Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

Nach dem Tod Barad Konars - in der alten Akademie

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Wassilij:
Wassilij sah Jenna aufmerksam an. Bruchteile einer Sekunde später, als er das Geschehene durchdacht hatte, wurde sein Blick freundlich und vertrauensvoll.

Seine Haltung änderte sich unmerklich und nur Jelena bemerkte, dass er sich bereit machte, schnell handeln zu können.

"Sagt Jenna, wovor lauft ihr davon? Unsere Sprache ist Euch geläufig. Ausserdem Euer Name und der Eurer Tochter enstammen dieser Sprache. Was treibt Euch soweit? Vielleicht können wir Euch helfen."

Lilac:
Plötzlich wurde nicht nur Jennas Stimme, sondern ihre ganze Körperhaltung abweisend. Sie drehte Wassilij halb die Schulter zu, wechselte ihre Position so, dass nun die kleine Wanne zwischen ihnen lag. Auch hielt sie Malla möglichst weit von den anderen Personen weg. Man sah der Frau an, dass der Umstand, dass der Raum nur eine Tür besaß und dass die anderen Personen zwischen ihr und dieser Fluchtmöglichkeit standen, sie alles andere als beruhigte.
In ihrer Stimme schwangen zugleich Furcht und Kampfeswille, sowie auch Stolz und Trotz und eine gehörige Portion Verzweiflung mit, als sie sagte:

"Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Herr Wassilij. Ich kam her, um Hilfe für meine Tochter zu kriegen. Ihr habt gesagt, wir dürfen auch die Nacht hier bleiben. Morgen früh werden wir weiterziehen! Und wir werden irgendwo etwas finden, wo ich arbeiten kann und wo es uns zweien gut geht!"

Wassilijs Hilfeangebot verhallte in ihrer Panik ungehört...

Jelena:
Jelena verdrehte die Augen als Wassilji den Mund aufmachte und versuchte ihm ins Wort zu fallen, aber es war zu spät.
Mit einem genervten: "Dosta!" und einer scharfen Handbewegung schickte sie den Krieger aus dem Raum:
"Warte bitte oben auf mich, ich komme gleich."
Sie wartete bis der Mann das Zimmer verlassen hatte bevor sie sich wieder Jenna zuwandte:
"Alles was ich gesagt habe gilt weiterhin, Jenna. Dir steht es natürlich frei zu gehen wann immer du willst, aber die Nacht ist schon hereingebrochen und hier ist es sicherer als draußen. Du musst deine Geheimnisse nicht mit uns teilen. Wydh und ich lassen dich jetzt alleine. Wenn du hier fertig bist findest du uns nachher im Speiseraum beim Abendessen. Da werde ich auch Medizin für deinen Husten haben."

Jelena reichte ihr ein geflicktes, aber sauberes Untergewand und ein Umschlagtuch in welches sie sich wickeln konnte bis ihre Kleider trocken waren, lächelte ihr noch einmal beruhigend zu und lies sie dann alleine.

Lilac:
Nachdem alle anderen gegangen waren dauerte es eine Weile, bis aus der kampfesbereiten, in die Ecke gedrängten Löwin wieder die ruhige Jenna geworden war. Sie überdachte ihre Lage erneut, ihre Blicke wanderten von dem Untergewand und dem Tuch zu ihrer Tochter, die sie mit großen, glänzenden Augen ansah.
Es waren nur wenige Stunden Marsch von hier bis in die Stadt. Wie lange mochte es dauern, dort, in all dem Chaos jemanden zu finden und dann zurückzukehren? Wenn sie ihre Kleider wusch und nur dieses dünne Ding hatte, konnte sie nicht durch eine Hintertür schlüpfen, wenn vorne jemand hereinkam. Sie würde sich draußen den Tod holen.
Jenna sah an ihrem Kleid herunter. Es musste dringends gewaschen werden. Es stank. Aber jetzt war es trocken und wärmte. Sollte sie es brauchen... Ihr Blick fiel auf die Röhren aus dem seltsamen rötlichen Metall. Wenn sie das Übergewand als erstes wusch, es direkt aufhängte und sich dann um alles andere kümmerte, würde das Kleid nicht schon fast wieder trocken sein? Sie könnte es im Zweifelsfall sofort überwerfen, auch wenn es noch ein wenig klamm war...
Die Frau gab sich einen energischen Ruck. Sie kontrollierte, ob auch wirklich niemand sie stören würde, dann zog sie sich das Überkleid aus und wusch es in Rekordzeit. Als nächstes folgte das Unterkleid. Hiernach wusch sie sich rasch selbt, bevor sie in das 'neue', saubere Untergewand schlüpfte, dass Jelena ihr gegeben hatte.
Sie gestattete sich keine Gefühlsduselei, als sie den warmen, sauberen Stoff auf ihrer Haut fühlte. Das war Kleidung. Es musste keine Nettigkeit sein. Es könnte auch dafür da sein, sie in Sicherheit zu wiegen... Und die Medizin... sie würde nur wenig davon nehmen. Es gab Sachen, die einen müde machen konnten. Und schlafen durfte sie heute nach bestimmt nicht! Was wenn sie geweckt würde von... Nein, an Schlafen war nicht zu denken!

Schließlich war alles gewaschen, sogar die Schürze und die Haube. Malla war inzwischen wieder eingeschlafen. Jenna packte alle, auch die zum Teil noch sehr feuchten Kleidungsstücke zusammen und fühlte sich unendlich verloren und verwundbar. Da stand sie, in einem Keller, bekleidet nur in einem Untergewand und einem Umschlagtuch, ihre kleine Tochter im Arm und all ihre Habe als großes, sehr feuchtes Bündel unter dem anderen Arm. Sie sah zur Treppe hin, die sie zwar nach oben in den warmen Kaminraum und zum Essen, aber gleichzeitig auch zu diesen Leuten führen würde, von denen sie nicht wusste, ob sie eine Gefahr für sie und ihre Freiheit waren.
Ein weiterer Blick auf die kleine Malla, die zum ersten Mal seit Tagen wieder einigermaßen gut atmen konnte, und der Gedanke, dass sie ohne die Schwäche, die der Hunger mit sich brachte, weitaus besser gegen das, was da draußen noch auf sie warten mochte, gewappnet sein würde, brachten sie schließlich dazu, die Treppe heraufzusteigen und in den Speiseraum zu gehen...

Jelena:
Jelena stieg die Stufen mühselig wieder hinauf und hielt sich oben einen Augenblick am Geländer fest. Sie war etwas bleich im Gesicht geworden, die charakteristische Falte auf ihrer Stirn deutlich verstärkt.
"Verfluchtes Mistvieh..." murmelte sie mehr zu sich selbst als zu jemand anderem.
Sie sah Wassilji am Hauseingang stehen und bat ihn mit einer Geste sie zu stützen. Zusammen machten die beiden sich auf den Weg zu einer kleinen Lichtung nicht weit vom Haus entfernt, wo bereits ein kleiner Holzstoß vorbereitet worden war.
"Das war nicht eine deiner Glanzleistungen. Du hast doch gemerkt wie panisch sie war. Jetzt wird es Wochen dauern bis sie sich uns anvertraut. Wenn sie nicht schon vorher davon rennt."
Sie stützte sich an einem Baum ab während Wassilji den Holzstoß anfeuerte.

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