Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Isabeau Lioncoeur:
"Herr Tannjew ist der jüngere Sohn des Herrn von Norngard, eines Rittergutes in Barad Konars eigener Baronie Salmar. Sein Vater und Bruder waren Tiorsanhänger und Allaron war Ritter des Lupus Umbra, als es noch ein exklusiver Orden Tiorsgläubiger unter der Führung Barad Konars war."
Isabeau verstummte, als würde sie genau überlegen welche Worte sie wählen sollte.
"Tannjew fand seine Berufung nicht dort, sondern wurde Ritter im Orden des heiligen Jeldrik und erhielt ein kleines Gut namens Wiesenquell. Er distanzierte sich von seiner Familie... bis Barad Konar den Thron bestieg. Sein Bruder war gefallen und er damit der Erbe Norngards. Bei einem Besuch zu Hause starb sein Vater und Barad Konar, damals noch Baron von Salmar und seit neuestem der Erbe von Middenfels, beschuldigte ihn, seinen eigenen Vater getötet zu haben. Dies veranlasste Tannjew zur Flucht und wir hörten lange nichts von ihm. Er kehrte zurück, als der Usurpator den Thron bestieg und scharrte den Widerstand um sich. Er ist ein Mann, dem es leicht fällt Loyalitäten auf sich zu zentrieren."
Sie schwieg wieder und führte Bernard zu einer windschiefen Bank unter einem Apfelbaum.
"Es ist wichtig, das ihr gut zuhört und euch merkt, was ich euch erzähle, denn ihr werdet auf diese Männer treffen und müsst wissen, wie ihr sie einschätzen müsst."
Sie wartete ein zustimmendes Nicken ab und fuhr fort:
"Tannjew tat etwas, was im Nachhinein sowohl brilliant als auch grenzwertig zu sehen ist. Er holte die Valkensteiner ins Land. Er stellte Andarra unter das Protektorat des Herzogs von Valkenstein und wurde damit zum Wojwoden von Andarra. Er schuf damit eine Barad Konar entgegengesetzte Macht als Gleichgewicht, die in der Schlacht an der Beransader einen großen Sieg errang und uns allen damit ein ganzes Jahr schenkte. Allerdings brach er damit aber auch alle Lehenseide und die Königin ließ ihn für vogelfrei erklären."
Isabeau seufzte:
"Es war eine schwierige Situation, die Königin musste ihr Gesicht wahren und da war noch die Sache mit dem Mord an seinem Vater. Also ließ sie verlautbaren, dass Tannjew sich an ihrem Hofe zeigen solle um Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. Und wieder einmal überraschte er uns mit einer brillianten Ausführung... Er machte sich von Caer Conway aus nach Donnerheim auf, allerdings im Büßergewand! Er trug Sack und Asche und ging unbewaffnet, jeder Wegelagerer hätte Hand an ihn legen können! Begleitet wurde er nur von diesem impertinenten Zwerg, der die Funktion eines Leibwächters erfüllte. Er klopfte damals an die Tore Goldbachs und ich gewährte ihm Gastrecht..."
Bernard de Muraille:
"und seitdem ist er unter unserem Geleit? Dieser Mann scheint vor allem Selbstlos zu sein.. Zumal er viel verlor, bevor er den Rest für Engoniens Wohl opferte."
Trotzdem schüttelte er den Kopf
"Doch trotz allem, stellt solch ein Marsch allein die Ehre eines Mannes wieder her? Oder ist auch Dies Teil unseres Anliegens, sobald wir zu Hahnekamp vorgetreten sind?"
Isabeau Lioncoeur:
"Nein, die Dinge, die ich berichte sind vor über zwei Jahren geschehen. Tannjew erreichte Donnerheim und die Königin ließ nicht nur Gnade walten, sondern setzte ihn offiziell als Herrn von Norngard ein, um seinen Erbanspruch zu bekräftigen und damit zu zeigen, dass sie den Anschuldigungen, die durch Barad Konar verbreitet wurden, keinen Glauben schenkte. Sie nutzte diese Gelegenheit um in Verhandlungen mit Valkenstein direkt zu treten. Das Andarra unter der Regentschaft Tannjews hielt bis zum Winter 258, als Caer Conway geschliffen wurde und fast gesamt Andarra unter die Herrschaft des Lupus fiel. Anschließend habe ich seine Spur verloren. Er ist wohl mit den Hauptleuten des Widerstandes nach Tangara gezogen, aber das nächste Mal, das ich etwas von ihm vernommen habe, war nach dem Tag des Wolfes in Fanada. Es hieß, er sitze im Kerker des Herzogs von Hanekamp. Wieso und wie er dahin gekommen ist..."
Isabeau breitete die Hände aus und zuckte mit den Achseln.
"Es sind Gerüchte aufgekommen, wonach Tannjew Informationen über den Tod von Hanekamps Sohn habe... offenbar war Barad Konar nicht nur damals dabei gewesen, als 251 n. Jeldrik Athorn von Hanekamp in Condra starb, sondern hatte maßgeblich damit zu tun! Du wirst sowohl auf Tannjew, wie auch auf den Herzog von Hanekamp treffen. Wenn der Punkt richtig gewählt wird, dann könnte der Wunsch des Vaters nach Rache seine Loyalität gegenüber Barad Konar aushebeln."
Lilac:
Während die Baronin und der Knappe im Garten ihre vertraulichen Gespräche führten, hatte das Gesinde die Halle wieder zurückgebaut und Lampen entzündet, die Hoftore geschlossen, alle Tiere in die Ställe getrieben und letzte Dinge auf- und weggeräumt. Endlich ließ auch die vermaledeite Hitze des Tages nach! Einige Zeit lang versammelte man sich noch in kleinen, geselligen Gruppen, führte letzte, kleine Handarbeiten aus und unterhielt sich ...
"Es ist ja doch ein wenig hart für die Männer, draußen essen zu müssen..."
hörte man eine Frau sagen.
"Das mit dem warmen Essen direkt aus dem Topf ist jedenfalls so nicht zu machen!"
meinte eine Andere kopfschüttelnd.
"Was sollen wir tun, wenn das Wetter schlechter wird?"
sorgte sich einer der Knechte.
"Ich finde, ich sollte weiterhin rein dürfen, ich war ja gar nicht beteiligt!"
empörte sich ein anderer. Der erste erwiderte grummelig:
"Und dabei hat es sich gar nicht gelohnt - die hübschen waren alle unter Wasser! Und bei dem Gekreisch nachher konnte man auch kaum was sehen - wir mussten ja Fersengeld geben...."
Ein Dritter meinte:
"Hoffen wir, dass die Weiber uns bald wieder in die Halle lassen! Hast du da nicht Verbindungen? Sag doch deinem Liebchen, dass sie die Baronin bitten soll, uns wieder reinzulassen, ja?!"
"Bei der kann ich mich im Moment nicht blicken lassen, ich glaub, sie hat mich im Wegrennen erkannt..."
antwortete der Angesprochene.
Bei den Frauen ging es auch weiter:
"Ich hab einem von den Kurzen nach dem Essen noch heimlich einen Nachschlag gebracht - für die Jungknechte kommt es ja doch ganz schön hart an!"
"Soll es denn auch Morgen so weitergehen? Auch zum Frühstück?"
"Mensch, wasch dir mal die Füße, dann kann der Dreck aus deinen Ohren nachrutschen! 'Bis auf weiteres nicht mehr an der Tafel' hat sie gesagt. Das heißt, auch beim Frühstück!"
An anderer Stelle wurde auch gemurrt, wenn auch über andere Umstände:
"... vermisse meine kleinen Kobolde! Hoffentlich tanzen die meiner armen Christine nicht zu sehr auf der Nase herum, die Rabauken!"
"Ja, ich find auch, wir könnten langsam mal zurück nach Hause - was sehne ich mich nach einem Abend im 'Le Verrat'!"
"Ach, du willst doch nur Valerie, die Schankmaid wiedersehen!"
"Ja und? Hier ist ja nix! Man hat ja keine Ruhe hier, für nix! An die Weiber hier darfste nich ran, andere gibbet kaum, oder sie sind zum Abgewöhnen! Und die Valerie..."
"Ach, mir wäre mein Strohsack zuhause schon Glück genug!"
"Ja, weil deine Christine da mit drauf liegt!"
Das sorgte für schmutziges, aber heiteres Gelächter...
Lilac:
Inzwischen hat sich Fleur mit einer Lampe und dem allabendlichen frischen Krug Wasser an den Fuß der Treppe zu den Gemächern der Baronin gesetzt, um diese bei ihrer Rückkehr auf ihr Zimmer zu begleiten. Sie nutzt die Wartezeit um, gemütlich an die Wand gelehnt, ein paar kleine Ahornblätter auf eine Schürze zu nähen, nur gelegentlich unterbrochen von einem liebevollen Streicheln des dicken Bauches und leisen, beschwichtigenden Worten, wenn das Kind all zu doll strampelt.
Doch irgendwann verharrt die Nadel in der Bewegung, Fleurs Augenlieder sinken herab und sie döst, erschöpft von dem langen Tag auf ihrer Warteposition ein...
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