Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Nach der Schlacht von Ahrnburg - Im Lager der Valkensteiner
Münster:
"Recht und gut?!", sinnierte Bruder Ephorus leise vor sich während er die Sterne betrachtete und scheinbar geistesabwesend die schwarzen Perlen durch seine Finger gleiten ließ, die seinen Gürtel zierten. "Recht und Gut? Manches mal habe ich mich schon gefragt Jerodin, ob es wirklich eine letztliche Einheit von Recht und Gut gibt?! Etwas Rechtes mag zumeist Gut sein, aber ist auch alles Gute Rechtens? Der Rat tat gut daran zu überlegen, ob wir uns in die Belange des Krieges einmischen sollten! Weder ist sein Ausgang sicher, noch waren die Ambitionen derer die ihn führen klar zu erkennen! Doch schließlich hat der Göttliche seinen Richtspruch gefällt! Und diesem wollen wir folgen, heute und für immerdar, wo auch immer er uns hinführen mag!"
Einige Momente wartete er ab, ob Jerodins Mimik seine Reaktion vorab verraten würde. Zufrieden lächelte er...
"Du bist besser darin geworden deine Gefühle zu verbergen Jerodin! Nicht länger trägst du sie als gänzlich offenes Buch mit Dir herum! Das ist gut und schlecht. Gut in einer Situation wie dieser wo wir es sind, die der Brüder Glaube und Moral hochhalten werden, so der Göttliche uns darin Seine Kraft und Seinen Segen schenken möge! Schlecht jedoch, wenn du sie auch vor dir selbst verbirgst! Lass uns ein paar Schritte gehen Bruder!"
Elias:
Jerodin Nickte und schritt neben Bruder Ephorus durch das Lager, zunächst ohne ein Wort. Doch ob er nun sprach oder nicht machte keinen Unterschied, Ephorus wusste um seine Gedanken und Gefühle und Jerodin hatte diese auch nicht zu verbergen.
„Mein Bruder, die Hand Alerhans hat uns in dieses Land geführt und dieses Volk ist kein Schlechtes, auch wenn vieles in diesem Lande gehrt und uneins ist. Über vieles muss sich der aufrechte Bürger dieses engonischen Volkes noch bewusst werden. Und die belange der kriegsführenden Parteien, diese vermagst Du besser zu sehen als ich es kann. Was ich jedoch hier sehe, sind einfache Männer und Frauen, gläubige ihrer Götter, woran ich auf den ersten Blick nichts falsches sehe. Ein Sieg für ein freies Land ist errungen worden. Ich denke jedoch, das auch nach dem Fall des Tyrannen dieses Land noch einen langen Pfad vor sich hat. So es denn des Göttlichen Wille ist, müssen wir an ihrer Seite stehen.“
Jerodin hielt einen Moment inne.
„Ich brauche Dir sicher nicht zu sagen, dass ich frohe Stunden in diesem Lande verbracht habe und an alte Freunde zurück dachte, als Du an mich heran getreten bist. Vielleicht bin ich sogar ein wenig befangen, was die treue zu diesem Land angeht. Und doch, meine einzig wahre Treue und Hingabe gilt nur dem Herrn Alerhan, dessen sei dir gewiss.“
Münster:
Ephorus schritt schweigend neben seinem Bruder her und blickte nur dann und wann zu den Sternen auf.
"Dessen bin ich mir gewiss mein Bruder! Aber du magst Recht haben... - Die Männer und Frauen dieses Landes haben noch einen langen und steinigen Pfad vor sich, bevor sie den Frieden finden werden, den zumindest die meisten von Ihnen mit aufrichtigem Herzen suchen! Bei einigen anderen bin ich mir nicht so sicher, doch letztlich wird der Göttliche auch zu ihnen sprechen! Und sei es durch uns! Denn so wie der Göttliche einst unsere Vorväter aus der Finsternis des Unglaubens und den Feuern der Verdammnis befreit hat, werden auch wir diesem Volke die gestrenge Rechte, wie auch die mitfühlende Linke reichen! So wie es geschrieben steht in den heiligen Schriften Alerhans! Ehre dem Göttlichen!"
Mit diesen Worten zeichnete Ephorus die Mondsichel vor ihnen beiden in die Luft, um kurz darauf das heilige Buch an seiner Rechten zu küssen.
"Doch Bruder! Ich spüre das dich noch mehr beschäftigt als dieser Krieg und die Erinnerung an alte Bekannte und frühere Freunde! Sind es wieder die Träume?"
Elias:
„Das Eine wie auch das Andere mein Bruder Ephorus. Ich vermag nicht zu sagen, ob gute Seelen aus vergangenen Tagen, den rechten Pfad verlassen haben und nun beklagenswerten Scharen angeschlossen sind oder in der Ferne ein gutes Leben führen. Dennoch sind es alte Freunde, mit denen ich oft beisammen saß und deren Geschick mich als Hirte interessiert.“
Wieder hielt Jerodin kurz inne.
„Was diese Träume anbelangt, wage ich es nicht, mich zur Ruhe zu betten. Viel zu lange Zeit faste ich schon. Doch nun, da die Belagerung Ahrnburgs und auch die unserer Feste gebrochen ist, will ich diese Fastenzeit beenden und mit dem Pilgerzug ziehen und herausfinden, was hungrige Wahnvorstellung und was wahrhaftige Stimme ist. Angst zu hören habe ich nicht und auch nicht zu verstehen, doch will ich keinem Irrsinn auf den Leim gehen. So ich denn mal Schlaf finde und benötige, hab ich meinem Novizen aufgetragen, über meinen Schlaf zu wachen und niederzuschreiben, sollte ich im Schlafe sprechen. Und wenn ich erwache und mich Erinnerungen begleiten, so diktiere ich ihm auch diese. Mir ist als wäre mir dieser Traum bekannt, bevor ich ihn das erste mal erträumt habe, doch konnte ich bislang keine Bestätigung für diese Vermutung finden, weder in den Schriften, welche ich übersetzt habe, noch in denen, welche ich las.“
Jerodin ließ einen kurzen Seufzer in die Nacht.
„Bruder, solltest Du eine Antwort auf meine Fragen für mich haben, so bitte ich Dich um Deinen Rat.“
Münster:
Ephorus war stehen geblieben und musterte Jerodin erneut aufmerksam. Es schien förmlich, als würde sein Blick durch ihn hindurchdringen, durch die schützenden Schichten aus Platte und Leder, durch Stoff und Haut, bis in den Kern seines Wesens selbst.
Das silberne Emblem auf Ephorus Stirn begann zu pulsieren, während seine silbernen Linien zu glühen schienen. Dann zog Ephorus einen seiner Handschuhe aus und berühte Jerodin sachte an der Stirn, ein Gebet auf den Lippen...
"Fürchte Dich nicht Bruder! Im Namen des Herrn Alerhan! Der Eine, der da war ist und immer sein wird! Dessen Göttliches Feuer die Finsternis verzehrt! Und wie die Dunkelheit unter seinem Glanz vergeht, so sollen die Schleier des Schattenreichs zerrissen werden! So soll sein göttliches Licht die Dunhkelheit erhellen!"
Ephorus schien in eine tiefe Trance zu verfallen, die nur von weiteren Gebeten unterbrochen wurde. Dann zog er schließlich die Hand zurückl und auch das Emblem auf seiner Stirn hörte auf zu glühen.
"Es ist ein dunkler Pfad auf dem Du wandelst, Jerodin! Ein Pfad der gesäumt ist von den Häschern der Finsternis, die bestrebt sind, dich in ihre Fänge zu locken! Auf diesem Pfade wanderst Du allein Jerodin! Und auf diesem Pfade strahlt dein Glaube wie das Licht der hellsten Flamme! Dieses Licht mag die Häscher blenden, mag sie verunsichern! Aber es wird sie auch stets wissen lassen, wo Du dich befindest! Das ist der Preis den alle, die einen Funken des Göttlichen in sich tragen zu zahlen haben! Auch ich vermag noch nicht den Schleier zu druchdringen, der deine Träume umgibt! Zu ungewiss sind die Bilder noch die der Strahlende mir in diesem Moment offenbarte! Aber sei gewiss, wir werden dies weiter ergründen! Doch bis dahin übe dich in der Meditation! Übe Dich in den zwölf Enumerationen des Heiligen Alborrus auf das sie deinen Geist stärken und deinen Willen binden mögen!"
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