Der Städtebund von Tangara > Brega
Die Kommandantur
Jelena:
Jelena musterte auch Robert, wie sie es bei all den anderen getan hatte und notierte sich im Geiste seine Verletzungen. Sie würde ihn später irgendwann aufsuchen, wenn niemand da war, und sich darum kümmern.
Sie hörte William McKilkenny mit schmalen Augen zu. Es gab viele Dinge, an die sie im Augenblick denken wollte, aber nicht, dass die nächste Schlacht anstand.
Sie zuckte innerlich die Achseln, sie war eben kein Soldat und würde es auch nie sein.
Sie räusperte sich:
"Um auf Herr Simons ursprüngliche Frage zurück zu kommen: Das Lazarett listet im Augenblick etwa 300 Verstorbene Soldaten unserer Seite, wobei ich damit rechne, dass die Zahl in den nächsten Tagen noch steigen wird. Zivile Opfer konnten nicht erfasst werden. Die jeldrikstreuen Bürger, die zur Beginn der Schlacht in den Tempel geflüchtet waren, sind in ihre Häuser zurückgekehrt."
Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und merket gar nicht, dass sie Blut in ihrem Gesicht verschmierte:
"Wir sind während der Schlacht von Bregafeuer getroffen worden..."
ein Zittern durchfuhr ihren Körper, aber ihre Stimme blieb ruhig, losgelöst von den Dingen, die sie fühlte.
"Wären wir nicht im Alamartempel gewesen, wir hätten keine Chance gehabt. So haben die Priester die Flammen eindämmen können und letztlich mit Hilfe vieler Hände auch löschen können. Wir haben einige... Verbrannte... ich... sie atmen noch. Aber... ich kann nichts für sie tun, außer ihre Schmerzen zu lindern. Wobei mir nicht mal das zu gelingen scheint."
Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie weiter sprach:
"Augenblicklich befinden sich etwa 100 Verwundete im Lazarett selbst, weitere 100 in den jeweiligen Lagern der einzelnen Truppen. Ich habe keine Übersicht über die Verwundeten in den anderen Tempeln. Etwa 10 Mann schwerverletzte Kriegsgefangene befinden sich in einem gesonderten Raum. Sie werden bald für eine Befragung bereit sein. Unsere Vorräte sind einigermaßen, wobei ich dankbar wäre, wenn nicht alle Lagerhäuser im Alchemistenviertel niedergebrannt werden, über kurz oder lang werden wir die Dinge dort benötigen."
Sie nahm noch einen Schluck aus ihrem Becher und fuhr dann fort:
"Gorix Feuerklinge wird überleben, aber es war... knapp. Ich habe Hegenbrecht von Burghorst gesehen, er schien halbwegs in einem Stück zu sein. Ich habe gehört, dass Kadegar Sonnenwende leben..."
Sie unterbrach sich, als der erwähnte Magier zur Tür herein kam und nickte ihm zu. Dann sah sie Simon wieder an:
"Mehr fällt mir über die Kommandanten nicht ein."
CayAlt:
"Frau Jelena, ihr könnt mich giftig anschauen, aber ihr seht ihr müßt auch mit Zahlen rechnen. Glaubt mal nicht, daß mir das nicht auch nahe geht. Alleine aus meiner Familie sind 5 Leute gefallen. 2 sind bei euch noch im Lazarett, wo ich sie gut behütet weiß... möge Lavinia sie küssen. Aber hier verharren und Wunden lecken nützt Brega nichts. Der Lupus Umbra muß weiter getrieben werden bevor er sich wieder erholen kann. Ich bin froh einen Trupp aus Veteranen zu haben, kampferprobte Gardisten, und so wie es aussieht die zur Zeit kopfstärkste und gesündeste Truppe. Wir müssen ziehen und die Truppen des Lupus Umbra vor Ahrnburg von ihrem Nachschub abschneiden. Das bedeutet auch Beute für die Truppen hier. Ich denke auch, daß Richard Brin bald hier einkehrt um nach dem Rechten zu sehen. Ich werde ein Bericht hier hinterlassen für den Kommandanten." Wirft William ein.
Mel:
Bei der Erwähnung von Gorix zuckt Lorainne zusammen und wieder musste sie an die schrecklichen Momente denken, als sie die Barrikade durchbrachen um das Torhaus zunehmen und von mehr als 20 Rittern nur noch eine Handvoll übrig war, zu wenig, um es zu halten. wie sie die Botschaft schrieb, damit Verstärkung kam.
Wie diese Verstärkung ausgerechnet von Gorix angeführt wurde, der so Simon, ihr und den wenigen übriggebliebenen Männern das Leben rettete.
Sie dachte daran, wie sich der Bolzen tief in seine Seite bohrte und er plötzlich zusammensackte. Dann wurden ihre Erinnerungen verschwommen, alles ging so schnell.
Sie unterdrückte sich ein Schluchzen und schenkte den Anwesenden Wein nach. Dann stahl sie sich leise aus dem Zimmer, nuschelte in Simons Richtung irgendwas von wegen Essen und Brot holen und schloss die Türe hinter sich. Als sie draussen war, lehnte sie sich an die Wand und rutschte langsam an ihr herunter.
Und endlich konnte sie ihre Tränen vergiessen, aus Trauer um die Toten, aus Erleichterung, dass andere Freunde überlebt hatten oder überleben würden.
Sie weinte, als sie an ihren Vater dachte, der als Verräter gehängt worden war und sie jetzt ohne guten Namen war, der sie schützte, denn alles war an den Baron zurückgefallen. Dieser Krieg hatte sie schon alles gekostet. Und doch waren soviele da, die eine schützende Hand über sie hielten, dass sollte ihr eigentlich Hoffnung geben, doch um neuen Mut zu fassen, war sie nicht mehr in der Lage. Und auch darum weinte sie.
Schimmi:
Auch Ferdi gingen die Berichte über die Verluste nahe. Mehrmals schüttelte er den Kopf. Dabei flüsterte er etwas wie "... so viele Tote.... hoffentlich war nicht alles umsonst." Etwas lauter dann in Richtung der anderen. "Wie geht es jetzt weiter? Meine Grenzbrücker sind noch etwas über 60 Leute. Davon knapp die Hälfte verwundet. Derzeit halten wir gemeinsam mit der Reichsgarde die Ordnung in unserem Bezirk aufrecht so gut es geht. Die Frage ist jedoch, welche der anderen Gruppierungen verlässt Brega in der nächsten Zeit? Er machte eine kurze Pause.. Stille im Raum.. Ferdi steht auf und spricht mit fester Stimme weiter.
"Ich weiss, dass die meisten hier ehrenvolle Soldaten und Kämpfer sind. Ich bin es nicht. Das weiss ich.. und ich weiss auch, dass Ihr es wisst. Deshalb bleibe ich mit meinen Leuten in Brega und möchte mich um den Aufbau der Häuser, der Infrastruktur und der Wirtschaft kümmern." Seine Stimme wird lauter und energischer. Man hört das er an die Sache glaubt. Denn das ist es, was ich kann, und was ich mir zum Ziel gesetzt habe. Ich habe vor - die Erlaubnis dieses Kreises vorausgesetzt - bei den Timberstaems in Fanada sowie bei den Grenzbrückern um Unterstützung zu bitten. Denn von dort wurde mir damals weitere Hilfe in Form von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen Dingen zugesagt und dieses würde ich nun einfordern wollen. Zum Wohle Bregas und zum Wohle Engoniens."
Während er spricht schaut Ferdi immer wieder von einem zum anderen um zu erkennen ob in deren Gesichtern Ablehnung oder Unterstützung zu erkennen ist. Als er endet setzt er sich auf seinen Platz und wartet auf eine Reaktion
Mel:
Als Lorainne mit frischem Brot wieder in den Raum trat, hörte sie die letzten Worte des Händlers, voller Hoffnung und Zuversicht gesprochen und ein müdes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie reichte jedem ein Stück Brot und versuchte auch Simon zum Essen zu bewegen.
"Ich beneide Euch um diese Zuversicht, Freund Weidenfels. Doch wie soll das gehen? Die Menschen hier sind uns nicht gerade wohlgesonnen, viele von ihnen hassen uns sogar. Wie wollt ihr hier aus diesen Ruinen wieder etwas aufbauen? Schildet uns Eure Pläne und dann können wir weitere Entscheidungen treffen."
Sie rieb sich über die rotgeränderten Augen und nahm sich einen Becher Wein.
"Zumal es hier soviel zu tun gibt, es sind ja nicht nur die Aufrufe zur Rache, oder die vielen Toten. Wir müssen weiteres Leid verhindern. Die meisten Vorräte in den Lagerhäusern sind verbrannt, es gibt kaum noch frisches Wasser, zuviel Schwefel ist hineingelangt. Die medizinischen Güter werden knapp, wir müssen Hungersnöte und Seuchen verhindern. Und ich glaube dann erst können wir uns um den Wiedraufbau sorgen."
Zitternd brach sie ab, erwartete sie heftige Widersprüche, doch wo blieben die?!
Sie schwankte und versuchte nochmals einen Schluck Wein zu trinken, doch der Becher rutschte ihr aus der Hand und fiel laut polternd zu Boden.
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