Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt
Nach dem Tod Barad Konars - in der alten Akademie
Wassilij:
Wassilij nahm nicht wahr, das Jelena's Stimme kurz vor dem Brechen war. Er nahm nicht die Kälte des Bodens an seinen Knien wahr. Er nahm nicht die hitze des Feuers in seinem Gesicht wahr. Er war einfach nur leer.
Seine sonstige innere Stärke war gewichen. Wenn es je einen Zeitpunkt gegeben hätte, zu welchem er nicht sofort reagiert hätte, dieser Moment wäre jetzt gewesen. Das Schwert an seiner Seite nutzlos.
Langsam hob sich sein Kopf. Er atmete tief ein und als sein Kopf im Nacken lag, schrie er einmal kurz und laut in den dunklen Nachthimmel. Als der Schrei verklang, ließ er den Kopf wieder sinken und starrte weiter in die Flammen. Sein leben lang, war er nicht da gewesen. So oft, dem Tod entronnen und jedesmal, hatte es ihn weiter fortgeführt. Wie die Funken in den nächtlichen Himmel.
Lilac:
Jenna war nach draußen in die kalte Abendluft getreten. Schemenhaft wurde alles vom Mond beleuchtet. Schnauben, gelegentliches Hufgetrappel und der Geruch von Pferden und Heu wiesen ihr den Weg. Sie konnte Gesang hören und erkannte die typische Lautmelodie der Sprache, die sie am liebsten nie wieder gehört hätte...
An der Koppel angekommen, stellte sie sich einfach an die Umzäunung und ließ sich von den Tieren begrüßen. Samtweiche Nasen und sanfte Lippen erkundeten schon bald den Mantel, das schlafende Kind, ihre Hände, ihre Haare, ihr Gesicht. Von hier aus konnte sie den Gesang gut hören. Tränen rannen über ihr Gesicht, ohne, dass sie sich dessen bewusst war.
Vor ihr gab es einige Bewegung, als zwei Hengste, wunderbare, unbezahlbare Tiere ihre Plätze am Zaun einforderten. Jenna hielt vollkommen still - sie spürte, dass diese Tiere ein ganz anderes Kaliber waren, als das Pony, von dem sie eben beschnuppert worden war. Auch wenn die beiden Pferde sich äußerlich nicht sehr ähnlich waren - der eine ein großes, prächtig geflecktes Schlachtross, der andere ein zäher Robustling von unauffälliger Farbe, so spürte die Frau doch die unterdrückte Wildheit von intelligenten Kriegern vor sich. Es verwunderte sie nicht, dass beide immer ein Ohr auf die Gesänge gerichtet hielten.
Als der Schrei ertönte, zuckte sie unisono mit allen Tieren auf der Koppel zusammen und Malla bewegte sich unruhig im Schlaf. Während alle anderen Pferde mit aufgerichteten Ohren, geblähten Nüstern und weit geöffneten Augen lauschten, waren die beiden Hengste unruhig, als überlegten sie, die Koppel zu verlassen, um demjenigen zur Hilfe zu eilen, den die Gram so grausam umklammert hielt.
Jenna wagte kaum zu atmen, als sie ihrem Bauchgefühl folgte, durch den Zaun kletterte, sich zu den aufgeregten Hengsten gesellte, vor ihnen ein kleines Gatter öffnete und zur Seite trat.
Sie wusste einfach, dass es richtig war. Doch wünschte sie, ihre Schwester wäre hier um ihr zu erklären, warum es richtig war....
Jelena:
Der Gesang verstummte.
Jelena ging vorsichtig zu Wassilji und legte ihm die Hände auf die Schultern. Sie warf kostbares Harz ins Feuer und wohlriechender Rauch stieg in den Himmel auf.
Sie begann nun ihrerseits zu sprechen und erzählte von dem jungen, schlacksigen und doch so ernsthaften Krieger der eines Tages im Frühjahr vor ihrem Zelt stand und ihr mitteilte das er sie ab jetzt beschützen würde! Wie er zu Beginn versucht hatte sich von allen abzugrenzen und dann doch begreifen musste das er nicht immer wachsam sein konnte und es keine Schwäche war Teil einer Gemeinschaft zu sein und sich auf andere zu verlassen. Sie sprach davon wie lieb sie ihn gewonnen hatte und wie sehr sie sich darauf verließ das er über sie wachte. Wie sehr isie ihn vermissen würde wenn er fortginge und das sie nicht wüsste wer die Lehrlinge durch die Stadt hetzen solle wenn er sich entschied fort zu gehen.
Leises Wiehern erklang und Matsch trabte vorsichtig an das Feuer heran. Er stieß Wassilji sanft an und begann ihn mit seinem weichen Maul zu untersuchen als ob er sehen wollte was ihm denn so weh getan hatte das er solche Laute von sich gab.
Alvias:
Den Tag über war Alvias mit Nyanda im Umland der Akademie unterwegs gewesen, als sich der Tag dem Abend neigt, kehrte er zurück. Es war vielleicht noch eine Stunde bis zum Abendessen. Vorher wusch er sich etwas und ruhte etwas im Zimmer. Auf seinem Weg zum Speisesaal hörte er vertraute Gesänge von Ausserhalb. Nur von seinem Gehör geleitet, erreichte er das Feuer. Er hält sich in Hintergrund und beobachtet nur. Als dann Wassili zusammen bricht, schreit und die Meisterin ihren Monolog beginnt, geht er näher heran und setzt ca. 2 Meter hinter den beiden still schweigend auf den Boden.
Wassilij:
Wassilij blieb reglos, bis er von Matsch berührt wurde. Ein wenig geistesabwesend begann er Matsch mit einer Hand zu streicheln und ergriff mit der Anderen Jelena's Hand.
Er blieb so eine ganze Weile, bis er leise zu sprechen begann. Und auch das mehr zu sich selbst, als zu jemand anderen.
"Ich habe mich abgegrenzt, damit ich schützen konnte. Die Brüder haben mich gelehrt in einer Gemeinschaft zu leben und mich auf Andere zu verlassen. Ich durfte nicht zulassen, dass ihr im richtigen Augenblick zu mir steht, wenn ich meine Pflicht erfüllen müsste."
Er holte tief Luft. "Ich habe etwas gefunden, was ich nicht zu hoffen wagte. Ich werde bleiben! Und ich werde meine Fähigkeiten in der Gemeinschaft weiter nutzen und ausbilden, damit unsere Gemeinschaft stärker wird. Vielleicht werde ich auch das ein oder andere Lehren, so weit ich kann."
Langsam erstarkte Wassilij in seiner Haltung und seine Kraft kehrte zurück. Er sah zu Jelena auf. "Ich werde bald wieder bereit sein. Es musste endlich ein Abschluss sein."
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