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Mel:
"Das ist ein Wort!"
Bernard lachte, seine Stimme hatte den arroganten Unterton verloren, während er sprach:"Alors, Du hast Lavinia sicher nach den tangarianischen RIten geehrt, mh? Ich bin zwar mit ihnen nicht so sehr vertraut, aber eines kann ich mit bestimmtheit sagen: In Caldrien wird das ein wenig strenger gehandhabt, besonders nördlich von Goldbach. Lavinia verlangt zwar auch dort keine Keuschheit von den frauen, aber wer will schon eine Frau ehelichen, ohne zu wissen, wieviel sie weiss?" Er stiess Vanion freundschaftlich in die Seite.
"Worauf ich aber eigentlich hinaus will: Frauen sollen verehrt werden, besonders die von Stand verlangen solches. Von der minne hast Du sicher schon gehört? Ich kann dir zwar nicht viel darüber erzählen, aber die Ritter huldigen Lavinia oft mit Gedichten und Gesang. Wir einfachen Leute ehren sie lieber im Kreise der Familie, beten zu ihr, damit sie über werdende Mütter wacht, die Familie zusammenhält und Streitigkeiten versöhnt. Und bei uns nennt man sie auch nicht "Liebste", denn das ist sie nicht. Es gibt eine alte Legende über Lavinia und die Liebe: In Oscronne, tief in den Bergen lebte ein Ritter, die so schön war, dass Lavinia eifersüchtig wurde, weil sie befürchtete, die Männer könnten das Mädchen mehr verehren als sie. Also wachte sie nicht über ihre Mutter und das Geschwisterchen, dass die Mutter in jener stürmischen Nacht gebahr. Dann musste der Vater in den Krieg und auch er starb. Das Mädchen war also ganz allein. Lavinia erschien ihr in Gestalt einer alten Frau und sperrte sie in den höchsten Turm der Burg, damit sich niemand mehr an ihrem antlitz würde erfreuen können. Nun hatte aber ein Ritter von ihrer Schönheit gehört und wollte sie befreien, also versuchte er den Turm zu erklimmen, stürzte jedoch hinab in ein Gebüsch, dass ihm die Augen ausstach. Hilflos irrte er umher und flehte Lavinia an, ihn zu seiner Liebe zu führen. Sein Flehen erweichte Lavinias Herz und sie weinte. Ihre Tränen fielen zu tausenden auf die Erde und dieser Regen benetzte die Augen des jungen Ritters und er konnte wieder sehen. Sie liess da Mädchen frei, verwandelte es jedoch in eine Kröte und der Ritter musste seine Braut unter vielen Tieren auswählen. Der Ritterstochter war ihr schreckliches Aussehen peinlich und sie versteckte sich, der junge Mann fand sie trotzdem und durch einen Kuss wurde sie erlöst. da erkannte Lavinia, dass diese beiden sich wirklich liebten und gab Ihnen ihren segen."
Bernard griff nach dem Glas Wein und nahm einen kräftigen Schluck.
"Das ist nur die kurze Version, die lange wirst Du sicher irgendwann zu hören bekommen, aber verstehst Du, was diese Geschichte sagt? Lavinia kann eifersüchtig sein, hässlich, rachsüchtig, sie kann dir in vielen Gestalten begegnen und nur wenn Du aufrichtig und reinen Herzens bist, wirst Du sie immer erkennen. So heisst es zumindest in der Legende. Daher opfern wir ihr gelegentlich, zu besonderen Festen etwas besonderes um sie immer bei Laune zu halten, damit sie uns immer in ihrer ganzen Schönheit erscheint. Und darum beten wir nicht in der Form, wir es in Tangara der Fall ist, wir huldigen ihr nur mit einer kurzen andacht, oft werden danach Blütenblätter verstreut, aber im Anschluss wird sie besungen, oder man bringt Gedichte dar oder erzählt eben Geschichten. Man feiert sie sozusagen, ich denke, das könnte dir gefallen. Nur gibt es bei uns keine Tempeldienerinnen, die einem die Nacht danach versüssen, da müssen wir uns hier an die üblichen `Damen`wenden."
Sein Grinsen verrieten seine Absichten für die kommende Nacht und wie er im speziellen Lavinia huldigen würde.

Vanion:
"Eine schöne Geschichte. In diesem Licht habe ich Lavinia noch nie gesehen. Ich glaube fest daran, dass Lavinia ihre Hand über mich hält - aber wenn ich mir denke, dass sie auch ein wenig launisch sein kann, so passt das zu so manchen Sachen, die mir passiert sind. Was die Minne angeht: Ich hab darüber schonmal nachgedacht, aber ich glaube, dass das ein Problem ist, mit dem ich mich als Knappe oder vielmehr als Ritter beschäftigen muss, oder? Die Verehrung einer schönen Frau ist gefährlicher als manches Schlachtfeld, sagt man." Vanion dachte über seine bisherigen Gewohnheiten nach. "Wisst ihr was? Ich habe bisher schon so manches Mal Lavinia angefleht, mich beim Würfeln gewinnen zu lassen. Irgendwo kennt man ihre Seiten, n'est pas? Ich habe ein wunderbares Verhältnis zu der launischen Liebsten, nur ihre Diener und Dienerinnen sind mir manchmal suspekt." Vanion zögerte. "Ganz im Vertrauen, Bernard, ich kenne einen ehemaligen Novizen der Lavinia, der ihren Weg verlassen hat. Trotzdem scheint Sie Ihre Hand über ihn zu halten. Ich kann vollkommen verstehen, warum Lavinia in Caldrien...un peu anders gesehen wird als hier in Tangara."
Vanion zündete ein paar Kerzen an und schenkte sich und Bernard noch etwas Wein nach. "Nun, was auch immer. Zu den Tugenden eines Ritters gehört Frömmigkeit. Also lass uns nun beten. Nach caldrischer Art."

Mel:
Bernard nickte anerkennend und begann leise vor sich hinzumurmeln, das haupt andächtig gesenkt.
Vanion konnte nur einige Fragmente verstehen, offensichtlich bat Bernard die Göttin um die Wärme eines Herdfeuers, Ein gutes Essen mit der Familie oder Freunden, oder eben, weil er in der Fremde war, mit Personen die ihm wohlgesonnen waren. Ebenso bat er um Schutz für diejenigen seiner Freunde, die nun nicht bei ihm verweilten.
Als er den Kopf wieder hob sprach er ein kurzes Gebet über den Wein und schüttete ein wenig davon auf den Boden.
"Damit sie ihre Hand über uns hält", erklärte er. "Noramlerweise werden Blüten verstreut oder etwas Salz, hast Du vielleicht irgendwo Salz? Ich möchte auf Nummer sicher gehen... aber, nun erzähl mir von demjenigen, der ihren Weg verlassen hat. Denn, Lavinia verzeiht viel, solange man auf ihrem Weg wandelt, muss man auch nicht zwingend zu ihr beten, man sollte nur ein tugendhaftes Leben führen, also niemanden Böses zufügen, nur um der Bösartigkeit willen. Wie also kann jemand diesen Weg verlassen haben? So etwas kann nur ein abgrundtief schlechter Mensch sein, n´est pas? Also, erzähl!"

Vanion:
Vanion hatte im Stillen mitgebetet, wenn auch nicht auf caldrisch. "Ich habe leider kein Salz hier. Wobei, warte kurz..." Er kramte kurz in einem Rucksack, der in der Ecke des Raumes stand. "Hier, ein Salzstein!" Rasch kratzte Vanion mit seinem Jagdmesser einige grobe Körner ab. Dann verstreute er sie in den Ecken des Raumes. "Also... was soll man sagen? Dazu muss ich dir einen großen Teil meiner Geschichte erzählen. Aber was soll's, der Abend ist ja noch jung. Wo fange ich an.. Ich komme nicht aus Engonien. Ich bin in Argath'yl geboren, ein kleines Ländchen mit kaltem Klima. Meine Eltern besaßen ein recht großes Gehöft bei einem kleinen Dorf namens Norodar. Ich hab bei meinem Vater gelernt, den Hof zu führen, und sollte den als Erstgeborener weiterführen, wenn mein Vater stirbt, was Lavinia verhüten möge. Ich hatte jedoch keine große Lust darauf, und an einem lauen Sommerabend saß ich in der Taverne in Norodar und träumte davon, ein großer Held zu werden. Ich hatte zwei Jahre meines Lebens in der Stadtwache verbracht, jeder Junge musste das. Ich hab da bei einem Bier gesessen und dem Barden zugehört, der von großen Schlachten und fernen Ländern sang. Also bin ich aufgestanden und hab mich, später am Abend, zu ihm gesetzt und mir Geschichten erzählen lassen von der großen, weiten und ach so wunderschönen Welt. Er fragte mich, ob ich nicht mit ihm kommen wollte. Ich sagte ja! Mein Vater war wütend auf mich, er ist es heute noch. Ich sagte damals nur noch, dass ich als gemachter Mann wiederkommen würde und dass er schon bald von meinen großen Taten hören würde. Meine Mutter umarmte ich, sie weinte. Ich habe noch zwei jüngere Schwestern, müsst ihr wissen." Vanions Blick versank in der Flamme der Kerzen. "Ich würde nur zu gerne wissen, wie es ihnen geht. Ich bin jedenfalls mit diesem Barden, der aus Engonien stammte und ein Diener der Lavinia war, mit hierher genommen. Wir sangen uns von Taverne zu Taverne, ich stahl, prügelte und besoff mich. Ich arbeitete mal hier, mal da, aber ich zog immer mit Marius weiter. Nach und nach erklärte er mir, dass es im Leben mehr gibt als dieses Vagabundendasein. Er brachte mir Begriffe wie Liebe, Freundschaft und Moral näher. Er zeigte mir, wofür es sich zu leben lohnt, und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Also schloss ich mich dem Pilgerzug an. Ich bekam dort einige Scharmützel mit und war stolz, meinen Teil zu leisten." Vanion beobachtete die wechselnden Gesichtsausdrücke Bernards. Sie schwankten zwischen Belustigung, Unglauben und etwas undefinierbarem, was ein Firngarder wohl zu verstehen wusste. " Wie auch immer. Marius verließ den Pilgerzug. Er verschwand von einem Abend auf den Anderen. Ich war verwirrt, und ich traf ihn wenig später wieder. Er sagte mir, dass all das, was er mir gesagt hatte, zwar nicht falsch sei - aber dass es zu weit hergeholt war, dass es nicht der Realität entspreche und nicht durchzusetzen war. Ein falscher Kaiser würde durch den nächsten ersetzt. Er sprach von den Feuern Fanadas, das, was er da gesehen hatte, war zuviel für ihn, sagte er. Ich glaubte ihm all das. Ein paar Stunden später, als sein Pegel sehr viel höher war, fluchte er jedoch auf Lavinia. Sie wolle ihm seine Freiheit nehmen, ihn zum Tempeldienst verdammen, sie wolle ihn in Ketten bei sich halten. Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Marius verstieß seine Verlobte Rania, mittlerweile eine Priesterin der Lavinia, und verschwand auf ein Schiff, die Freedom Alone. Seitdem genießt er seine 'Freiheit'. Ich habe ihn immer als Freund, ja, als Lektor geschätzt. Und er trat alles, was er in sich und in mir aufgebaut hatte, mit Füßen. Aber ich glaube weiterhin an all das, was er mir sagte. Ich vertraue auf Lavinia."

Mel:
"Dann hat er aus seinem Herzen eine Mördergrube gemacht und ihren Weg verlassen. Es gibt viele Menschen, die Lavinia verfluchten, weil sie zu ihr gebetet haben, als sie verliebt waren und die Angebetete doch einen anderen geheiratet hat."
Er lachte.
"Nur, dass ich erst dadurch meine Frau kennenlernte. Zwar wurde sie mir auch genommen, aber die Zeit, die ich mit ihr hatte.. nun ja. Lavinia ist mehr, als Freundschaft und Liebe. Das sind ehrbare Ideale, aber man muss auch etwas dafür tun, um sie zu erreichen. Bei Lavinia ist eher der Weg das Ziel. Manchmal muss man an ihr Zweifeln, um später ihre ganze Grösse begreifen zu können.
Du sagst er hat sich der Freedom Alone angeschlossen? Auf den Siegesfeierlichkeiten hörte ich von Ihnen. Sind sie nicht Piraten? Denn dann wandeln sie nicht auf Lavinias Wegen und dein Freund sollte umkehren, bevor es zu spät für ihn ist. Denn für Piraten ist Liebe die Gefügigkeit einer Frau und freundschaft empfinden sie nur denen gegenüber, die iihnen etwas nutzen. das, was ich von Piraten gehört habe.... da scheint der Lupus umbra ehrbarere moralvorstellungen zu haben, je crois"

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