ich stimmte in den allgemeinen Jubel mit ein, konnte ich es noch gar nicht fassen. Dann ritt ich zurück zu Simons Kommandoposten, um ihm Bericht zu erstatten, war er selber noch nicht mit in der Schlacht, weil er das Oberkommando für den Süden hatte.
Er hörte sich meine Ausführungen an, während sich unser jüngster Diener um meine Verwundung kümmerte. Es war nichts schlimmes, lediglich ein verirrter Pfeil, der sich seitlich in meine Wade gebohrt hatte. Ich habe vermutlich etwas mehr Blut verloren, als gesund ist, aber ich war nicht besonders eingeschränkt, und die Wunde heilt sehr gut, war der Pfeil nicht besonders tief im Fleisch, weil mein Stiefel im viel von seiner Gewalt nehmen konnte.
Euer Cousin bellte einige Befehle und dann ritten wir in den Kampf. Wiedereinmal hielt er es nicht bis zum Schluss dort oben untätig aus. Er sagte noch zu mir, dass er genausoviel Spass haben möchte, wie Robert. Doch er wird alt. Vorher ist mir das nie besonders aufgefallen, doch als ich sah, wie schwerfällig er sich mit seiner Rüstung auf das pferd hievte, wurde mir plötzlich klar, wie sehr dieser Krieg die Menschen altern lässt. Ich glaube, bald schon wird er weisses Haar haben, doch ich bezweifle, dass er weiser werden wird, ist er doch für das Kämpfen geboren und findet irgendwie tatsächlich seine Befriedigung darin, den Feind sterben zu sehen.
Wir stürmten also Richtung Stadt und etwas kam uns mit Gebrüll entgegen und trieb den Feind zu uns zurück. Die Jeldriken um Leonard von Falkenheim kamen aus stadt und feste zu Hilfe. Tatsächlich habe ich diesen Mann noch nie gesehen, doch habe ich ihn aus den vielen Erzählungen sofort erkannt.
Seite an Seite kämpften wir mit den Ordensrittern und irgendwann erwachte ich aus diesem Kampfesrausch.
Ich weiss jetzt, was sie alle meinen, wenn sie sagen ein Kampf berauscht einen.
Man denkt kaum noch nach und handelt mehr instinktiv. Wie oft hab ich mein Schwert erhoben und es auf den Feind niedersausen lassen, meist in derselben Bewegung. Allerdings verstehe ich immer noch nicht, wie das Denken aussetzen kann, man aber immer noch Freunde und Feinde unterscheiden kann.
Am Abend waren wir dann endlich in der Stadt, liessen unsere Verwundungen versorgen und trafen uns zur Siegesfeier.
Das Banner wurde dort wieder an die Priester übergeben und Einige Probleme erörtert.
Stellt Euch vor, William McKilkenny war am Abend vorher schon in die Stadt eingedrungen, doch statt mit uns zu kämpfen, hat er sich verkrochen.
Seit Brega bin ich der Reichsgarde skeptisch gegenüber gewesen, jetzt ist sie mir verhasst!
In Brega noch hatte Simon ihm ausrichten lassen, dass er sich nicht in unserer Nähe blicken lassen sollte, zu gross waren die Differenzen. Doch was macht dieser Narr?
Marschiert mit seinen Leuten unter lautem Gebrüll in unsere Feierlichkeiten.
Die Auseinandersetzungen waren nicht mehr zu vermeiden, der Kampf gegen die Reichsgarde auch nicht länger. Doch sorgten wir dafür, dass Verwundungen ihrer Anghörigen ebenso versorgt wurden, wie unsere Leute
Was wird noch alles geschehen, bevor dieser Krieg endlich ein Ende findet? bDas Reich beginnt zu zerfallen, zu unterschiedlich sind die Ansichten und Meinungen; der Widerstand reibt sich gegenseitig auf.
Und dieser verfluchte Kilkenny wagt es tatsächlich, die Anschuldigungen gegen mich und meinen Vater erneut vorzubringen und damit den Pilgerzug in den Schmutz zu ziehen. Ein Zug an Lumpen und Verrätern hat er uns genannt!
Doch irgendwann sind wir in Engonia, spätestens dann wird er sich verantworten müssen!
Nach diesen Feierlichkeiten schaute ich noch im Lazerett nach unseren Männern und Jelena, denn auch sie wurde schwer verwundet!
Bei den Göttern, auf einem Schlachtfeld hätte nicht mehr blut fliessen können.
Irgendetwas hatte sie in die Seite getroffen und die Wunde war nicht richtig versorgt worden und begann erneut stark zu bluten.
Und ihre Lehrlinge hatten die Situation nicht unter Kontrolle und Heiler waren rar gesät. Lavinia sei Dank, dass plötzlich ein Priester auftauchte, der Jelena Kraft gab, und ihre Lehrlinge wurden auch ruhiger. wäre Luthor vor Ort gewesen, wäre die Situation nicht ausgeartet. Er hätte sicher alles unter Kontrollen gehabt. Nur leider hörte ich, dass er die Verwundeten andernorts versorgt.
Es ware eine Laune der Götter, dass sie die Maitrisse nicht sterben liessen.
Richard von York tyrannisierte unterdessen das Lazarett, weil einfach nicht genug ausgebildete Heiler zegegen waren und Sasha Timberlore Jelenas Wunde auf sich übertragen musste.
Da wir alle sehr aufgewühlt waren, hielt ich es für besser, ihn zu seinem Bruder zurückzubegleiten, denn noch mehr Auseinandersetzungen unter uns können wir nicht gebrauchen.
Ich hätte gerne mehr für Jelena getan, doch bin ich kein Heiler und könnte nichts anderes tun, als ihrem Leiden zuzusehen und zu beten und zu hoffen und ihr Mut zuzusprechen. Wie oft musste ich genau das in diesem Krieg schon, ich habe die Male nicht gezählt.
Nur mit Mühe gelang es mir, die Hysterie zu überwinden, indem ich einfach langsam geatmet habe und bis 23 gezählt habe, wie Ihr es mir beigebracht habt. Ich glaube, ich mache tatsächlich Fortschritte, allerdings liegt das mehr am Krieg. Ich habe einfach nicht die Kraft, meine Energie an meinem aufbrausendem Temperament zu verschwenden, denn es gibt wichtigeres.
Man munkelt, die Königin sei auf dem Weg hierher, und ich hoffe, Euch an ihrer Seite anzutreffen, denn nichts könnte mir mehr Heimat hierher bringen, als Gesichter von zu Hause.
Euer Cousin lässt Euch grüssen und hofft, wie auch ich, dass Ihr Euch bei bester Gesundheit befindet.
Auf ein baldiges Wiedersehen,
Lorainne
Mel:
Völlig durchnässt kam der Bote im verregneten Goldbach an. Inständig hoffte er, dass die Baronin schon heimgekehrt war, sonst würde er ihr nach Süden entgegen, notfalls sogar bis Ahrnburg reiten müssen.
Geschützt vor dem Regen, unter seinem Wams, hatte er einen Brief aus Tiefensee, unstrukturiert, in Lorainnes unordentlicher Schrift,das Abbild ungeordneter Gedanken
Ma chere madame,
seit ich Euch in ahrnburg verlassen habe, hatte ich kaum Gelegenheit, außer dem Brief, den mir Euer cousin diktierte- ich hoffe, er hat Euch zeitnah erreicht- Euch von den Ereignissen zu berichten.
Nun habe ich diese, gleichzeitig aber auch den traurigen Anlass dazu.
Von Hanekamp reisten wir weiter nach Tiefensee, um die Wächter in ihrem Kampf gegen das Szivarspack zu unterstützen; der Kampf war siegreich, wir konnten die Kultisten zurückschlagen und Flamen Damian die Hexe besiegen.
Dies geschah allerdings mit mehr als nur schweren Verlusten. Wir verloren nicht einfach nur Waffenbrüder, wir verloren gute Freunde.
Richard of York fiel heldenhaft im Kampf, denn er starb, um einen anderen zu retten.
So wie um ihn wird auch um die Sturmrufer getrauert. Sie fielen allesamt- durch unsere Schwerter, denn sie verschwanden in den Wäldern um Tiefensee und als wir sie wiedersahen, standen sie bereits unter dem Einfluss der Hexe und kämpften auf der Seite des Feindes.
Wir konnten sie nicht retten.
Noch immer bin ich fassungslos ob des Verlustes, doch bin ich überzeugt, dass sie ihre Plätze im Reich der Götter eingenommen haben.
Selbst Simon trägt schwer daran und ich mache mir grosse Sorgen um ihn, musste er doch in letzter Zeit viel zu viele Menschen betrauern. Obwohl er stets Stärke zeigt, fürchte ich, dass er daran brechen könnte- im letzten Jahr ist er viel zu schnell gealtert, bald wird sein Haar völlig weiss sein und auch die Aufregung tut ihm nicht gut.
Zusammen mit dem Kommandanten der Wächter will er die Sturmrufer heim nach Dunkelfeld bringen, damit sie dort beerdigt werden. Vielleicht wird sich die Gelegnheit ergeben, einmal nach Hause zu reisen, ich denke, wenn er noch einmal heimkehrt, nach Bourvis, wird ihm das neue Kraft geben- und sicher nicht nur ihm.
Ich hoffe, wir werden Euch dann auch einmal mehr wiedersehen, vielleicht könnt Ihr seinen Schwermut durchdringen.
Bis dahin sorgt Euch nicht zu sehr, ich vermag zwar nicht viel zu tun, doch kann ich ein wenig auf ihn achtgeben.
sur un revoir prochain
Lorainne
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