Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche

Ein Dorf.

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Vanion:
Vanion erkannte sofort die Falle, in die er getappt war.
Die Königin - nein, verflucht, die Imperatorin! - leugnen, ihren Anspruch verneinen? Als Knappe Lorainnes? Oder die andere Möglichkeit: seine eigenen Worte schlucken müssen, und plötzlich dagegen argumentieren müssen? Eine Tugend des Rittertums ist la verité, die Wahrheit, die Aufrichtigkeit! Vergiss das nicht! Die Worte des Ritters waren eine Beleidigung der Imperatorin, der der junge Knappe Treue schuldig war. Sollte er den Mann maßregeln, oder es zumindest versuchen? Die Valkensteiner als Ketzer zu bezeichnen war auch ein starkes Stück, doch konnte Vanion verstehen, warum der Ritter so sprach. Oder waren die Worte des alten Ritters nur enstanden, um Vanions Worte hohl klingen zu lassen? Ist Szivar wirklich so mächtig - und wenn ja, was dann?, schoss Vanion durch den Kopf. Plötzlich graute ihm vor dieser möglichen Zukunft.

Schweigen erfüllte den Raum.

Tobi:
Irgendein General hatte mal in irgendeinem berümten Buch geschrieben, dass man einem Gegner immer eine Rückzugsmöglichkeit lassen sollte ... das schien der Jeldrik einfach zu ignorieren.

An den umstehenden Tischen wurde es leiser, als die angespannte Ruhe zwischen Vanion und dem Ritter um sich griff. Mehrere Leute guckten, was der Grund war, als der Jeldrik seinen Becher absetzte, seine steifen Hände einmal öffnete und wieder schloss und sich direkt an den Knappen wand.

"Oder klarer gesagt: Die Königin ist entweder eine Verräterin an Jeldrik oder eine Dienerin Szivars. Deine Herrin dient ihr, also ist sie auch eine Verräterin oder Dienerin des Täuschers. Du dienst deiner Herrin, also bist du ebenfalls entweder ein Verräter oder eine Kreatur Szivars.
Sag mir, mit wem ich gerade getrunken habe."

Vanion:
Offensichtlich mit einem Idioten, der sich in die Scheiße geredet hat! Vanion war wütend auf sich selber, doch sprach er seinen Gedanken nicht laut aus. Aber genauso, wie er die Falle erkannt hatte, erkannte er jetzt, wohin seine eigenen Worte, wenn man sie konsequent weiter dachte hinführten. Doch trotz seiner Geburt als Tangarianer sprach er sie aus:

"Ihr sprecht mit Vanion Bachlauf, Knappe von Lorainne de la Follye des Joux! Weder meine Herrin noch Ihre Majestät, Imperatorin des Reiches und Königin Caldriens, Dame Loenna von Donnerheim, sind Verräter an Jeldrik oder Dienerinnen des Täuschers!" Vanions Stimme war messerscharf.

"Mit dem Fall Konars und dem Sieg des Pilgerzuges wurde Szivars Spiel beendet! Die Fünf haben ihren Bruder durchschaut, vereint haben sie ihn in ihre Schranken gewiesen! Der Schaden wurde angerichtet, gewaltiger Schaden zwar, doch kein tödlicher! Aufrechte Männer bereisen Engonien, um Wunden zu heilen, die Szivar schlug! Flamen Damian, der Euch so bitter enttäuschte, zog nach dem Krieg durch das Kaiserrreich, um Unrecht, dass verübt wurde, aufzuklären, um Heil zu bringen, wo nur Fäulnis war! Ihre Majestät Imperatorin Loenna von Donnerheim selbst verzichtet darauf, ihr angestammtes Recht mit Waffengewalt durchzusetzen, vielmehr gibt es diplomatische Verhandlungen, wie sie es schon immer gegeben hat! Ein Stück Andarra wurde Fremden zugesprochen, doch nicht durch Szivar! Wenn jemand wie die Valkensteiner Blut und Tränen vergießt, um ein Land zu befreien, dem sie durch NICHTS verbunden sind - soll man sie dann wegschicken wie namenlose Hunde, die ihren Knochen aus dem Müll fischen sollen, anstatt Freunde der Götter, die sind, als Brüder aufzunehmen?

Szivar hat ein verschlungenes, undurchsichtiges Spiel gespielt, und doch sind die Götter nicht verschwunden, wie Ihr es behauptet, nein! Vielmehr sind noch andere Götter zu uns gekommen, Askar und Tormentor, die auf unserer Seite kämpften!"

Vanion beugte sich vor und sah den alten Jeldriken eindringlich an.

"Es ist eine Sache, im Krieg der Götter eine Schlacht zu verlieren. Eine andere ist es, danach aufzugeben und alles zu verteufeln; hier jemanden einen Verräter und dort jemanden einen Szivars-Paktierer zu nennen. Lasst Euren Zorn an Richard Brin aus, der sich nach Euren Worten versteckt und es nicht für nötig hielt, sein Schwert für Engonien zu erheben, während andere bluteten. Nicht an denen, die eine verlorene Schlacht führten und sich nun rüsten, die nächste zu schlagen." 

Tobi:
Die linke Hand des Ritters greift zum Schwert in den Decken und packt die Scheide gerade unterhalb des Pariers, so dass er mit der Rechten die Klinge ziehen kann falls nötig.

"Nach dem ersten Satz hättest du aufhören sollen, aber in dir steckt noch zu viel tangarianischer Händler, der denkt man könnte Verrat mit Worten lösen, oder ist es Szivars Stimme, die dir ins Ohr flüstert?

Ich betrachte unseren Standesunterschied, als unerheblich, wenn du den Mut hast die Ehre deiner Herrin und deiner Königin zu verteidigen."

Vanion:
Vanions Hand fuhr auf die Bewegung des Jeldriken hin instinktiv auf seine rechte Seite, wo er - nichts als sein Messer fand. Ruhig zog er die Hand zurück.

"Hier geht es nicht um Mut."

Beherzt griff Vanion nach seinem Becher und trank einen Schluck. Ihm lag viel daran, die Situation zu entschärfen, doch waren die Worte des Jeldriken nichts anderes als eine Beleidigung. Bedächtig lehnte er sich zurück, die Hände auf dem Tisch verschränkt.

"Keiner von uns kennt den Willen der Götter. Ihr wisst nicht, ob sie uns verlassen haben, und ich weiß nicht, ob ich Recht habe mit dem, was ich sage.

Ich werde mich Eurer Forderung nicht entziehen, so Ihr darauf besteht. Doch nach all dem, was ich Euch vor diesem unseligen Streit erzählt habe, solltet Ihr wissen, wie ich zu den Dingen stehe.
Genauso, wie aus mir die Unerfahrenheit und die Jugend spricht.." Vanion wählte die folgenden Worte nun sehr bedacht: "..spricht aus Euch die unumstößliche Meinung, die das lange, erfüllte Leben einem bringt, und die so gefestigt ist, dass sie den Worten der Jugend nicht zugänglich ist." Ihr seid zu alt, zu sehr die Wege gewohnt, die Ihr immer gegangen seid. Für Euch ist Loenna eine Verräterin an Jeldrik - und ich darf Eure Enttäuschung ob des Kriegsverlaufes, Eure Enttäuschung ob des Nicht-Eintretens Eurer Hoffnungen ausbaden., dachte Vanion bitter, ließ sich jedoch mit keinem Zeichen anmerken, dass er so dachte.

Der junge Mann hatte Angst vor dem, was nun geschehen konnte.

"Vergesst nicht: den Anspruch, den Ihr auf Euren Glauben als Jeldrike habt, stelle ich nicht in Frage. Auch Lorainne tut das nicht, noch ein einziger der Menschen, die ich kenne.
Ich bin Knappe, doch ich laufe nicht weg. Es ist Eure Entscheidung, wie dieser Abend zu Ende geht." Wenn er mich nicht umbringt.. wird Lorainne es ohnehin tun.

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