Der Städtebund von Tangara > Fanada
Das Kontor - nach dem Krieg
Lilac:
Es dauerte einen kurzen Moment, bis der Scherz an der rechten Stelle angekommen war, dann prustete und kicherte Jenna.
"Mindestens!",
sagte sie grinsend. Dann verwandelte sich der humorvolle Ausdruck in etwas, das viel tiefer blicken ließ.
"Danke.",
sage Jenna nur, doch hinter diesem einen schlichten Wort steckte mehr als ein ganzes Leben...
Jelena:
"Gerne."
Jelena tauchte unter und wusch sich die Seife aus dem langen Haar.
"Wir haben noch ein wenig Zeit zu entspannen bevor wir zurück müssen. Ich mag zwar die Herrin des Kontors sein, aber auch ich habe mich der Köchin zu beugen und Anica kann seeeeehr... äh... kreativ sein, wenn sie der Meinung ist man habe das Essen extra kalt werden lassen."
Sie nahm Jenna die Kleine ab, damit sie sich waschen konnte und blödelte ein bißchen mit ihr herum.
"Irgendwann wirst du mir sagen müssen was dich aus Engonia vertrieben hat. Vor allem wenn du Angst hast, dass es dir hierher folgen könnte."
Lilac:
Jenna hatte gerade ihren Kopf dergestalt schräg gehalten, dass sie einen Teil ihres unglaublich langen Haares, dessen Farbe im Dämmerlich kaum zu erkennen war, unter Wasser auswaschen konnte. Bei Jelenas letzter Bemerkung verharrte sie in ihrer Bewegung und fixierte die Heilerin mit einem durchdringenden Blick.
Als sie jedoch zu sprechen begann saß sie wieder aufrecht, hielt eine Haarsträhne zwischen den Fingern und betrachtete diese.
"Es ist unwahrscheinlich, dass mir jemand bis hierher folgt. Der Aufwand würde wohl kaum zu rechtfertigen sein..."
Ihr Blick wanderte zu Malla:
"Wenn es auch um sie ginge, vielleicht. Aber nur für mich... "
Jennas Stimme verlor sich, doch offenbar war sie nicht mehr so extrem verschlossen wie früher.
Jelena:
"Jenna, sieh mich an."
meinte Jelena leise, aber bestimmt.
"Du musst mir nicht alles erzählen, aber du musst Todesangst gehabt haben, wenn du mit einem Säugling mitten im Winter zu Fuß und alleine durch ein Kampfgebiet geflüchtet bist. Du gehörst jetzt zu uns und wir passen auf unsere Leute auf. Aber wir müssen auch wissen, wovor genau wir sie schützen sollen, verstehst du?"
Lilac:
Jenna schlang die Arme um sich und sah Jelena ins Gesicht.
"In gewisser Weise haben uns die Kämpfe gerettet. Alle sind ja wie die aufgescheuchten Hühner irgendwo rumgelaufen - entweder um zu flüchten oder um zu plündern. Da fällt es nicht auf, wenn man sich davonstiehlt und erstmal nicht wieder zurückkommt. Und wir haben uns versteckt - in Schuppen und leeren Häusern. Ich habe versucht, den Kämpfen so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Und dann sind wir durch das kleine Tor raus aus der Stadt - ich hab da schon gedacht, wir haben es geschafft. Aber dann waren da draußen doch noch so viele Scharmützel und ich habe Leute aus unserem Viertel sprechen gehört - sie wollten zu den Truppen und sich anheuern lassen. Wir haben uns durchs Gebüsch geschlagen und ich bin in diesem Bachbett ausgerutscht und ganz nass geworden. Und als wir uns in dem Heuschober versteckt haben, konnte ich ja kein Feuer anmachen, das hätte man ja gleich bemerkt..."
Tränen der Verzweiflung und der nicht verarbeiteten Angst kullerten Jenna über die Wangen.
"... und dann begann Malla so zu husten und in der Nacht stieg das Fieber. Da bin ich an die hinterste Außenwand, damit uns von der Straße aus keiner hört. Und am nächsten Tag weiter, wir mussten ja weg da!"
Jenna schniefte und sprach dann weiter:
"Und ständig hab ich mich gefragt, was es wohl kostet, jemanden suchen zu lassen und ab welcher Entfernung es sich nicht mehr lohnen würde. Und all die Verwundeten, Sterbenden und Toten, die wir gesehen haben... Die lagen einfach da - zurückgelassen oder übersehen. Einer hat nach mir gegriffen und mich gebeten, ihm zu helfen... Er hat so schrecklich geblutet, also hab ich Mallas Tragetuch zerissen und ihn bandagiert, aber es hat immer und immer wieder durchgeblutet. Und als ich keinen Stoff mehr hatte und ihm gesagt hab, ich könnte ihm nicht mehr helfen, da hat er gesagt, ich hätte ihn doch schon gerettet und er würde sich ewig an seine Retterin - den Engel mit den langen Haaren und mit dem Kind erinnern. Und da ist mir aufgegangen, dass wir zu auffällig sind und dass ich ein Spur hinterlasse, wenn ich den Leuten helfe. Also bin ich losgerannt... Ich hab ihn liegen lassen, Jelena, einfach so liegen lassen!"
Schluchzer schüttelten die Frau und hinderten sie am Weitersprechen.
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