Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Ein Dorf.
Tobi:
Kurz schien die Entschlossenheit des Jeldriken zu schwanken, aber er er brauchte nur ein paar wenige Augenblicke um die Zweifel beiseite zu schieben.
Mit der Rechten löste er die Fiebel an seinem Mantel, so dass dieser an seinem Rücken herunterglitt, als er aufstand. Die Linke hielt die Schwertscheide samt Schwert, die er nun im Aufstehen aus dem Bündel gezogen hatte.
Nur in dem alten ausgeblichenen Wappenrock ging er durch die nun sterbensstille Taverne zur Tür und dreht sich erst um, als er den Türrahmen erreicht hatte.
"Hast du ein Schwert Knappe Vanion? Ich werde mir nicht nachsagen lassen einen Knappen getötet zu haben, der nur ein Messer trug."
Vanion:
Auf einen Wink Vanions nahm einer seiner Bekannten aus dem Dorf den Mantel des Ritters auf. "Pass gut darauf auf, bitte." Einen weiteren Bekannten schickte Vanion los, Jacques aufzuwecken. Dann verließ Vanion die Kneipe, nicht ohne dem Wirt vorher ein paar Münzen und ein freundliches Lächeln zu geben. Der Wirt brummte etwas in seinen Bart, Vanion ignorierte es.
Als Jacques schließlich ankam, bat der Knappe ihn in kurzen Worten um eines der Schwerter, mit denen die beiden so oft in den letzten zehn Monden geübt hatten. Ein schwerer Anderthalbhänder, eine gute Waffe, etwas schartig, aber nichtsdestotrotz scharf. Auf Jacques' fragenden Blick schüttelte Vanion nur den Kopf.
"Er hat la chevalière und die Imperatorin als Verräter am Reich und an Jeldrik bezeichnet. Wenn der Kampf nicht gut ausgeht, richte Lorainne meine Entschuldigung aus."
Jacques schien Einwände zu haben, doch nickte er nur anerkennend.
Der Knappe wandte sich zu dem Jeldriken um, der bisher schweigend vor der Kneipe gestanden hatte. Da dieser nicht gerüstet war, ging Vanion nicht davon aus, dass noch irgendetwas an Schutz anzulegen war. Lorainnes Wappenrock, grün, weiß ummantelt, auf der vorne die Distel der Follyes prangte, und sein schwerer wollener Gambeson mussten reichen.
"Wo?"
Tobi:
"Hier ist so gu wie überall sonst." antwortete der Ritter im Matsch vor der Taverne und dann wandte er sich mit lauter starker Stimme, die man dem hageren Mann nicht zugetraut hätte an ... na vielleicht hatten es die Zuschauer sein sollen, aber außer einem alten Mann, der sich noch vor Vanion nach draußen gezwängt hatte war zu so später Stunde niemand mehr zu sehen.
"Ich beschuldige diesen Knappen und seine Herrin und ihre Königin Szivar zu dienen und dass sie Engonien zerstören wollen. Der Knappe Vanion tritt in die Schranken um seine Worte und Absichten mit der Unversehrtheit seines Körpers zu beweisen."
Er nahm Stellung ausreichend weit entfernt vom Eingang ein um allen genug Platz zu geben. Als Vanion bereit war huschte ein sehr trauriger Ausdruck über das Gesicht des Jeldriken und er sprach ein wenig leiser zu ihm.
"Junge ich tue das um dich vor dem Bösen zu beschützen. Denke nicht schlecht von mir.
Bist du bereit?"
Vanion:
Vanion nickte nur. Die Angst war der Kälte gewichen, der Ruhe, die ihn stets vor einem Kampf erfüllte. Sein Kopf war leer, seine Aufmerksamkeit auf alles gerichtet, was er riechen, schmecken, vor allem aber fühlen, sehen und hören konnte. Das Flatschen seines festen Stiefels im Matsch, der Geruch nach feuchter Erde und alter, erkalteter Asche. Die sehnigen Muskeln seines Gegners, der wache Blick, das alte, aber dennoch scharfe Schwert, dass der Jeldrike trug.
Um die kalten Muskeln aufzuwärmen und den Boden einschätzen zu können begann Vanion, seinen Gegner in wechselnden Richtungen zu umkreisen. Erste Schläge wurden ausgetauscht, mehr eine Art Kennenlernen als wirkliche Bedrohungen. Die frische Kraft des Knappen schien seinen Gegner nicht zu schrecken, doch genausowenig überraschte Vanion die Wendigkeit, die der Alte an den Tag legte. Findiger alter Knabe, was? Du bist erfahrener, aber ich bin um einiges jünger. Es war fast wie ein weiterer Übungskampf mit Jacques. Finde deinen Vorteil und nutze ihn, und kenne deinen Nachteil und vermeide ihn! Je länger der Kampf dauern würde, desto schwerer würde er für den Jeldriken werden. Je übereilter Vanion handelte, desto schneller würde er verlieren. Der Knappe achtete darauf, stets zwei Schwertlängen Abstand zwischen ihren Körpern zu halten. Ein Hieb in Richtung der Schulter, eine schnelle Parade, ein Zucken des Jeldrikenschwertes - verflucht, genau so soll es nicht sein! Es war nur ein kleiner Schnitt an Vanions Schulter, keinen Zentimeter tief. Eine spätere Reaktion, nur den Bruchteil einer Sekunde länger, und der Kampf wäre vorbei gewesen.
Vanion bemerkte den mitleidigen Blick des Jeldriken, doch ließ er sich nicht reizen. Er tänzelte ein wenig vor und zurück, ließ seinen Gegner mitlaufen. Der Jeldrike durchschaute das zunächst nicht und setzte nach, wich zurück, und überließ Vanion die Führung dieses tödlichen Tanzes.
Tobi:
für einen Augenblick. Hätte Vanion nicht so sehr auf das Gesicht des Jeldriken geachtet, wäre es ihm vermutlich entgangen, aber als die Miene des Ritters von Mittleidig auf Entschlossen wechselte, war er vorbereitet ... und genau diese Sekunde brauchte er.
Wilde, zweihändig geführte Schläge ließ der Ritter auf den Knappen niederfahren, alle Zurückhaltung und alles taktieren vergessen. Er fing an zu schreien, drängte Vanion zurück in die Defensive, so dass er seinen Rhythmus verlohr und sich wieder fühlte, als er zum ersten Mal eine Waffe in der Hand gehalten hatte.
Doch das Schwert der Knappen war länger, als das des Ritters. Mit einem kräftigen horizontalen Schlag brachte Vanion Distanz zwischen sich und seinen Gegner um eine Sekunde zu verschnaufen, erneut einen kühlen Kopf zu bekommen.
Der Befreihungschlag war gut gewesen und an und für sich nicht gefährlich, aber der Ritter hatte sich im letzten Moment geduckt. Eigentlich ein unsinniger Zug ... vielleicht hatte er sich unter dem Schlag wegducken wollen oder so, aber es hatte auf jeden Fall nicht geklappt.
Die Spitze von Vanions Klinge hatte den Ritter am Hals erwischt. Nicht tief ... vielleicht nur einen Daumen breit, aber die Wunde war an einer schlimmen Stelle, genau dort, wo dicke Adern verlaufen und das Blut sprudelte aus der kleinen Wunde heraus.
Der wilde Kampfschrei erstarb auf den Lippen des Jeldriken und mit einem gleichgültigen, ja zufriedenen Lächeln sackte Konrad von Hirschsprung auf die Knie. Blut kam auch aus seinem Mund als er mehr zu sich, als an irgendjemanden gerichtet trocken bemerkte:
"Hätte ruhig etwas schärfer sein können."
und damit fiel sein Schwert aus seinen kraftlosen Händen in den Matsch vor der Taverne.
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