Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Ein Dorf.
Vanion:
Vanion wusste keine Antwort. Die einzig mögliche Antwort, die er geben konnte, und die ihm sofort in den Sinn kam, war, der Königin Caldriens die Schuld zu geben. Sie war diejenige gewesen, die das Imperium wieder ausgerufen hatte, auch im Namen Jeldriks. Loenna hatte damit nicht nur die Sieger entzweit, sondern das Land beinahe in deinen dritten Krieg gestürzt. Selbst jetzt war die Situation nur ruhig, weil eine Art Balance zwischen den Parteien herrschte. Die Proklamation war falsch! Dumm und falsch!, dachte der Knappe. Aber eben das war er, ein Knappe - ein Knappe einer Ritterin Caldriens, deren Lehnsherr am Ende die Königin - nein, die Imperatorin - war.
Er rutschte unruhig auf der Bank.
Der Pilgerzug soll nur weltlichen Interessen einiger weniger Mächtiger gedient haben? Das kann ich nicht glauben. Solche und ähnliche Gedanken gingen dem jungen Mann durch den Kopf. Natürlich war Vanion nicht so naiv zu glauben, dass der Pilgerzug so selbstlos gewesen war, wie er gewesen sein sollte. Aber bewusst darüber nachgedacht hatte er nie. Vanions Instinkt hieß ihm, von dem Thema rasch abzulenken und einfach zu hoffen, dass Konrad ihn nicht zwingen würde, offene Worte über seine, Vanions, Königin - verflucht, sie ist Imperatorin, vergiss das nicht! - zu verlieren.
"Aber.. nun.." Der Ritter bemerkte, dass Vanion krampfhaft nach Ausflüchten suchte. "..im Namen von fünf Göttern, ja, aber der sechste war auch Teil des Zuges. Nur allzu oft war die Saat des Täuschers zu bemerken, und am Ende, am Ende Konars, gab er den Wolfslord als seine Marionette aus."
Tobi:
Der Körper des Jeldriken war alt, seine Bewegungen langsam und kraftsparend, aber seine Augen verfolgten flink jede Regung des Knappen, wie dieser unruhig auf seinem Platz herumrutschte. Wie bei einer Katze, bei den man nicht wusste, ob sie zulangen, oder weiter beobachten würde.
"Als der Flamen Damian den Segen der Götter erhielt und aus dem Totenreich zurückkehrte hatten wir die Hoffnung, dass er wie Jeldrik einst das Reich wieder einen würde. Er stand vor der gleichen Entscheidung, wie Jeldrik damals, als er in das Theater herunterkam und er hat sich aus egoistischen Gründen dafür entschieden lieber den Feind seines Gottes zu bekämpfen, als das Reich zu einen.
Es gab zwei böse Götter in Engonien und nur einer wurde auf das Banner des Pilgerzugs geschrieben, obwohl er es erst was, der das Land in Blut gebadet hatte."
Vanion:
Dankbar stürzte sich Vanion auf die Worte des Jeldriken:
"Damian? Flamen Damian, aus Voranenburg, aus dem Totenreich zurückgekehrt? Was ist damals geschehen?"
Tobi:
"Das hast du nicht mitbekommen? Es ist damals im Lorinanwald getötet worden, als er und meine Brüder Ralf von Kähenbroich und Tannjew von Wiesenquell dort den schwarzen Kailer zur Strecke gebracht haben. Doch statt seinen Leichnahm zu Grabe zu tragen hat ein Firngarder Ritter ihn zu einem heiligen Ort nach Andarra gebracht, wo er durch den Segen der Sechs Götter das Leben wiedererlangte.
Das war für viele ein Wendepunkt im Brüderkrieg, denn Barad Konar begründete seine Kaiserwürde unter anderem damit, von den Toten wiedergekehrt zu sein ... und der Einzige, der bislang aus dem Totenreich zurückgekommen ist war Jeldrik.
Weißt du, ... wir suchten jeden Tag nach Jeldrik, da er uns ja versprochen hatte zurückzukehren. Wir setzten unsere Hoffnungen in Richard Brin von Fingara und er enttäuschte uns und wir setzten unsere Hoffnungen in Damian von Voranenburg und er enttäuschte uns ebenfalls."
Vanion:
Vanion schüttelte aufgeregt den Kopf. Er beugte sich vor und stützte die Hände auf die Tischplatte.
"Nein, davon hab ich noch nie etwas gehört! Der Schwarze Keiler? Wer oder was ist das? Wann war das?"
Vanion beschloss, den Ritter kurz über seinen Werdegang zu informieren.
"Ich.. ich hab die Felder meines Vaters bestellt, bis ich 17 war. Dann bin ich mit einem Barden losgezogen, um was von der Welt zu sehen. Erst nach einem weiteren Jahr hab ich mich nach der Schlacht um Ahrnburg dem Pilgerzug angeschlossen. Über alles vorher weiß ich nichts, den Gerüchten in den Kneipen hab ich kaum zugehört. Die Lieder der Barden und deren Heldengeschichten waren interessanter. Ich.. ich bin nun 21 Jahre alt, und erst die letzten zwei Jahre habe ich mit etwas Sinnvollem verbracht. Bitte, erzählt mir, was im Lorinanwald geschehen ist!"
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