Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Auf dem Weg nach Bourvis
Vanion:
Vanion blickte an sich herab. "Ja, da habt Ihr völlig recht." Mit Stolz betrachtete Vanion Lorainnes Wappen, das an seinem Gürtel hing. An den Rändern war das Grün verdreckt, die Distel selbst war jedoch fast gänzlich unbefleckt. "Nur - was ist mit dieser Aufgabe, die der Lavinia-Priester mir in Brega mitgeteilt hat? Ich verstehe das nicht so recht, denn die Kunst der Minne zu erlernen, ist doch eine meiner Aufgaben als Knappe, oder nicht? Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, das ich seit dem Fund von Agathes Leichnam hege - aber vorher fühlte ich mich rastlos, unsicher, am Rand meiner Aufmerksamkeit war immer ein kleiner Fleck zu sehen. So sehr ich ihn erhaschen wollte, ich konnte es nicht erkennen. Und seit ich meine Aufgabe erfüllt habe, seitdem ist dieses...dieses Gefühl, dass mich vor sich her getrieben hat, nicht mehr vorhanden. Die Zweifel sind verschwunden. Ich weiß, dass ich meinen Weg gewählt und auch eingeschlagen habe, alles andere liegt bei mir. Daher verstehe ich nicht, dass Lavinia mir eine solche Aufgabe stellen sollte." Auf einen Wink Lorainnes setzte Vanion sich nah ans Feuer und schlang die Arme um die Knie. "Ich habe einfach das Gefühl, dass die Zeit des ... des... sich als würdig Erweisens", Vanion rümpfte kurz die Nase über seine holprige Formulierung, "vorüber ist. Nun muss ich nicht länger hauptsächlich vor den Göttern bestehen, vielmehr ist die Zeit gekommen, in der ich ganz irdisch zeigen muss, was ich kann. Und diese Aufgabe - das Erlernen einer ritterlichen Minne - das würde doch Jahre erfordern, um diese Kunst zu einer Form zu bringen, die man einer Dame darbringen kann."
Mel:
"Das erlernen der Minne erfordert jahre- und selbst dann... ist es manchmal noch schwer, richtig zu minnen. Aber das lernst Du noch. Deine Queste ist erfüllt, Vanion, Du musst keine weiteren Aufgaben mehr erfüllen, um Knappe zu werden. Dennoch halte ich diese Aufgabe der Laviniapriesterin aus Brega für eine recht gute... Übung- auch wenn ich sehr wenig von der tangarianischen Ausprägung des Glaubens halte. Lavinia wird Dich noch sehr oft prüfen, manchmal glaube ich, dass ganze Leben ist eine reine Laviniaprüfung. Natürlich huldigen und verehren wir auch die anderen Götter, aber ich kann rechtschaffend sein und Alamartreu und trotzdem trage ich Hass in meinem Herzen. Lavinia fordert Reinheit, absolute Hingabe- immer. Und wenn Du dich ihr mit eben jenem Hass im Herzen hingibst, wird sie Dir eine andere Bürde auferlegen, und Du wirst sie erfüllen."
Lorainne dachte an Leah, deren Name ihr allein schon so sehr durch ihren Vater verhasst war, dass es sie schüttelte und ihr kalt den Rücken hinablief, wenn sie daran dachte, wessen Abkömmling das kleine Mädchen war. Trotzdem hatte sie sie aufgenommen, aus berechnung, aber mittlerweile musste sie erkennen, dass sie die Kleine irgendwie liebgewonnen hatte. Was würde werden, wenn sie tatsächlich irgendwann auf Roquefort traf? Würde sie es übers Herz bringen und die Kleine töten können?
"Was die minne angeht.." nahm sie den ursprünglichen Gedanken wieder auf: "ist es in erster Linie wichtig, einige Formealitäten zu beherrschen. Wen Du minnen darfst, wie und so weiter. Wenn Du das weisst, sit die Art der Minne nebensache, solange Du die Form wahrst, achtet niemand darauf, ob Du besonders blumige Umschreibungen nimmst, oder Deine Stimme besonders wohlklingt oder ob Du dein Instrument so gut wie ein Spielmann beherrschst. Du darfst die Dame nur niemanls beleidigen und ihr keine Schande machen, indem Du ihr etwas darbringst, was Du nicht beherrschst."
Ihre Gedanken schweiften wieder ab, sie dachte daran, wie Damian sie einmal geminnt hatte, wie er ihr einen Antrag gemacht und sie abgelehnt hatte. Damals war alles noch so unbeschwert gewesen, trotz des Krieges.
Vanion:
"Na, ein Findelkind aufzunehmen und sich drum zu kümmern, ist wohl zumindest eine Tat, die Lavinia zum Lächeln bewegen wird. Grade in solchen Zeiten sind Kinder die wahren Schätze, die es zu behüten gilt."
Vanion grinste. "Ich selbst wollte als Kind immer in Abenteuer verstrickt sein, ich wollte in die großen Geschichten eingehen, die von Barden besungen werden. Aber ich wurde nie in etwas hineingezogen, ich musste mich selbst schon in die Abenteuer hineinbringen. Nur gut, dass Ihr die kleine Leah nach Caldrien bringt, dort kann sie friedlich aufwachsen. Werdet ihr sie einem Kloster übergeben? Ich glaube kaum, dass Euch auf Euren Reisen ein Kind nützen wird, so süß es auch dreinschaun mag. Mögt ihr mir jetzt eigentlich erzählen, wie die Kleine zu Euch gelangt ist?" Entspannt nahm Vanion den Kopf in den Nacken und beobachtete durch das Geäst der Bäume den Sternenhimmel.
Mel:
Lorainne nickte:" Moi aussi. Zum ärger meiner Eltern bin ich mit meinem Bruder lieber auf Bäume geklettert, war im Stall oder hab mit ihm Ritter und Räuber gespielt. Ich wollte auch immer Abenteuer, die grossen Heldentaten vollbringen, die stets besungen werden. nun, ich habe es wirklich versucht, genau so zu sein, aber leider kam mir die Realität dazwischen: Im Krieg ist sehr wenig heldenhaft und auch die grossen Helden weinen oft um gefallene Freunde."
Lorainnes Blick wurde ernster: "Immerhin BIN ich jetzt ein Ritter, auch wenn ich feststellen muss, dass selbst das nicht so ist, wie es besungen wird, aber immerhin ist der Krieg vorbei und sobald Roquefort von LFollye verschwunden ist, erlebe ich vielleicht ein oder zwei dieser Abendteuer- und Du kommst mit." Sie zwinkerte Vanion zu.
Als er Leah erwähnte, verschloss sich Lorainnes Blick:"Sie ist in einem Kloster zur Welt gekommen, in dem Kloster, in dem Simon genesen sollte. Und was aus ihr wird, weiss ich noch nicht. Vielleicht stirbt sie noch vor dem nächsten Winter, Säuglingen passiert sowas schnell, vielleicht kommt sie in ein Kloster, vielleicht ziehe ich sie gross, wir werden sehen. "
Vanion:
"Na, dann bringt sie doch wieder nach Blanchefleur, und in ein paar Jahren schaut Ihr nach und wundert Euch, wie groß sie doch geworden ist." Vanion zwinkerte Lorainne zu. Er hatte gemerkt, dass irgend etwas mit diesem Kind war, dass Lorainne traurig stimmte. Sie schien vor eine unangenehmen Entscheidung zu stehen. Wessen Kind das wohl war? "Leben die Eltern denn noch?"
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln