Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

Nach dem Tod Barad Konars - in der alten Akademie

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Lilac:
Alleine im Hausflur gestatte sich Jenna einen melancholischen Moment. Sie seufzte tief und schluckte zweimal schwer. Was ihre beiden Goldschopfe jetzt wohl taten? Wenn sie nur auch hier wären. Die beiden zarten, unerschrockenen Geschöpfe. Wenigstens ein paar Stunden weit weg... Sie würde sich besser fühlen. Weil sie da wären, bei ihr. Und nicht dort. Weil sie ihr Kraft geben würden. Und ihr Mut machen würden mit ihrer Art. Und weil sie sich keine Sorgen um sie machen müsste, weil sie sie zurückgelassen hatte...
Vor ihren Augen blitzten zwei Gesichter auf, die sich so ähnlich waren. Die helle Haut, wie die milchweiße Haut von Adeligen. Und das goldene Haar. Und die blitzenden Augen und das freche und lebensfrohe Grinsen...
Wütend wischte Jenna eine Träne weg. Sie sah auf ihre Tochter hinunter, die ihrerseits zu ihrer Mutter hochschaute und sich die Faust in das Mündchen steckte.
Alle Gedanken beiseite schiebend, strich die Frau dem Baby liebevoll über den Kopf und betrat dann die Kaminstube.
Sie gab der Novizin Svenja ihren Mantel wieder:

"Danke für den Mantel. Das nächste Mal würd' ich mich freuen, wenn du mir dein Pony zeigst, ehrwürdige Svenja!",

sagte sie mit einem etwas verunglückten Lächeln, dass ihre Augen nicht erreichte.

Wassilij:
Jelena hatte Wassilij verlassen. Er saß noch wenige Augenblicke vor dem Feuer und streichelte gedankenverloren Matsch, bis er schließlich aufstand, sich straffte und auf den Rücken seines Pferdes Sprang, um in die Nacht hinaus zu reiten.

Svenja:
Svenja hatte ihr Beine weit von sich gestreckt und war mittlerweile fertig mit ihrer Arbeit. Man sah ihr an, dass sie müde war und so hob sie ihren Kopf nur langsam verwundert hoch, als Jenna ihr den Mantel gab. Sie meinte kurz etwas verletztliches in ihrem Blick sehen zu können, aber dies war in den harten Zeiten kein Fall von Seltenheit. Sie nahm den warmen Mantel entgegen und breite ihn über sich aus:" Gerne, ganz wie du magst. Ich hoffe es war entspannend bei den Pferden. Mir hilft es immer. Du glaubst garnicht was für Geschichten die schon alles zu hören bekommen haben!"
In der Küche, welche sich hinter dem anderen Ende des Speiseraums verbag, konnte man die Mägde mit Holzlöffeln klappern hören:"Oh, ich denke bald wird dein Magen erlöst sein. Den Hasen sei dank!" Ein Augenzwinkern entfuhr ihr wie von selbst, und sie erschrak sich vor sich selbst, dass sie einfach wieder einem Menschen vertrauen konnte. Sie sollte vorsichtiger sein, nach all dem was geschehen war.

Lilac:
Jenna nickte, setzte sich an eine Stelle, die so strategisch günstig im Raum gelegen war, dass es einem Krieger zur Ehre gereicht hätte und begann dann ihre Tochter zu stillen. Sie zwang sich selbst zur Ruhe, da es zum einen unnötig Kraft kostete, ständig unter voller Anspannung zu stehen - Kraft die sie nicht vergeuden durfte, wenn ihr eine weitere schlaflose Nacht bevorstand - und zum anderen, weil sich jegliche Unruhe immer auf die arme kleine Malla übertrug. Gerade in diesem Moment jedoch trank das kleine Mädchen durstig mit großen, geräuschvollen Schlucken, während sich ihre kleinen Fäustchen am Gewand der gelegentlich hustenden Mutter festkrallten...

Jelena:
Das Klappern wurde lauter und schließlich erschienen die Lehrlinge im Türrahmen und begannen den Tisch zu decken. Es würde eine recht große Tafel werden, aber aus den Wortfetzen um sie herum konnte Jenna erkennen das wohl trotzdem einige fehlten.
Jelena unterhielt sich stirnrunzelnd mit Wydh, offenbar gingen die Vorräte zu neige und sie mussten bald nach Brega aufbrechen um einen Engpass zu vermeiden.
"Ich will nicht das Risiko eingehen nach Engonia reiten zu müssen. Die Stadt ist ein Pulverfass!"

Nach kurzer Zeit war der Tisch gedeckt und die bunte, lärmende Meute nahm daran Platz. Obwohl so viele unterschiedliche Menschen da waren schienen sie sich alle schon lange zu kennen und, was noch wichtiger war, zu mögen. Jelena bat Sasha das Tischgebet zu sprechen und kurz danach griffen alle beherzt zu.
Es war ein einfacher Eintopf mit Dörrfleisch darin und frisches Brot. Es war weder an Gewürzen noch am Gemüse gespart worden. Neben dem Kessel stand eine bauchige Teekanne mit heißem Tee und es gab ein Schälchen Zucker auf dem Tisch.
Neben Jennas Teller tauchte ein Becher mit einem Kräutertee auf.
Als sie aufsah stand dort Wydh und lächelte sie scheu an:
"Das ist die Medizin für deinen Husten. Hab ich selbst zubereitet! Ist natürlich das Rezept der Meisterin, aber ich hab die Kräuter selber verarbeitet. Wenn er dir zu bitter ist tu etwas Zucker hinein."
Sie nickte Jenna noch einmal zu und verschwand zu ihrem Platz neben den anderen Lehrlingen.

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