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Auf dem Weg nach Bourvis

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Vanion:
"Oh." Vanion verstummte, eine peinliche Pause entstand.
"Nun...dann.. verzeiht. Ich hätte vielleicht nachdenken können. Na, meine Eltern leben noch." Vanion könnte sich für den letzten Satz ohrfeigen. Idiot, reib ihr noch unter die Nase, wie gut es dir geht.
"Ich...verzeiht, ich weiß grad nich so recht.." Vanion schwieg nun endgültig. Lorainne starrte mit leerem Blick ins Feuer. Der junge Mann verlor sich in seinen eigenen Gedanken. Er versuchte, sich an seine kleine Schwester zu erinnern. Sie war im Säuglingsalter, als er den Hof verlassen hatte. Ganz so, wie Leah jetzt. Ob sie nun vielleicht schon laufen würde? Konnte sie schon reden? Ob sie überhaupt wusste, dass sie nicht nur zwei Schwestern, sondern auch einen großen Bruder hatte? Er bezweifelte es. Sonia, seine Mutter, hätte es ihr wahrscheinlich erzählt, aber für Barak, seinen Vater, war Vanion nicht länger Sohn. Er war in den Augen seines Vaters nur ein weiterer Tunichtgut, den man nicht gebrauchen konnte. Ob die beiden wohl die Wirren des Krieges überlebt hatten? Vielleicht waren die Felder gar nicht mehr bestellt - vielleicht waren die Ernten zu schlecht ausgefallen im letzten Jahr. Vanion verfluchte sich für seine Gedanken. Er hatte solche Gedanken so lange nicht zugelassen. Der Krieg war wichtiger gewesen, seine Freunde waren wichtiger gewesen. Ganz am Anfang waren ihm ein Barde und ein Krug Bier wichtiger gewesen. Er hatte mehr Gedanken an Jelena und ihr Wesen und ihre hitzigen Diskussionen verwendet, als sich für seine Familie zu interessieren. Und nun gab es kaum die Möglichkeit, mal eben nach Fanada zu reisen. Nicht vor dem Winter. Und nun wartete in La Follye ein weiterer Konflikt auf ihn. Und was kam dann?
Vanion ließ den Kopf auf die angewinkelten Knie sinken. Seine Gedanken verloren sich in Bildern seiner Schwestern und seiner Eltern.

Mel:
"Besuch sie! Sieh, wie es Deinen Eltern geht und sprich Dich mit Ihnen aus." liess sich Lorainne nach einer Weile leise vernehmen.
"Weisst Du, es gibt sovile Dinge, die ich meinem Vater noch sagen wollte, doch dann war es zu spät. Auch wenn er mir im Angesicht seines... Todes verziehen hat, ich hätte ihn gerne darum gebeten. Auch Simon wollte ich noch einiges sagen, doch als er noch lebte, war... irgendwie nie der richtige zeitpunkt, und jetzt rede ich immerzu mit ihm, wenn ich bei ihm bin, doch weiss ich nicht einmal, ob er mich hört. Vielleicht ist es auch bei ihm zu spät. Du solltest diesen Fehler nicht machen. Auch wenn viel passiert ist, zwischen Dir und deiner Familie, auch, wenn sie vielleicht nicht verstehen werden, warum Du mein knappe sein willst, sie werden trotz allem froh sein, zu sehen, dass es Dir gut geht, dass Du den Krieg überlebt hast."
Sie versuchte sich an einem aufmunterndem lächeln.
"nutze die Chance, solange Du sie noch hast, hole Dir den Segen Deiner Eltern, denn eines kannst Du mir glauben: Wenn dich nicht mehr hält, tut es die Familie. Die Zeit im Kloster bei meiner Schwester hat wahre Wunder gewirkt und ich würde auch gerne meine andere Schwester in Oscronne besuchen, aber erstmal muss ich hier alles regeln. Udn auch, wenn die Marnoische Teil, die Familie meiner Mutter, in Blanchefleur nicht gerne erwähnt wird, haben sie mir doch nach dem Tod meines Vater zur Seite gestanden. Und nun ersetzen mir meine Männer die Familie irgendwie. Und ich habe gute Freunde, dass alles ist mindestens genausoviel Wert, wie eine Familie, kann sie manchmal aber nicht ersetzen. Also: reite nach Fanada und besuche sie, verbring Zeit mir Ihnen, sicher habt ihr Euch einiges zu erzählen. Und im Frühjahr kommst du zu uns zurück und bist Knappe. Denn wie willst Du dich auf Deine Pflichten konzentrieren, wenn Du dich immerzu fragst, was aus Deiner Familie geworden ist, hm?"

Vanion:
"Chevalière Lorainne, ich möchte meine Eltern nicht zwischen den Dienst an Euch und der Imperatorin Loenna von Donnerheim stellen. Mein Vater hat mich verstoßen, und ich glaube, dass ich an Eurer Seite sein sollte - um Euch zu dienen und zu helfen, so gut ich es vermag." Vanion sprach laut und sehr, sehr deutlich. Ein unergründlicher Ausdruck stand auf seinem Gesicht.
"Herrin, so sehr ich auch mit meinen Eltern sprechen will - mein Vater wird mich nicht wiedererkennen. Er.. er hat.." Vanion sah zu Boden. "Als er ging, sagte er einfach nur, dass ich ihn und die Familie entehrt und verraten hätte. Er.. er sagte.. dass ich nicht länger sein Sohn bin. Meine Mutter schrie ihn an, unter Tränen, er solle mich nicht verfluchen. Zuletzt bettelte sie. Mein Vater schlug sie ins Gesicht."

Mel:
"Er hat was?" Lorainne wusste, dass ein Mann jedes Recht hatte, mit seiner Frau so umzugehen, wie er es für richtig hielt, doch da sie wusste, wie ihr Vater zu ihrer Mutter- und später zu ihrer Stiefmutter- gewesen war, war es für sie immer unvorstellbar gewesen, dass ein Mann seine Frau schlagen würde. Seine Kinder und Knappen, aber niemals seine Frau.
Noch unvorstellbarer war für sie allerdings, dass Vanion nicht eingegriffen hatte...
"Was hast Du getan? Hast Du sie geschützt?"

Vanion:
"Ich.. ich.." Vanion vergrub das Gesicht in seinen Händen. "Ich sah zurück - und dann.. drehte ich mich um und lief los." Es war heraus. Der junge Mann schwieg nur noch.

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