Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Das Lager Jelenas
Jelena:
War die Stimme der Heilerin sonst melodisch und kraftvoll, war sie dieses Mal ziemlich schwach und mehr als nur ein wenig schief. Sie brach nach der 1. Strophe ab und schüttelte frustriert den Kopf. Schließlich zog sie die Schuhe aus und ließ den schweren Gürtel herabgleiten, bis sie nur noch im Leinenkleid da stand. Sie holte noch einmal tief Luft und sang leise vor sich hin, als sie den Kreis, den Temris um sich herum errichtet hatte, mit Salz aus dem Krug nachzog.
Schließlich trat sie hinter den jungen Magier und legte ihm sachte die Hände auf die Schultern.
Temris spürte ihre Anwesenheit wie eine sanfte Berührung in seinem Geiste. Sie schirmte ihn von den Stimmen um ihn herum ab und dämpfte die Nervosität und Angst, die in ihm waren.
Temris:
Das war ein sehr schönes Gefühl. Temris dachte seltsamerweise dabei an den Geruch des Meeres und eine seicht heranrollende Flut die sich anschmiegsam auf den Strand ergoss. Er schloss die Augen. In seinem Geist war es Nacht. Zeit also, für etwas Licht zu sorgen. Vor seinem Inneren Auge entzündete sich eine kleine Glut, die sich allmählich weiter ausbreitete. Dann stoben die ersten Flammen nach oben. Nicht lange dauerte es, bis heiße Flammenzungen vor Temris inneren Auge erschien. Dann wurde er selbst von den Flammen umschlossen, aber seltsamer Weise berührten sie ihn nicht und fügten ihm kein Leid zu. Temris, der nun vollständig von diesen inneren Flammen eingehüllt war, öffnete seinen Geist.
Er befand sich in einem Kreis und schlug die Augen auf. Fast lethargisch schaute er schnurgerade nach vorne. Dann besah er sich den Mann vor sich, und vorallem: Das Schmuckstück um seinen Hals. Je länger er darauf starrte, desto mehr wandelte sich seine Sicht. Er befand sich mitten in einem Sturm aus Bändern, die sich überall hin erstreckten. Sie hatten verschiedene Farben, das kannte Temris. Manche zogen wie Blitze ohne Ziel um ihn herum, andere schienen in der Luft zu stehen. Er kniff die Augen zusammen und versuchte seine Augen wieder auf den Mann vor ihm und dessen Schmuckstück zu richten. Doch je näher er dem Schmuckstück kam, desto mehr verschwamm seine Sicht, bis er schließlich gar nichts mehr erkennen konnte. Er schloss wieder die Augen, damit er ein klareres Blickfeld bekam, doch er konnte dennoch nichts sehen. Also nahm er die Hände zur Hilfe. Er tastete sich durchs Dunkel und hie und da streiften ihn Bänder verschiedenster Magie. Manche begriff er, manche nicht.
Da... Das musste es sein. Ein Band, sehr rein... Und Temris wusste nicht, ob ihm seine Wahrnehmung einen Streich spielte, aber für einen Moment zog eine Brise von Schnee und Met an ihm vorbei. Er griff zu, doch dass stellte sich bald als Fehler heraus. Einen göttlichen Segen zu berühren, kam für Temris einem markerschütternden Erdbeben gleich. Augenblicklich stellten sich Temris Haare auf und er bekam eine Gänsehaut. Dennoch ließ er nicht los, woraufhin das Band sich wand, um dem Griff zu entgehen. Er würde es verlieren, wenn ihm nicht bald etwas einfiel. Und ob er danach nocheinmal in der Lage wäre um den Zauber zu wiederholen... Er bezweifelte es.
Da kam Temris eine zündende Idee! Ohne das Band los zu lassen lief er zu einer Maske nach dem anderen, griff schnell zu den vertrauten magischen Bändern und band sie an den Segen. Je länger er brauchte, desto schwerer wurde es. Als er fertig war ließ er das Band los und hoffte nun, das die Bänder der Masken den Segen solange halten würden, dass er einen Blick darauf werfen könne...Vergeblich. In einer weiteren markerschütternden Welle flog Temris zurück und sah, wie die Bänder der Masken alle zugleich Rissen. "Versagt!" schrie er...
Temris schlug die Augen auf. Er stand immer noch mitten im Kreis. Anscheinend hatte er sich nicht einen Zoll bewegt. Hatte er nur geträumt? Nein, das hatte sich zu echt angefüht...Der Zauber war fehlgeschlagen, das war sicher...Jetzt musste er das seinen Gefährten mitteilen.. Er biss sich auf die Lippe. Luthor sah irgendwie seltsam überrascht aus. Wieso? Temris blickte sich um...Und musste grinsen, als er den Grund für Luthors erstaunen fand. Alle Maskenstöcke waren umgefallen während des Zaubers, Und alle zeigten ausnahmslos in eine Richtung. Es war geglückt. Stolz und glücklich sackte Temris zusammen. Jetzt konnten sie Sascha suchen..
Jelena:
Wer sich während des Zaubers Jelenas Gesicht ansah, sah vor allem eines: Schmerzen.
Ihr Gesicht zeigte, dass sie die Zähne zusammenbiß und die Falte zwischen ihren Brauen spaltete ihre Stirn nahezu.
Als Temris zusammensackte, verlor sie einen Augenblick den Halt, warf sich aber auf den Rücken, um den Lehrling nicht unter sich zu begraben. So lag sie im Gras und konzentrierte sich einfach nur aufs Atmen.
Akela:
*War Lesska nach Jelenas Worten überstürzt aufgesprungen und zu den Zelten der Askarier gerannt, kam sie nun sichtlich entspannter zu dem kleinen Ritualplatz geschlendert und beobachtete das Treiben aus respektvoller Entfernung.
Als Jelena umkippte, legte sie den Kopf schief und sah Luthor udn Temris fragend an, kam aber nicht näher.*
Temris:
Temris verschnaubte eine Sekunde lang. Er musste erst einmal das Gesehene erst richtig begreifen. Die Welt der Magie war beides, Ehrfuchtgebietend und Schön zugleich. Er versuchte in seinen Gedanken das Gefühl zu beschreiben, das er hatte, als er den Segen von Askar berührt hatte. Solch eine Kraft! Kein Wunder, dass selbst Magieunbegabte spürten, wenn die Hand ihres Gottes auf ihnen liegt. Überwältigend. Götter... Kossuth hatte ihm so etwas nie gegeben...Vielmehr wirkte er wie ein ewiger Arbeiter, der seinen Lohn, sein Leben, gleich wieder mit seinem Leben bezahlte, weil er es seinem Gott auf ewig geopfert hatte...so schien es zu mindest. Diese ewige Sklaverei musste enden. Der Eid musste gebrochen werden. Aber was ging ihm da schon wieder durch den Kopf! Er schüttelte diese weitentfernten Gedanken gleich wieder ab. Temris stand auf und drehte sich um. Dort lag Jelena hinter ihm, sichtlich erschöpft und schwer atmend. Sie nahmen diese Dinge in letzter Zeit verstärkt mit. Es war allerdings schon Hilfe dazu geeilt. Dennoch fragte er, leicht in Sorge, ob alles in Ordnung sei.
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