Der Städtebund von Tangara > Fanada

Das Kontor - nach dem Krieg

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Jelena:
"Natürlich. Gib mir ihre frischen Sachen, dann tu ich sie in den Korb."
Nachdem alles verstaut war machten die beiden sich auf zum Badehaus um die Ecke.
Das Badehaus hieß wirklich so und es war auch wirklich um die Ecke des Kontors. Die Heilerin und ihre Familie waren hier Stammkunden und man hatte sie schon zu allen Tages- und Nachtzeiten hier gesehen. Die Angestellten verzogen nicht mal die Augenbraue, als sie sahen, dass Jelena wie eine ersäufte Ratte aussah, schließlich hatten sie die Heilerin schon von Kopf bis Fuß mit Blut, Dreck und noch schlimmerem besudelt gesehen.
Die beiden Frauen wurden in einen separaten Zuberraum geführt und erhielten erst einmal eine Waschschüssel um sich zu reinigen. Die nassen Kleider wurden von den Zubermädchen zum trocknen aufgehangen und schon nach kurzer Zeit saßen die beiden in einem dampfenden Zuber und ließen sich die Haare waschen.
Jelena stieß einen Seufzer aus tiefster Seele aus und schloß die Augen:
"In Augenblicken wie diesen weiß ich wieder warum ich mir die ganze Arbeit im Kontor aufbürde."

Lilac:
Jenna war an den Luxus eines Badehausbesuches noch immer nicht recht gewöhnt und tat sich zudem schwer damit, vor anderen ihre Haube abzunehmen. Sie entspannte sich aber zusehends (es war schummerig dunkel in dem Raum, den sie für sich hatten und Jelena schien den Mägden hier zu vertrauen - was sollte da schon passieren) und ließ der Heilerin ihre wohlverdiente Ruhe, während sie selbst Malla wusch und diese dazu ermunterte, das ungewohnte Element zu erkunden...

Jelena:
"Hast du dich schon entschlossen ob du bei mir bleiben willst?"

Lilac:
Die Frage traf Jenna unverhofft und das sah man ihr auch an. Gedanken, Gefühle und Erinnerungen stürzten auf die Frau ein -
ihre Flucht aus Engonia, die Angst vor der Verfolgung, die kranke Malla, die eigene Erschöpfung, Jelena die ehrfurchtgebietende Heilerin, Wassilij, der Malla im Arm hatte, Svenja, die ihr ihren Umhang lieh, Jelena beim Schmusen mit Sudbina, Wassilij, der ihr sagte, sie sei in Sicherheit, die ersten unbeschwerten Lacher und das Gefühl, in dieser Runde willkommen und einigermaßen geschützt zu sein, Luthor, der sie davon zu überzeugen versuchte, sie solle Lesen lernen, Gerhardt und Jelena, die ganzen unterschiedlichen Valkensteiner, Wydh, die einen Hustensirup basteln musste und der sie Spitzwegerich unterschob, Temris mit seiner wunderbar tiefen Stimme im Duett mit Jelena, Gerhardt, der mit Malla schäkerte, Gorix, der trotz seiner großen Macht albern wie ein kleiner Junge sein konnte, Wassilij, der das zweite Stück massiver Nordwachter Schokoladentorte in sich hineinwürgte, Kassos und Jelena - das unwahrscheinliche Paar, Sasha, vor der sie zuerst Angst gehabt und hinter der sie sich nun ohne zu zögern verstecken würde, Jelena, die ihr die fieberheiße Stirn kühlte, Alvias, der beim Reiten einen Ast ins Gesicht bekam, weil er ihr ein Tier im Unterholz zeigen wollte, Jelena, die den Lagerauf- und -abbau überwachte, die überschwängliche Freude aller, als zuerst die Tore, Mauern und Dächer von Fanada und schließlich das Tor zum Kontor vor ihnen auftauchten, das geradezu unglaubliche Leben im Hause Jelenas und ihrer Familie...
Natürlich wollte sie bleiben. Sie war weit, weit weg von Engonia. Sie hatte eine Aufgabe. Die Leute waren wunderbar. Es ging Malla gut und sie würde hier in Frieden groß werden können. Hohe Mauern und mindestens ein Wassilij waren zwischen ihr und jedem anderen da draußen.
Als wäre ihr Gesicht eine Bühne, auf der ein Stück gespielt wurde, konnte man so vieles in Jennas Zügen lesen...

Jelena:
Jelena beobachtete Jennas Gesicht aus halb geschlossenen Augen und versteckte ein Lächeln hinter ihrer Hand. Sie war froh sich nicht geirrt zu haben.
"Wenn du nämlich bleiben magst, dann können wir einen permanenten Vertrag aushandeln. Jetzt wo du weißt um was für einen chaotischen Haufen es sich handelt wirst du vermutlich das doppelte an Lohn verlangen."

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