Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Im Winterquatier von Simon
Simon de Bourvis:
"Lorainne! Allez, teil diese Männer ein und dann erwarte ich dich, Du musst einige Briefe schreiben. Jeder, der nicht schon nahe Engonia ist, soll sich in Brega einfinde. Dort können noch einige Besorgungen gemacht und Vorabstrategien geplant werden, bevor wir uns auch nach Engonia aufmachen. Die endgültigen Einteilungen können wir dann erst vor Ort machen, wenn wir die genauen Begebenheiten kennen. Vielleicht haben wir in Brega auch die Gelegenheit, Abschied zu feiern, nur die Götter wissen, wer danach wieder zu seinen Familien heimkehren kann."
Simon wandte sich ab, brüllte noch ein paar andere Befehle und zog sich schliesslich zurück, um zum Xten Mal die Schärfe der Waffen und den Zustand der Rüstung zu kontrollieren.
Mel:
Lorainne nickte geistesabwesen und wies die Männer ein.
"Brega, immer wieder Brega..." murmelte sie vor sich her. Wie verhasst ihr dieser Ort doch war. Der einzige Trost war die kleine Taverne von Lisbeth Malzmüller, obwohl sie diesmal vermutlich wenig trost im Alkohol finden würde. Seit Richard Tod, als Simon sich so betrunken hatte, wie sie ihn selten gesehen hatte- und ihr es auch nicht besser ging- und Jelena ihnen eine Standpauke gehalten hatte, die sich gewaschen hatte, schränkte sie ihren Alkoholgenuss rigoros ein. Es reichte, wenn Simon betrunken war, doch je näher das Kriegsende- welches Ende es auch immer sein sollte- in greifbare Nähe rückte, desto weniger trank auch er.
Als sie an Jelenas Blick dachte, als sie ihnen jene Standpauke gehalten hatte, lief es ihr kalt den Rücken runter. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie von jemanden so angeschaut worden war. Ihre Mutter hatte sie niemals so angeschaut, ja nichteinmal die Baronin.
Da fiel es ihr ein, Giselle, die zweite Frau ihres Vaters hatte sie öfter mit einem solchen Blick bedacht. Voller abscheu.
Lorainne rieb sich die müden Augen und verscheuchte diese Gedanken.
Als alles erledigt war und sie zu Simon in ihre Unterkunft trat, fand sie ihn gedankenverloren über Klingen streichend.
Vorsichtig legte sie ihm die Hand auf den Arm:" Die Schwerter sind geschärft, sie können einem Mann ohne weiteres den Kopf abtrennen, oder zumindest den Arm." Sie lächelte verhalten.
Als Simon sie wahrnahm lächelte er väterlich und wies ihr einen Platz zu, damit sie endlich einige, zum Teil schon längst überfällige Briefe verfasste.
Simon de Bourvis:
Simon ging hinter Lorainne hin und her, diktierte, verwarf den text, richte ihr ein neues blatt, diktierte weiter.
hin und wieder stoppte er kurz, wenn sie- besorgt über seine wortwahl- die stirn runzelte.
"Mademoiselle, je te peux lire comme un livre. avec quoi n'es-tu pas d'accord ?"
Er setzte sich ihr gegenüber und beobachtete sie genau, wie sie sich auf die lippen biss, während sie schrieb und offenbar versuchte, so manches hartes wort ein wenig abzuschwächen.
Das Schaben der Feder über das Papier hatte ein beruhigendes Geräusch und er schweifte mit seinen Gedanken ab.
Vor einiger Zeit sass ihm jemand anderes gegenüber, ebenso emsig bemüht, seinen worten mehr ausdruck zu verleihen.
Scrivel- war es tätsächlich schon ein jahr her, dass er das banner über brega gehisst hatte? dass sie durch die flammen geritten waren, pierre neben ihm und larainne dicht hinter ihm. sie hatte nur fast das augenlicht verloren, doch pierre sein leben.
er beugte sich ein wenig vor, im lorainnes gesicht im feuerschein sehen zu können. nur noch ein silberner streif, vom linken auge, über die nase fast hinunter zum rechten mundwinkel zeugte noch von den erlebnissen.
die heilerin hat gute arbeit geleistet und die götter scheinem dem mädchen wohlgesonnen ging es ihm durch den kopf.
Wenn dieser Krieg endlich vorrüber wäre, würde er sie niemald wieder solchen gefahren aussetzen und anständig verheiraten.
dann fiel ihm wieder ein, dass sie eine widerspenstige kratzbürste war und sich sicher nicht einfach verheiraten liesse... doch irgendwie musste er sie absichern, denn wer sollte sonst auf sie achtgeben, dass sie nicht ständig in irgendein fettnäpfchen trat? seiner cousine würde er das sicher nicht überlassen... obwohl er schon geneigt war, sie noch einmal nach goldbach zu schicken- um ihre motivation auf einen kampf, der mit schwertern ausgetragen wurde zu heben.
Mel:
zum dritten mal sprach sie ihn jetzt an, doch auch jetzt hörte er sie nicht.
Stattdessen starrte er nur vor sich hin, sein Gesicht zwar besorgt, aber sonst kaum eine Regung zu erkennen. Er vermochte sie zu lesen, wie ein Buch, immerhin hatte er keinen unerheblichen Betrag zu ihrer Erziehung geleistet, doch sie konnte ihn kaum durchschauen.
Es sein denn, er liess es von sich aus zu oder war in diese eine Art Melancholie gestürzt, aus der er nur wieder herausfand, nachdem er sich heillos betrunken hatte.
Lorainne schon das Papier beiseite und schenkte ihnen tee ein, für simon mit einem kleinen schuss neldanischem brandy. das grundrezept stammt tatsächlich aus nelda, irgendwer hatte von dort mitgenracht, doch für firngarder war er offenbar zu schwach gewesen, also verfeinerten sie ihn und brauten seitdem selber.
Münster:
Draußen vor dem Quartier Simons rumpelte es lautstark und kurz darauf öffnete sich auch bereits die Türe.
Für den ersten Moment sah es aus, als hätte ein aufrecht gehender, teils von Schnee bedeckter, Eber seine Weg in das Quartier des caldrischen Ritters gefunden, doch auf den zweiten Blick erkannte er, das es sich um Robert handelte, der sich einen dicken, braunen Pelzumhang über die kriegsgezeichnete Platte gehangen hatte.
"Tormentor zum Gruße, Simon! Ein feines Wetterchen haben wir da draußen! Noch drei, vier Grad kälter und ein schöner, schneidender Wind und ich fühle mich fast wie zuhause! - Oh, hallo Lorainne! Hast Du für einen armen Soldaten vielleicht auch einen Schluck? Der Tee riecht hervorragend."
Schlagartig ließ sich Robert auf einen nahe stehenden Stuhl fallen, der bedenklich unter dem Gewicht des Zwergen ächzte.
"Also meine Freunde? Marschieren wir los oder warten wir darauf, dass der Rest unserer Armee von den Marketenderinnen besiegt wird?"
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