Der Städtebund von Tangara > Brega
Nachts im Lazarett
Jelena:
Jelena runzelte die Stirn über den Unterton, aber sie antwortete nichts darauf. Sie wusste, das Robert innerlich schrie, litt und tobte. Und sie wusste, dass er sich eher die Zunge rausreissen würde, als es da zu tun, wo jemand es sehen konnte.
Sie folgte Robert in das Krankenzimmer und trat zu dem Soldaten ans Bett:
"Es ist Zeit für mich zu gehen, Njordin. Ich lasse euch zurück in der Obhut eurer Brüder. Ich werde immer an euch denken, wenn über den Mut des heutigen Tages gesprochen wird. Und wenn mich jemand fragt, wessen Mut heller schien, als das Licht der Sterne, dann werde ich sagen, es war Njordin Jorgensson, der Valkensteiner, dessen Herz nicht einmal durch die Feuer der Hölle verdunkelt werden konnte."
Die Heilerin beugte sich vor und drückte dem Mann einen Kuss auf die Stirn.
Münster:
Mittlerweile hatte sich Robert mit seinen Leuten an das Krankenlager begeben und als die Heilerin sich schließlich zum Gehen anschickte trat Robert vor und musterte seinen totgeweihten Kameraden. Dieser hob langsam und unter sichtlichen Schmerzen den Arm zur Brust um seinem Oberst zu salutieren. Wie ein Mann erwiderten die anwesenden Valkensteiner den Gruß, während einige von ihnen die Worte: Überall und Jederzeit! murmelten. Dann beugte sich Robert zu seinem Kameraden herunter, der ihm mit leiser Stimme etwas ins Ohr flüsterte. Kurz darauf erhob sich Robert wieder und wendete sich an Jelena:
"Jelena! Wenn Du nach den Boten geschickt hast, dann kehre bitte umgehend zurück! Njordin wünscht deine Anwesenheit bei seiner letzten Feier! Ach, und sei doch so gut und sieh einmal nach, ob Linnea dort draußen irgendwo herum irrt! Ich hatte sie hinzu gebeten, doch sie wollte zuvor noch nach einigen von ihren Leuten Ausschau halten!"
Jelena:
Jelenas Hand war bereits am Türgriff und ihre Gestalt spannte sich, als sie Linneas Namen hörte, aber nach kurzer Zeit nickte sie nur und verließ den Raum.
Sie schloß die Tür ganz sachte hinter sich und ging gemessenen Schrittes den Gang herunter, bis sie sicher war, dass sie nicht mehr gehört werden konnte. Dann lehnte sie sich an die Wand und ließ sich langsam herabgleiten, während sie die Fäuste vor das Gesicht presste um ihr Schluchzen zu unterdrücken.
Sie hatte gedacht, sie hätte keine Tränen mehr in sich, aber sie hatte sich geirrt.
Sie kamen jetzt, ungebeten und ungewollt und Jelena wusste, wenn sie weiter funktionieren wollte, dann musste sie sich diesen Augenblick gönnen.
Nach einiger Zeit trocknete sie ihr Gesicht mit dem Ärmel und hievte sich wieder hoch.
Sie betrat die Haupthalle und winkte einen der Helfer zu sich. Sie drückte ihm ein Säckchen Münzen in die Hand und trug ihm auf mit Bier, Met und einem Barden wieder zu kommen und sich genau hier wieder zu melden. Jemand würde ihm die Sachen abnehmen.
Als das erledigt war, wandte sie sich zu ihrem Lager und zog ihre Schürze aus. Kein Blut sollte an ihr sein, wenn sie in den Raum zurückkehrte. Sie wusch sich das Gesicht und die Arme und holte eine schlanke Phiole mit klarer Flüssigkeit aus ihren Vorräten hervor.
Schimmi:
Auch Ferdi ist in dieser Nacht im Lazarett unterwegs. Er besucht jeden seiner Leute aber auch Verwundete der anderen Gruppierungen. Man sieht ihm an, dass es ihm nicht leicht fällt. Einige der Verwundeten sind schwer von den Verbrennungen gezeichnet. Bei den ersten muss Ferdi noch einen Würgereiz unterdrücken. Sind diese doch eher tot als lebendig. Hier ein tröstendes Wort... dort einmal eine Hand halten.. mehr kann er leider nicht tun für die Männer und Frauen, die tapfer gekämpft haben.
Linnea:
Linnea sitzt währenddessen in der Haupthalle an einer Wand gelehnt und lächelt mittlerweile auch wieder. Sie sieht gerade ein paar verletzten Sturmrufern zu wie sie sich mit Dylan und Asghar unterhalten, es scheint ihnen wieder etwas besser zu gehen. Gerne hört sie ihnen zu wie sie die Heldenhaft ausgeschmückten Geschichten ihrer gefallenen Kameraden erzählen und ihrer somit gedenken. Linnea war sich bewusst das sie gräber verdient hätten, doch hatte sie sich entschieden sie dem Feuer zu übergeben und somit die Asche dem Wind mitzugeben, sie hatte dabei geweint, so das ihre Männer es sehen konnten, dennoch sah sie stolz aus dabei, stolz solche Männer unter ihrem Kommando zu haben. Das ist nun einige Stunden her und nun sitzt sie hier, ein kleines bisschen ruhe in den sonst so unruhigen Tagen. Linnea sah Jelena, doch war sie zu schwach aufzustehen um mit ihr zu reden, über was auch? Sie hätte sicherlich keine Worte rausgekriegt während sie in die Augen der Meisterin geschaut hätte, also sitzt sie einfach da und schließt die Augen.
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