Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Isabeau Lioncoeur:
Zu Beginn des 7. Monats 260 n.J.
Isabeau Lioncoeur ritt mit ihrem Gefolge durch die inzwischen notdürftig reparierten Tore des Gehöftes, welches man ihr als Unterkunft zugeteilt hatte. Es war früher Abend und die Schatten wurden bereits länger. Sie lenkte ihren Zelter zum Eingang des Hauses und ließ sich aus dem Sattel helfen. Sie war bereits im Morgengrauen aufgebrochen um der Königin ihre Aufwartung zu machen, offenbar war es ein anstrengender Ritt gewesen, denn die Baronin sah grau im Gesicht aus.
Hatte sie sonst immer ein Lächeln für jeden in ihrem Gesinde übrig, so blieb ihr Gesicht dieses Mal verschlossen und ihre Worte knapp.
Es dauerte nicht lang und die ersten Gerüchte machten unter dem Gesinde die Runde:
Ob sie in Ungnade gefallen war?
Aber der schwere, goldene Schlüssel hing weiterhin an ihrem Gürtel und am Banner wehte sogar ein Pennon!
Vielleicht hatte sie schlechte Nachrichten von Chevalier Simon erhalten?
Aber dafür hätte sie nicht zur Königin gemusst!
Vielleicht war sie einfach noch krank?
Immer noch? Und das, obwohl sich der Heiler der Königin um sie kümmert?
...
Bernard de Muraille:
Bernard trat respektvoll zurück und senkte für einen kurzen Augenblick sein Haupt, nachdem er der Baronin vom Pferde geholfen hatte. Es war nicht nur Ihr Erscheinungsbild, auch schien sie im ganzen wie von einem kühlen Nebel eingehüllt der sie grau und kalt wirken ließ. Bernard lief ein kalter Schauer den Rücken hinab, als Ihm dies in ihrer Nähe von neuem deutlich wurde. Der Knappe gab sich alle mühe seinen Schrecken zu verbergen, was Ihm auch ganz gut gelang, sodass er beim wieder aufschauen ein Jedem mit gewohnt festem Blick begegnen konnte.
Doch nicht Blicke anderer zogen nun seine Aufmerksamkeit auf sich, sondern das Notdürftig geflickte Tor zum Anwesen. Er hatte kaum gelernt mit Holz zu arbeiten, aber diese Konstruktion, die sich dort vor Ihm in die höhe reckte, sah noch immer nicht sehr vertrauenserweckend aus.
Isabeau Lioncoeur:
Isabeau nahm Bernards Arm, um die Stufen zu ihrem Zimmer heraufzusteigen und stützte sich mehr als sonst darauf.
Oben angekommen entließ sie alle Mägde, die ihr aus dem schweren Ornat helfen wollten, in dem sie der Königin ihre Aufwartung gemacht hatte und bedeutete dem Knappen da zu bleiben. Sie legte die Handschuhe ab und löste die Nadeln, die ihren Kopfputz hielten, alles ohne ein Wort zu sagen.
Sie stellte sich an das Fenster und sah eine Zeit lang stumm heraus, es schien schon fast so, als ob sie Bernards Anwesenheit vergessen hatte.
Als sie sprach, da war es so leise, dass man es keinesfalls jenseits der Türe vernehmen konnte.
"Steht Muraille treu zu mir?"
Bernard de Muraille:
Bernards Blick verriet einen Moment der Verwirrung, den diese Frage in Ihm auslöste, doch ohne weiter zu zögern straffte sich der Knappe:
"Madame, ich bin Stolz als Muraille seit Je her der Treue Schild Goldbachs seien zu dürfen. Wie meine Ahnen würde weder mein Vater, noch werde Ich jemals von Eurer Seite weichen - gleich was auch geschieht."
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, bröckelte sein Eifer jedoch ein klein wenig dahin und unter zusammengezogenen Augenbrauen traute er sich zu fragen:
"Ist etwa.. Madame, aber verzeiht mir meinen Wissenseifer. Gibt es denn Grund diese Treue zu prüfen?"
Isabeau Lioncoeur:
Isabeau seufzte und rieb sich die Schläfen.
"Wir sind nicht in Ungande gefallen, Bernard. Im Gegenteil, die Königin ist zufrieden mit unseren Diensten. Aber sie hat eine schwerwiegende und weitreichende Entscheidung gefällt. Sie wird in den kommenden Tagen das caldrische Imperium ausrufen."
Die Adlige drehte sich um und betrachtete den jungen Mann vor sich.
"Das bedeutet, dass sie Jeldriks Anspruch an den Thron negiert. Begreifst du das?"
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