Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Isabeau Lioncoeur:
"Mir scheint deine Jungs schlagen etwas über die Strenge, Jaques." ertönte die ebenso ruhige Stimme seiner Oberherrin.
"Hast du eine Erklärung dafür?"
Lilac:
Nun knetete der Mann seine Mütze doch zwischen den großen Händen.
Er ließ sich jedoch nicht weiter aus der Ruhe bringen und antwortete nach einem tiefen Luftholen mit Bedacht:
"Sie sind schon ein Weilchen von Zuhause fort, und die Hitze macht sie ein bisschen übermütig, Madame. Ich werde dafür sorgen, dass sie etwas mehr Beschäftigung bekommen, damit sie auf andere Gedanken kommen."
Ein bisschen klang es, als erkläre er das Missverhalten eines jungen Pferdes...
Isabeau Lioncoeur:
Es ertönte das Rascheln von Stoff und wieder Isabeaus Stimme:
"Ich habe mir bereits so etwas gedacht. Und ich stimme dir durchaus zu. Nichtsdestotrotz scheint mir, dass ich ebenfalls noch einmal klar machen sollte, dass ich solches Benehmen nicht dulde."
Ein Seufzer war zu hören, bevor sie weiter sprach:
"Lavinia weiß, das ich nicht übermäßig prüde bin, aber so etwas ungeahndet zu lassen, würde den Eindruck vermitteln, dass hier Nachstellungen geduldet werden."
Der Paravent wurde zur Seite geschoben und Isabeau drehte sich auf ihrem Frisierschemel zu dem Stallmeister um. Sie lächelte ihn besänftigend an:
"Ich werde gleich zu den Knechten auf dem Hof sprechen und gehe davon aus, dass so etwas nicht noch einmal geschehen wird, oui?"
Lilac:
Nun sah der Mann seine Herrin an und nickte ruhig.
"Naturlement, Madame. Dann werde ich die Burschen mal zusammenrufen."
Der Stallmeister verbeugte sich in der für ihn typischen Art - ganz und gar nicht höfisch-galant, sondern eher in Form eines auf die Schultern übergreifenden Nickens und wartete dann nur noch darauf, entlassen zu werden.
Es war allen klar, dass es unten kein Geschrei geben würde - der Stallmeister schrie nicht. Aber nichts desto trotz würde er mit den Männern reden und sie würden seinen Worten folgen. Bei seinen Pferden war es auch immer so. Er hatte diese natürliche Autorität, die nur äußerst selten in Frage gestellt wurde...
Isabeau Lioncoeur:
Isabeau entlies ihn mit einem Nicken und bedeutete Fleur dann die Friseur zu vervollständigen. Normalerweise trug die Baronin ihre Haare beim Abendessen in einfachen Zöpfen und krönte sie mit einem Schapel. Heute jedoch wurden sie in Schnecken gedreht und unter den Crespinettes festgesteckt.
Als Isabeau sich erhob, da war nicht der geringste Zweifel daran, das die Baronin von Goldbach vor einem stand und sie jeder Zoll die mächtige Adlige war, wie sie in ganz Caldrien bekannt war.
Sie verließ ihr Gemach und begab sich in den Hof, wo die jungen Männer alle betreten mit den Füßen scharrten und überall hinsahen, nur nicht ins Gesicht ihrer Oberherrin.
Als Isabeau sprach, da hob sie nicht die Stimme, aber trotzdem hörte man sie bis in die letzte Ecke des Hofes:
"Ich habe das Gefühl, dass einige wichtige Grundsätze, nach denen die Männer und Frauen in diesem Haushalt miteinander leben, vergessen worden sind. Lavinia lehrt uns den Respekt zwischen Mann und Frau. Bisher war ich immer in der Annahme, dass keine Maid unter meiner Herrschaft um ihre Tugend fürchten muss. Diese unglückselige Episode heute lässt mich jedoch an der Richtigkeit dieser Annahme zweifeln. Zwar habe ich nicht erkannt, wer der Rädelsführer war..."
Isabeau ließ ihren Blick über die Knechte schweifen und blieb unbeirrt an demjenigen hängen, dessen Hinterkopf nun von einer zweifelsohne majestätischen Beule gekrönt wurde, womit sie zweifelsfrei bewies, dass sie ganz genau wusste, wer da im Teich gelandet war,
"... aber ich bin mir auch ziemlich sicher, das es nicht das Werk eines Einzelnen war. Aus diesem Grunde wird nun folgendes geschehen: Da ihr offenbar nicht in der Lage seid den Frauen dieses Haushaltes den nötigen Respekt zu bezeugen, seid ihr es auch nicht wert ihre Gesellschaft zu genießen. Ich gebe hiermit kund und zu wissen, dass die Knechte meines Hauses bis auf weiteres nicht an der Tafel speisen werden, sondern ihr Essen auf dem Niveau einnehmen werden, auf welches sie sich herabgelassen haben: hier im Hof! Dies sei so lange Stand, bis die Mägde darum bitten, das sie davon erlöst werden."
Isabeau ließ ihren Blick von Gesicht zu Gesicht wandern und schätzte die Reaktion jedes einzelnen der guten Dutzend Knechte ab, bevor sie kehrt machte und im Inneren der Halle verschwand.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln