Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Ein Dorf.
Tobi:
Der Riiter lehrte den letzten kleinen Rest aus seinem Becher und grif nach dem Krug, den Vanion mitgebracht hatte.
"Da rede ich schon fast wie ein Priester. Wie in den guten alten Zeiten."
er kicherte leise in Erinnerung an wohl einige schmerzhafte, aber auch schöne Ereignisse.
"Wir Jeldriken wurden früher auf die philosophierenden Ritter genannt und auch von so manchem Ritter verspottet. Manchmal sogar von Leuten, die es wagten mit dem Schwert für ihre Worte gerade zu stehen."
Er grinste breit.
"Du bringst mich wieder dazu vor dem Ende meiner Tage mich wieder zu fühlen, wie am Anfang. Dafür danke ich dir.
Mit den Göttern ist das so eine Sache. Es gibt viele Götter und auch wenn wir alle fürchten und respektieren müssen so gibt es doch noch unsere Götter. Die sechs die Jeldrik und Engonien erschaffen haben. Drei Frauen und drei Männer. Zwei Gute, zwei Neutrale und zwei Böse, die uns nach dem Brüderkrieg alles brachten, was wir Menschen brauchten, Liebe Gesetz, Nahrung, Wissen, Gerissenheit und Stärke und einen Mann, der uns alle führte uns für all das steht. Jeldrik war der Heilige von sechs Göttern und er stand nur für eine einzige Sache, Menschlichkeit.
Jetzt, da sich die Götter von uns abgewandt haben ist er der Einzige, der bleibt und für uns da ist und uns beschützt."
Vanion:
Ohne Spott, aber mit Bitterkeit in der Stimme antwortete Vanion: "Mit Philosophie hatte der Pilgerzug, egal ob Rittersmann oder Knecht, nicht viel zu tun. Und angesichts dieses Zuges zu behaupten, dass die Götter sich von uns abgewandt hätten, angesichts der Tatsache, dass Engonia nun von jedem Jeldriken frei bereist werden kann, ist das nicht schon zynisch? Der Pilgerzug kämpfte für alle Menschen des freien Engoniens, aber mit Menschlichkeit, also mit dem, was laut Euren Worten übrig ist, hatten nur wenige unserer Taten zu tun." Unwillkürlich musste Vanion daran denken, wie er in Engonia, als die Schlacht für den Lupus längst verloren war, Menschen vor blutgierigen Widerständlern beschützt hatte, die nach blinder Rache für ihre Lieben dürsteten.
Vanion schüttelte den Kopf.
"Ihr habt schon einiges mehr von diesen 'guten alten Zeiten' gesehen als ich, da bin ich mir sicher. Genauso bin ich mir sicher, dass ihr genau wisst, wovon ihr redet. Ich mag im Eifer meiner jungen Jahre reden, bitte verzeiht mir das. Aber nach dem, was passiert ist, nach diesem grausamen Krieg unter Brüdern, der im Namen der Götter gefochten und im Namen der Götter gewonnen wurde, sollen diese Götter sich abgewandt haben, und nur der Patron der Menschlichkeit uns noch beschützen? Ich muss doch etwas nicht verstanden haben, so unwahrscheinlich erscheint mir das."
Tobi:
"Ist das denn so schwer zu sehen? Tior hat uns doch erst in diesen Brüderkrieg gestürzt und Bruder gegen Bruder aufgehetzt und beiden Seiten seinen Segen gegeben. Ohne ihn hätte es keinen Krieg gegeben, ... aber ihm kann man kaum einen Vorwurf machen, denn der Krieg ist sein Geschäft und Auftrag auf Erden.
Doch haben die anderen nichts getan um seinen Blutdurst in Schranken zu halten. Aine und Naduria haben sich von der Welt zurückgezogen, sobald sie nur die Gelegenheit dazu hatten und Alamar hatte nichts besseres zu tun, als seinem alten Feind Szivar hinterherzustellen und gegen ihn vorzugehen, sobald er die Gelegenheit dazu hatte.
... und lass mich gar nicht erst von dem Pilgerzug anfangen, der kaum, dass er begann von jedem für seine eigenen Ziele missbraucht wurde und letzendlich Engonien den Todesstoß versetzt hat."
Vanion:
"Den Todesstoß?!" Vanion bemühte sich, nicht laut zu werden. Das stand ihm angesichts seines Gegenübers nicht zu.
"Der Pilgerzug hat vieles getan. Aber nicht dem Reich den Todesstoß versetzt! Konar hat das getan, durch die Abschaffung des Senats und der Regierung im Namen Jeldriks! Der Pilgerzug ist im Namen aller Götter, selbst im Namen derer, die sich, wie Ihr sagt, von der Welt zurückgezogen haben, entstanden! Tior mag die Welt in den Krieg gestürzt haben, doch die Götter haben den Krieg durch den Pilgerzug beendet!
Wie hätte es ohne den Pilgerzug ausgesehen? Wir würden immer noch unter dem Lupus leiden, die Willkür Konars wäre unser oberstes Gebot, durch sie hätten wir Essen oder auch Hunger!"
Vanion beruhigte sich wieder etwas.
"Engonien gibt es nicht mehr. So ist es doch, oder? Der Anspruch der Imperatorin Loenna von Donnerheim hat dazu beigetragen, der Stolz der Tangarer, und auch die Reste des Lupus, die sich in Middenfelz organisiert haben. Aber nicht der Pilgerzug."
Tobi:
Die Augen des Ritters wurden schmal und langsam setze er den Becher aus dem er gerade getrunken hatte auf den Tisch, doch sonst rührte er sich nicht und seine Stimme war genauso ruhig, wie vorher, als er erwiederte:
"Weder der Hund Barad Konar, noch der Pilgerzug haben für Engonien gekämpft, weil sie beide nicht im Namen der sechs engonischen Götter in den Krieg gezogen sind. Beide haben nur ihre eigenen Motive nach Macht, Rache oder simplem Blutdurst stillen wollen und in diesem Gezerre ist Engonien zerrissen und jeder, in den wir unsere Hoffnungen gesetzt haben, dass er in Jeldriks Sinne handeln würde, hat uns enttäuscht."
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