Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

Abschied

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Mel:
Trotz allem war es entspannter Abend gewesen- was sie sicher vor allem Jelena zu verdanken hatte.
Diese hatte mit ihr auf ihren Ritterschlag anstossen wollen- trotz ihrer Verwundung und Lorainne hatte das Angebot angenommen, da sie ohnehin nicht wusste, was sie JETZT tun sollte.
Als sie sich zu Jelena und dem "Rudel" gesetzt hatte, war mit jeder Minute ein Stück ihrer Anspannung abgefallen und schliesslich entschuldigte sie sich und ging entspannt und irgendwie zufrieden zu Bett.
Im Zelt hatte sie Ybert vorgefunden, der ihr ausrichtete, dass Simon heute Nacht anderswo nächtigen würde, aus Rücksich auf ihre neue Stellung und... Lorainne hatte nicht weiterzugehört. Morgen würde sie ihre Sachen packen und ihr eigenes Lager aufschlagen.
Von trübsinnigen Gedanken eingeholt, bereute sie es, sich in der Taverne nicht betrunken zu haben, also stand sie erneut auf und schritt durch das Lager der Firngarder und wurde neugierig gemustert.
In Firngard sprachen sich Gerüchte erstaunlich schnell herum, wenn man bedachte, wie ungesellig die Menschen dort teilweise sein konnten. Aber selbst die Einsamsten wussten immer bestens über alles Bescheid- so war es auch hier. Jeder hatte von ihrem Ritterschlag gehört und musterte sie jetzt mehr oder weniger auffällig, teilweise mürrisch- neugierig, teilweise anerkennend.
Hier und da prostete man ihr zu.
Irgendwann kam sie in die Näher des Heilerzeltes, um welches sich erstaunlich wenige Verletzte aufhielten. Als sie um das Zelt herumtrat erkannte sie auch warum: Diejenigen, die mit ihr und von Creytz vorneweg geritten waren, lagen alle sauber hinter dem Zelt aufgebahrt, man hatte ihre toten Körper also irgendwie aus Engonia geborgen- das konnte nur auf Simons Befehl geschehen sein, bestand er doch jedesmal darauf, dass JEDER, ob Ritter oder Knecht, der unter seinem Dach, in dem Fall in seinem Lager weilte und dort starb ein anständigs Begräbnis nach firngardischer Sitte bekam.
Das also sollte der Zeitvertreib der nächsten Tage werden: Man würde einige Freunde und Gefährten zu Grabe tragen.
Lorainne wischte sich müde über die Augen, weniger aus Müdigkeit, vielmehr aus Schrecken über die grossen Verluste. Als sie sich einige der Leichen genauer ansah, ahnte sie, dass einige der Männer hätten gerettet werden können, wenn Jelena in der Nähe gewesen wäre.
Aus dem Heilerzelt drang der Geruch nach Erbrochenem und verbranntem Fleisch, man hörte hin und wieder einen Schrei oder ein Wimmern und Kommandos, die in einem Dialekt gebellt wurden, den Lorainne nur ansatzweise verstand: der Heiler war offensichtlich ein mürrischer, cholerischer Mann aus den Bergen von Oscronne. Lorainne schauderte bei dem Gedanken daran, WIE er wohl die meisten Verletzungen behandelte: Erst viel Alkohol darauf gießen, schliesslich einfach ausbrennen, womöglich noch mit seinen schmutzigen Instrumenten. Sie schaute sich unter den leichter Verletzten um, wer sich noch halbwegs nützlich machen konnte, und gab leise Anweisungen, immer für sauberes Wasser zu sorgen und ALLES an Heilerbesteck regelmässig zu reinigen und die schmutzigen Verbände auszuwaschen. Zu oft war sie selbst in den Genuss von Jelenas oder Luthor heilenden Händen und deren Schimpftiraden gekommen, und hatte sie dabei stets beobachten können, wir sie das Lazarett geführt hatten.
Die Männer gehorchten ihr anstandslos und auch sie half mit, sich ihrer neuen Stellung noch nicht ganz bewusst. Überraschenderweise kam kein wutentbrannter Oscronner aus dem Zelt gestürmt, was ihr einfallen würde, sich einzumischen, stattdessen gab er weitere Anweisungen, als er den aufruhr bemerkte und zeigte den Männern wie man Verbände richtig wusch und sie neu aufwickelte.
Irgendwann hatten sie mit vereinten Kräften über das Choas gesiegt und Lorainne war mittlerweile so müde, dass sie sich nur mit Mühe wieder aufraffen konnte, um den Weg in ihr Bett zu suchen.

Sie sah Simon nur noch einmal, wie er über dem toten Körper von von Creytz betete. Er sah böse zugerichtet aus und eine Gänsehaut kroch ihr den Rücken empor, als sioe gewahr wurde, dass ihr dasselbe hätte passieren können- wieviel Glück sie gehabt hatte.
Wortlos hatte sie sich neben ihn gekniet und ebenfalls ein leises Gebet gesprochen. Simon hatte sich beim Erheben schwer auf sie gestützt, so als wäre sie noch immer sein Knappe.
Danach waren sie sich aus dem Weg gegangen, wohl bedacht, dem anderen nicht über den Weg zu laufen, weil niemand wusste, was er hätte sagen können.
Und doch war die Stimmung nicht angespannt wie früher, wenn sie sich aus dem Weg gegangen waren. Vielmerh war es ein freundschaftliches Einvernehmen, dass man zu gegebener Zeit alles bereinigen konnte, doch noch herrschte der Pilgerfrieden.
Auch als sie endlich nach Brega aufbrachen, liefen sie sich nicht einmal über den Weg und mit jedem Schritt, den man sich von Engonia wegbewegte, wurde die Stimmung beschwingter- obwohl man nun nach Brega ging, dorthin, wo man die schlimmsten Erinnerungen erwartete. Doch die waren im Angesicht der finalen Schlacht und dem Sieg verblasst und so freuten sich die Männer einfach nur darauf, von Engonia fortzukommen und immer noch am Leben zu sein.

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