Der Städtebund von Tangara > Fanada

Eine Queste für Tajna

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Jelena:
Zu Beginn war es nicht einfach gewesen ihre Gedanken abzuschalten. Wie ein Schwarm wütender Hornissen summten sie in ihrem Kopf herum und egal wie oft sie sie herauszuscheuchen versuchte, sie fanden immer wieder einen Weg hinein.
Gesichter und Erinnerungen tauchten vor ihrem inneren Auge auf, willkürliche Bilder ohne Zusammenhang die den gerade beendeten Krieg an ihr vorbei ziehen ließen:
die Zeit in Andarra und Vater Treuhardt... Der Laviniageweihte mit den sanften Augen und dem Verstand wie ein Schwert. Er war in Caer Conway geblieben, was war aus ihm geworden? Sretschko, der kleine Junge der auf der Flucht gen Norden geboren wurde. Die Familie eines Schmieds hatte ihn aufgenommen, erst neulich war ein kurzer Brief gekommen, in krakeliger Kinderschrift mit "fielen Küsen und Umarmunk für Patentante Jelena". Für einen knapp vierjährigen Jungen eine bemerkenswerte Leistung und ein Zeichen, dass das Geld welches sie sandte eine gute Verwendung fand... Die Schlacht um Fanada! Große Göttin welches Massaker... die Tage und Nächte im Lazarett, die Erschöpfung in  Luthors Augen, die Angst in Alvias'... Alberts zertrümmerter Arm im Tiorstempel. All die Macht, der sie ausgesetzt war als sie die Verwundeten dort versorgte... Kassandra Wolfsgeheul, ihre Nemesis.

Nach der ersten Nacht war Jelena so weit in der Meditation versunken das Hunger und Durst nebensächlich, die Zeit undwirklich wurde.

Der Speer der sich in ihre Seite bohrte, Schmerz und Verlust... Richard of York und sein Genuß eines Bechers Kaffee Breganer Art... Njordin Jörgensson... Linea und die Sturmrufer...

Wassilij:
Wassilij schaute immer wieder nach Jelena. Auch wenn sie in tiefer trance war, ihre Mimik änderte sich zwischen zeitlich unmerklich. Sie sprach von Verlust und Schmerz. aber auch von Hoffnung.

Still hoffte der junge Krieger, dass diese Queste ihr helfen würde. Jeder hatte seine Bürde zu tragen. Das wusste Wassilij nur zu gut. Manchmal holte ihn ein Schatten seiner Vergangenheit ein, doch wusste er damit um zu gehen.

Nur von Erzählungen, wusste er, was Jelena erlebt haben musste, bevor er zu ihr gestoßen war. Alles Andere hatte er selbst miterlebt. Es waren schwere Zeiten für sie alle gewesen. Der Krieg gegen Konar. Wassilij war mehr als nur froh, das es vorbei war und noch froher, das sie es alle unbeschadet überstanden hatten.

Ein leichtes Lächeln schlich sich in sein Gesicht. Dafür war er trainiert worden. Er hatte seinen Lehrmeistern Ehre gemacht. Und er hatte in Jelena mehr Gefunden als nur einen Auftrag. Sie war ihm wie eine Schwester geworden.

gerhardt:
Und unvermittelt war da in Jelenas Geist dieses Gesicht, wie ein Kadaver in einem stolzen Strom, unaufgefordert, unerwünscht, abstossend und fremd.
Es war keine von Jelenas Erinnerungen, sie kannte dieses Gesicht überhaupt nicht und wenn so hätte es sie in ihren schlimmsten Träumen heimgesucht, schwarze Augen starrten sie unverwandt und spötisch an, der grinsende Mund entblöste eine Reihe von verfaulten braunen Zahnruinen, die Haut war Pockig und blass, seine Haare stumpf fettig und verfilzt, Ungeziefer wuselte darin herum und labte sich an der schorfigen Kopfhaut.
Jelena konnte diesen Mann sogar riechen, er roch nach ranzigem Käse und Verwesung.
Sie wollte die Meditation beenden doch irgendwie wurde sie von dieser Person in ihrer eigenen Trance gefangen gehalten wehrend sich die Erscheinung immer weiter ausbreitete und allmählich alles vereinnahmte, wie ein Dolch der brutal langsam in einen Körper gestossen wurde, eine vergewaltigung ihrer Seele.
"Nnnh hallo Jakovljeva verkommene Medvjedstanische Kräuterhexe hnn! Hat dein alter Soldat also wiedereinmal versagt, denn ich habe dich gefunden nnnhhnnn."
Wiederliches wimmern und zischen begleitete sein sprechen.
"Chhhinnnssinn oh wie hat er versucht dich zu verstecken Nnhn der Narr.
Freue dich Hexe denn du hast einen neuen Begleiter, ganz gleich auf welche Ebene du dich begibst Hnnssii ich werde immer in deiner Nähe sein und niemand wird dich schützen können, nicht dein Schoßhund dort drüben und erst recht nicht dieser Andarrianische Tölpel der dir sooo zugetan ist Nnnhhhnnnn!"
Für einen kurzen Augenblick zerfloss das Gesicht, formte sich neu in Gesichter die Jelena kannte, Menschen die in ihrem Kontor ein und aus gegangen waren, denen sie auf der Strasse begegnet war, Boten, selbst tierische Gestalt nahm das Gesicht an, Ratten, Wildschweine, der schwarzäugige seelenlose Kopf eines Käfers.
Dann war es weg... verschwunden wie es aufgetaucht war.

Jelena:
Nach unbestimmter Zeit hatte Jelena den Zustand der Stille erreicht. Jenen Raum, welcher das Ziel der Meditation war. Ihre Gedanken waren leer, ihre Seele still. Absolute Ruhe umfing sie und gewährte ihr einen Blick in das Mittelpunkt ihres Seins.

Der Angriff kam brutal und schnell. Die Stille ihres Geistes zerbrach wie ein fragiles Glas, wurde in tausende Stücke zerschmettert. Sie, die Jahrzehntelang trainiert hatte um anderen helfen zu können, war einem Angriff auf dieser Ebene schutzlos ausgeliefert. Sie war eine Meisterin ihres Fachs, erkannte Zweck und Ziel dessen was geschah und versuchte sofort aus der Trance zu erwachen, aber ein wütender Schmerz zerriß ihre Konzentration und nagelte sie wie ein Dolch auf dieser Ebene fest. Schwärendes Gift ging von dem Dolch aus, vergiftete ihre Seele, reduzierte sie zu einem Wesen aus Angst und Hoffnungslosigkeit. Sie kannte den Geschmack dieses Giftes, war ihm zuvor bereits begegnet. Hass und Wahnsinn waren darin und der Schwefel des Dämonentums. Eine Ecke ihres Geistes erkannte die Quelle dieser widerlichen Macht, versuchte Worte zu formen, die Göttin um Schutz anzuflehen, doch es war als ob sie bereits bis zu den Hüften in Morast steckte und jede Bewegung, jeder Versuch der Gegenwehr ließ sie noch weiter versinken.
Jelena kämpfte um die Herrschaft über ihren Verstand, versuchte einen neuen Wall zu errichten.
Und verlor.

Ein gellender Schrei zerriß die Stille der Lichtung und hallte in den Wäldern um sie herum nach, schreckte Vögel und Wild und ließ die Pferde ängstlich wiehern und steigen.
Jelenas Körper wurde wie eine Puppe herumgeworfen, sie bog den Rücken zu einer perfekten Brücke, als ob sie versuchte vor etwas auszuweichen, während weiterhin diese grausamen Schreie ihre Kehle zerrissen. Ihr Körper erschlaffte, nur um kurz darauf konvulsiv zu krampfen, während die Wunden an ihrem linken Unterarm sich öffneten und zu bluten begannen.
Der Krampf ebbte ab, aber das schlimmste begann erst: Jelena versuchte sich die Augen auszukratzen.

Wassilij:
Wassilij nahm Jelenas Schrei wahr, sah ihre reaktion und konnte keinen Feind sehen. Mit einem schnellen Satz, war er bei ihr und versuchte mit geübten Handgriffen, Jelenas Hände zu fixieren, damit sie sich ihre Augen nicht auskratzen konnte. Zeitgleich suchte er sich eine Position, in welcher sie ihn nicht treffen konnte, während er mit der Anstrengung entsprechend ruhiger Stimme auf sie einredete und versuchte, sie zur ruhe zu bringen.

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