Der Städtebund von Tangara > Brega

Nachts im Lazarett

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Münster:
Robert hörte die Worte der Heilerin und nahm einen weiteren tiefen Zug, während seine Miene einer steinernen Maske glich, die augenscheinlich keine Regung oder Emotion zeigte. Doch Jelena kannte Robert lange genug, als dass sie die kleinsten Zeichen zu deuten wusste. Das kurze Zucken seiner Mundwinkel wenn ihn etwas beschäftigte, das Pulsieren seiner Schlagadern wenn er zornig wurde und der starre, finstere Blick wenn er sein Opfer fixierte, kurz bevor losstürmte um es mit eigenen Händen zu zerreißen. Und so erkannte sie auch jetzt, dass der Tod seines Soldaten dem alten Kämpen nicht gleichgültig war.

"Ich habe viele Männer und Frauen sterben sehen Jelena... Nicht nur hier, sondern an vielen anderen Orten. Und ich weiß, dass flüssiges Feuer eines der schlimmsten Schicksale ist..."

Robert machte eine Pause und zog erneut an dem Glimmstängel.

"Jeder der Männer und Frauen unter meinem Kommando ist bereit auf Befehl hin in den Tod zu gehen! Jeder, mich eingeschlossen! Weißt Du wie sie uns in Fanada genannt haben? In den Straßen und Wirtshäusern?! Neben vielen anderen Namen, war es einer, den ich immer wieder hörte, teils offen, teils hinter vorgehaltener Hand aus Furcht einer von uns könnte in Hörweite sein. Sie bezeichneten uns Valkensteiner als die Bastarde von Krieg und Tod! Es gab sogar eine interessante Zeichnung hierzu, die ich einmal sah. Nun, wahrscheinlich sind wir nicht wirklich die in Wollust gezeugten Sprösslinge dieser zwei Urgewalten, doch manchmal erscheint mir dieser Name passend..."

Jelena:
Jelena legte Robert die Hand auf den Arm und schwieg einen Augenblick.
"Wir sind das, wozu unsere Götter uns geformt haben..." meinte sie etwas gedankenverloren, "Tormentor ist die Wurzel eures Seins, also seid ihr auch so, wie er es für richtig sieht..."
Sie machte eine kurze Pause, bevor sie scheinbar zusammenhangslos fortfuhr:
"Ich wollte ihn einschlafen lassen... etwas gegen die Schmerzen, ein klein wenig höher dosiert... aber sobald er wieder bei Sinnen war, hat er es mir verboten. Er sagte mir, wenn er vor Tormentor trete, dann wolle er im Geiste unversehrt sein. Wenn es ihm nicht vergönnt sei, durch die Hand eines Feindes zu sterben, dann soll es die Hand eines Freundes sein..."

Münster:
Robert zertrat die Reste des Glimmstengels auf dem Boden, bevor er Jelena aufmerksam musterte. Irgendetwas war mit der Heilerin vorgegangen. Sie hatte sich verändert. Auch wenn sie noch immer die war, mit der er es genoß zu streiten, wann immer sich eine Gelegenheit bot, schien auch sie einem Fatalismus verfallen zu sein, der sein eigener hätte sein können. Der Krieg verändert uns alle... Hatte Simon vor einiger Zeit gesagt. Wahrscheinlich hatte er Recht.

"Du hast eine harte Entscheidung getroffen Jelena! Und eine, die ich nicht unbedingt von dir erwartet hätte! Aber du hast richtig entschieden! Und an diesem Punkt endet deine Pflicht und es beginnt die Unsrige! Njordin war einer von Gerhardts engsten Freunden. Sie waren damals beinahe zeitgleich rekrutiert worden und haben auch ihre Ausbildung gemeinsam absolviert."

Robert atmete tief ein.

"Ich bin mir sicher, dass Njordin es gutheißen würde, wenn Gerhardt es ist, der ihm den Segen Tormentors schenkt! Doch wenn er nicht rechtzeitig von seinem Einsatz zurück ist, werde ich es tun!"

Robert atmete tief ein...

"In der Zwischenzeit sollten wir unseren Kameraden nicht allein lassen! Jelena! Lass Bier und Met bringen! Und wenn Du kannst, bestell Marius den Barden hier hin, er müsste sich bei den Lavinia Novizen befinden! Mittlerweile spielt er ganz passabel einige unserer Lieder! Los Leute! Wir werden ein letztes Mal mit unserem Kameraden anstoßen, bevor er heimkehrt in die Hallen Tormentors!"

Jelena:
Jelena wartete, bis die anderen verschwunden waren, bevor sie Robert noch einmal bedeutete zu warten.
"Du hast mich nie wirklich gefragt, was ich meiner Göttin geschworen habe, Robert. Du hast meine Aussage immer hingenommen und dir gedacht, es wäre das übliche blabla der hochgeistigen Heiler, oder?"
Die Stimme der Heilerin war leise, sie trug nicht weit in der Dunkelheit.
"Ich habe natürlich geschworen zu helfen und Leben zu retten, aber ich habe auch geschworen nicht zu schaden und, was vielleicht noch wichtiger ist... niemals Leiden zu verlängern..."

Münster:
Robert hielt kurz inne, wandte sich jedoch nicht um. Seine Stimme bekam einen kalten Unterton...

"Ich habe dich so etwas nie gefragt, weil es letztlich unsere Taten sind, die unseren Schwüre sichtbar werden lassen!"

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