Der Städtebund von Tangara > Brega

Nach dem Knollenfest

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Jeremias:
Damian wachte in dem kleinen Zimmer auf, dass er in der Nähe des halb wieder aufgebauten Alamartempels gemietet hatte. Draussen herrschte noch Dämmerung und er gähnte. Diese kurzen Nächte, die solche Abende wie der gestrige gebaren, waren im Winter wirklich besser zu ertragen. Als er zur Waschschüssel griff, kam ihm die Erinnerung an einen angenehmen Traum des Nachts, an den er sich nur schemenhaft erinnern konnte. Er spritzte sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht und zog sich an, um sein Morgengeben zu halten, in einem festen Tempel. Eine Gnade, die ihn in letzter Zeit nur selten ereilte.

Im Tempel wachte Flamen Gerion, Vorsteher des Breganer Alamartempels auf. Im Gegensatz zu seinem Glaubensbruder Damian war er deutlich hektischer in seinen Bewegungen und sein lauter Ruf weckte den Novizen in der nächsten Kammer. Er liess sich in aller Eile ankleiden und schickte dann den Novizen, den Hauptraum vorzubereiten, als ob ein hoher Würdenträger empfangen werden sollte. Danach liess er die übrigen Flamines rufen und berichtete ihnen von der Botschaft, die Alamar ihm geschickt hatte.

In der Küche des Hauses, dass Damian beherbergte, war die Witwe bereits aufgestanden und hatte dem Flamen ein kleines Frühstück bereitgestellt. Sie war stolz drauf, dass ein solch bekannter und hochgestellter Mann bei ihr untergekommen war und nahm das Silberstück Damians mit Freuden an. Damian dankte ihr herzlich und aß und trank mit Genuss. In einem festen Bett zu schlafen und in einer warmen und bequemen Küche zu essen war ein Luxus, den es im Pilgerzug noch nicht einmal für die Imperatorin gab.

Die Novizen des Tempels waren inzwischen in hellster Aufregung. Gerüchte hatten sich im gesamten Haus verbreitet und hinter vorgehaltener Hand flüsterte man darüber, was denn der Grund für die Hektik war. Unter dem strengen Blick der Flamines wurden Kultgegenstände noch schnell poliert und die Tempelgardisten inspiziert. Schliesslich trat Flamen Gerion vor die versammelten Tempelmitglieder und berichtete auch ihnen von dem besonderen Ereignis des heutigen Tages.

Während bereits die ersten Breganer auf den Strassen waren, noch vor dem ersten Sonnenstrahl, wanderte Damian in Gedanken versunken zum Alamartempel. Ihn ließ der Traum nicht los, den er gehabt hatte und er bekam das Gefühl, dass die Erinnerungsfetzen dichter wurden. Kurz bevor die Sonne den Horizont berührte, bog er um die Ecke und sah den Alamartempel. Irritiert sah er die gerade hereinwuselnden Novizen und die strammstehenden Tempelgardisten. Sehr viel Aufregung für die frühe Stunde, dachte er sich.

Flamen Gerion, die übrigen Flamines hinter ihm aufgestellt und dahinter die Novizen des Breganer Tempels standen aufgereiht im Hauptraum, als draussen ein zackiges Stiefelknallen zu hören war und die Türflügel durch die Gardisten geöffnet wurden. Herein trat Flamen Solis Alamariani Damian und ein Raunen ging durch die Menge.

Damian trat durch die Flügel, noch stärker irritiert durch das Verhalten der Gardisten und betrat den grossen, bereits reparierten Hauptraum des Breganer Alamartempels. Dort sah er die aufgereihten Flamines und auf seinem Gesicht zeigte sich für einen Moment offene Verwunderung. In diesem Moment trafen die ersten Sonnenstrahlen auf die grosse Alamarstele in der Mitte des Raumes und die geweihten Kristalle verteilten das Licht im gesamten Raum. Und gleichzeitig verflog der Schatten in Damians Geist und mit unglaublicher Klarheit konnte er sich an seinen Traum erinnern.

Die Tempelangehörigen sahen Damians verwundertes Gesicht und als das Licht in den Tempel fiel, stimmten sie im vielstimmigen Choral das Lied zur Begrüssung des Morgens an. Als Damian auf die Knie fiel und mit voller Stimme anfing, Alamar zu danken, erfüllte dieses wechselseitige Gebet den gesamten Raum mit einer wohltönenden Lobpreisung des mächtigen Herrn Alamars.

Als der Choral verebbte, trat Flamen Gerion nach vorne und sprach mit einer wohltönenden, durch lange Jahre des Gesangs geformte Stimme: "Sehet, ihr Diener Alamars! Sehet, die ihr ihm euer Leben weiht! Sehet und seid Zeugen!
Vor ihm kniet sein Diener Damian! Vor ihm fällt nieder dieser Flamen Solis Alamariani! Vor ihm beugt dieser Mann sein Haupt!
Und Alamars Gnade erhebt ihn! Und Alamars Licht erfüllt ihn! Und Alamars Glanz krönt ihn!
Alle mögen es sehen und bezeugen, dass er nun ist  Flamen Magnus Solis Alamariani Damian!
Preiset den Herrn Alamar!
Alamar in der Höhe, wir preisen dich!
Alamar in der Höhe, wir preisen dich!
Alamar in der Höhe, gewaltiger Herr, wir preisen dich!"

Wie durch einen Schleier sah Damian, wie Gerion zu sprechen anhob und wie durch Wolle hörte er dessen Stimme. Doch alles war umgeben vom Lichte Alamars und dem tosenden Lied seiner Macht. Er spürte, wie Alamars Hand ihn berührte und in seinem Innersten sein Herz berührte. Er fühlte den herrlichen Glanz der Sonne in seinem Inneren und erhob die Stimme, um mit Gerion seinen Gott Alamar zu lobpreisen.

Und im Lichte der aufgehenden Sonne wurde Damian neu geboren im Schein Alamrs und neu gesegnet durch die Hand seines Gottes. Und als er die Flamines und Novizen durch das Morgengebet führte, war die Anwesenheit Alamars im gesamten Tempel zu spüren.


Damian blieb noch bis zum nächsten Tag im Tempel und leitete noch die übrigen Zeremonien des Tages, um dann einen Tag später als geplant zurück zum Pilgerzug zu reisen. Den Tag über kamen viele Breganer in den Tempel, die von dem Segen Alamars gehört hatten. So mancher Breganer fasste aufgrund der hoffnungsvollen Worte Damians wieder Vertrauen in die Gnade der Götter und mehr als einem verzweifeltem, durch die Ereignisse zutief getroffenem, Bürger der Stadt wurde wieder froh ums Herz.

Als Damian Brega verließ und sich zurück zum Pilgerzug aufmachte, war sein Schritt beschwingt und froh. Er freute sich bereits auf die Rückkehr und sogar die Aussicht auf die lange Belagerung konnte sein Herz nicht trüben, denn nun würde der letzte Zweifel über die Frage verfliegen, auf wessen Seite die Götter denn nun stünden.

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