Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
auf dem Weg von Brega nach Fanada (Frühling 261 n.J.)
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Lilac:
Jenna war krank. Es ging ihr richtig dreckig. Obwohl in ihrem Magen schon seit einigen Stunden nichts mehr war, das sie hätte ausspeien können, hing sie am Rad des Planwagens und würgte und spuckte bittere Galle. Ihr schwamm der Kopf, ihre Glieder zitterten, die Knie drohten ihr nachzugeben. Als das Gefühl, sich übergeben zu müssen endlich vorbei war, kletterete sie schwächlich wieder auf den Wagen und legte sich, von kaltem Schweiße bedeckt, auf ihr Lager. Zum Glück verschlief die kleine Malla das ganze Elend!
Dabei hatte alles ja noch recht harmlos angefangen... Offenbar war Jenna beim Abbau des Lagers zu viel in der prallen Sonne gewesen - schon am frühen Nachmittag hatte sie etwas über eine leichte Übelkeit verlauten lassen. Dann waren alle noch einmal über den Markt in Brega gewandert und hatten sich dort an einem der Stände etwas zu Essen gekauft, welches sie beim weiteren Herumlaufen verspeist hatten. Nachdem der ein oder andere noch hier und da etwas gekauft hatte, war man aufgebrochen um den Rest des schönen Tages noch zu nutzen und einiges an Wegstrecke zu bewältigen.
Am Abend war es Jenna noch gelungen, beim Abladen der Pferde zu helfen, als sie jedoch auf dem Karren die Schlafstatt für die Frauen einrichten wollte, überwältigten sie plötzlich Schwäche, Schwindel und Übelkeit. Zum Glück waren andere da, die ihre Aufgabe übernehmen konnten.
Schließlich begann die Übergeberei. Jenna schalt sich selbst eine Idiotin, dass sie am Nachmittsag nicht auf ihr Bauchgefühl gehört hatte - da war sie sich nämlich schon nicht sicher gewesen, ob das mit dem Essen eine so gute Idee wäre... Als es dann wieder draußen war, fühlte sie sich zwar körperlich erleichtert, aber sie dauerte das Geld, dass da völlig umsonst ausgegeben worden war!
Doch nun war es tiefste Nacht und ihr Körper gab immer noch keine Ruhe! Dieses Rumoren in ihrem Bauch - das konnte doch nicht von einem Sonnenstich kommen?!
Stunden später - nun war wirklich alles heraus - lag Jenna endlich in unruhigem Schlaf auf ihrem Lager. Ihr Nachtgewand und die allgegenwärtige Haube waren vom Schweiß dunkel gefärbt. Sie zuckte im Schlaf und redete in wirren Träumen:
"Jabucica, Jabucica, wo bist du? Du und Djecak, ihr müsst mir mit diesem Pferd helfen! Ich versteh doch nichts davon! Jabucica, Schwester, wo bist du denn? Kommt schnell, es ist mir zu wild und wenn's der Vater oder Mlad findet, werden sie's wegbringen, aber es gehört doch der Meistrin und wir müssen's verstecken!..."
Jelena:
Jelena goß Wasser aus dem Trinkschlauch in eine Schüssel und streute Blüten hinein bevor sie ein Tuch damit benetzte und Jenna das Gesicht wusch:
"Shhhhh, Ruhig jetzt. Ich kümmere mich um alles, du musst dich ausruhen. Schlaf doch ein bißchen, ich sorge dafür das es dem Pferd gut geht, ja?"
Sie nahm Jenna die Haube ab und entwirrte ihr sanft das lange Haar bevor sie es zu einem festen Zopf flocht, damit es nicht verknotete.
Lilac:
Ohne recht aufzuwachen, wandte die Fiebernde ihren Kopf zu der Heilerin:
"Jabucica? Endlich bist du da! Endlich seid ihr da..."
Jennas Gesicht entspannte sich, dann jedoch malte sich Unruhe auf ihren Zügen und sie machte schwächlich abwehrende Bewegungen mit den Händen:
"Nein, nicht die Haube - sie dürfen das Haar nicht sehen, es ist zu auffällig! Jemand wird es wieder erkennen! Jemand wird es verraten!"
Dann war sie still - offenbar in tiefer Erschöpfung...
Jelena:
Jelena strich ihr sanft über das Haar bis sie wieder ruhiger schlief und wusch sich dann die Hände bevor sie Schüssel und Tuch mit hinaus nahm.
Obwohl es tagsüber richtig heiß wurde, fielen die Temperaturen sobald die Sonne verschwunden war. Sie erschauerte im beißenden Wind und ging dann ein paar Schritte um die Schüssel hinter dem Lager auszuschütten.
Sie stemmte die nun leere Schüssel in die Hüfte und hob das Gesicht zum Himmel. Tausende Sterne funkelten auf sie herab und strahlten mit einem fast vollen Mond um die Wette. Sie genoß die Stille und atmete einige Male tief ein und aus. Die Anspannung fiel von ihr ab.
Nächte wie diese waren magisch.
Wie lange ist es her, dass sie einfach nur so dagestanden und die Sterne gezählt hatte?
Viel zu lange. Immer war etwas anderes wichtiger gewesen: der Weg, den sie zurück legen mussten, der Verwundete oder Kranke an dessen Bett sie gesessen hatte, die Mission für den Widerstand, die Bedrohung durch den Feind... die Totenwachen.
Jelena sehnte sich nach einem starken Arm und eine Schulter an die sie ihren müden Kopf lehnen konnte. Aber vergebens. Wie es schien hatte Gerhardt seine Dämonen denen er gegenüber treten musste. Und er hatte sich entschieden es ohne sie zu tun.
Jelena seufzte und wandte sich um, das Abendessen wartete und sie musste bald wieder nach Jenna sehen. Wenn das so weiter ging, dann musste sie im nächsten Ort eine Ziege erstehen damit Mala gefüttert werden konnte.
Die Magie war, wie so oft, für andere.
Lilac:
Einige Tage später hatte Jenna sich erholt - zum Glück hatte das Intermezzo ihrer Fähigkeit, Mala zu nähren, nicht geschadet. Sich noch etwas wackelig fühlend, die Haube wieder wie festgenäht auf dem Kopf saß sie während der Reise auf dem Kutschbock und hatte das kleine Mädchen auf dem Schoß, das sich neugierig für die vorbeiziehende Landschaft interessierte.
Geschickt hatte Jelena es angestellt, dass Jenna wohl vorerst einmal bei ihr bleiben würde.
Auch wenn man ihr ansah, dass sie sich weiterhin unwohl fühlte, sobald Fremde ein zu genaues Auge auf sie warfen, wurde das Verhalten der jungen Mutter mit jedem Tag, der sie weiter von ihrer ursprünglichen Heimat fort brachte, gelöster. Sie lächelte und lachte viel, genoss ganz offensichtlich das frühsommerliche Wetter und war gespannt auf das Zuhause von Jelena und ihrer Meshpoke...
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