Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Ein Dorf.
Vanion:
"Oui, ma chevalière.
Excusez-moi."
Da war es doch wieder, das ständige Reden. Vanion rief sich verbissen in Erinnerung, dass er Lorainne nichts mehr als Freund zu sagen hatte - zunächst.
"Ich werde nach Condra hier sein und weitere Befehle erwarten."
Mel:
"Geniess die Reise und zerbrich Dir nicht meinen Kopf. Ich weiss, dass ich nicht das beste Vorbild bin, und bei einem anderen Herren hättest Du es gewiss leichter, aber die Dinge sind gerade etwas.. kompliziert. Ich muss mich erstmal Blachefleurs Wünschen beugen, wenn ich das nicht tue, bliebe nur das Exil, wenn ich seinem Zorn entgehen möchte. Und er ist sehr kreativ mit seinen Bestrafungen. Nicht umsonst wurde mein Vater vom Hof verbannt, als er meine Mutter heiratete. Und er hat sehr darunter gelitten."
Nachdenklich zog sie ihre Stirn kraus.
"Ich MUSS mich mit ihm gutstellen. Und ich hoffe, bei Zeiten werde ich ihm beweisen können, dass er mit Roquefort dem falschen Mann vertraut hat. Und genau dann brauche ich jemanden, dem ich voll vertraue. Freunde. Und da kommst Du ins Spiel."
Vanion:
"Darf ich denn fragen, wie diese Heirat überhaupt zustande gekommen ist - wer von wo Druck ausübt? Jacques erzählt mir vor allem von geschehenen Dingen, nicht von caldrischer Politik der Gegenwart. Blanchefleur ist der Graf des Gebietes, zu dem La Follye gehört, nicht wahr?"
Mel:
Strafend schaute sie ihn an:"Das solltest Du nicht Beauchamp hören lassen, denn er ist der Graf. Ich dachte, Du hast schon etwas mehr über unsere Geschichte gelernt. Nun denn, Beauchamp ist der Graf, aber Blanchefleur hat auch einen Anspruch, der zu Roderics Zeit begründet wurde. Jedenfalls wollte er diesen durchsetzen und Graf anstelle des Grafen sein... dass muss zu Zeiten von Simons Urgroßvater oder Großvater gewesen sein. Also ich war da noch lange nicht auf der Welt. Jedenfalls führte Blanchefleur eine große Fehde gegen Beauchamp, das Verhältnis war ausgeglichen, jedenfalls bis Marnois eingriff, als Blanchefleur schon fast gewonnen hatte. Nun, den Titel hat immer noch Beauchamp. Seitdem ist Blanchefleur auf Marnois nicht gut zu sprechen."
Nach einer Trinkpause fuhr sie fort:" Ich weiss, dass das kaum etwas mit meiner Hochzeit zu tun hat, aber das ist doch wichtig, denn mein Vater war Mitglied der Wache Blanchefleurs und einer seiner engeren Vertrauten. Zumindest, bis er meine Mutter heiratete, ausgerechnet die jüngste Tochter des Barons von Marnois. Seitdem war mein Vater von Blanchefleurs Hof verbannt. Seinen Platz nahm Roquefort ein, beziehungsweise sein Vater, ein widerlicher Emporkömmlig. Immerhin war sein Vater, also der Großvater des jetzigen Namensträgers nur ein Händler, der sich mit seinem Geld einfach die Tochter eines Ritters gekauft hat, der keine Söhne hatte und um seine Nachfolge besorgt war, und später sogar auch zum ritter geschlagen wurde, weil er zu Zeiten der großen Fehde Blanchefleur einige... gefallen getan. Jedenfalls ist Roquefort nur der Enkel eines Händlers. Wie dem auch sei, mein Vater fiel einer Intrige zum Opfer, denn er hat niemals Handel mit den Lupus Umbra getrieben. Aber es gingen Gerüchte umher und der Befehl der Königin war eindeutig. Also wurde mein Vater als Verräter gehängt und meine Familie fiel in Ungnade und verlor sämtliche Ansprüche, das wir ja Verräter waren. Nun, Roquefort als strahlender Held in dieser Geschichte bekam LaFollye zugesprochen. Erst durch meinen Ritterschlag und dem Duell mit Simon, das als Götterurteil zu verstehen war, wurde zumindest mein Name reingewaschen und ich wurde wieder zur rechtmäßigen Erbin von LaFollye erklärt. Dumm nur, dass Roqueforts Anspruch ebenso rechtmäßig ist. Damit der Baron uns beiden gerecht werden konnte, leitete er unsere verlobung in die Wege, zumal Roqueforts Vater schon bei meinem Vater für seinen Sohn um meine Hand angehalten hat, als ich noch ein Kind war. Mein Vater lehnte das antürlich ab, da er und Roqueforts vater sich auch nie grün waren und gelegentlich kleinere fehden gegeneinander führten, obwohl sie eigentlich verboten sind."
Lorainne seufzte schwer.
2Kurz gesagt: Blanchefleur will diese Hochzeit, weil er sich dadurch endlich Frieden zwischen den meinen und denen der Roqueforts erhofft."
Vanion:
Vanion schielte in Richtung Jacques, der finster drein schaute.
"Verzeiht, mademoiselle ma chevalère, Jacques hatte mir all das bereits erzählt. Ich hatte ein paar der Geschehnisse durcheinander geworfen. Grade die vielen Namen sind es, die mir zu schaffen machen." Es schien, als ob Lorainne das als verständlich erschien, ganz sicher war Vanion aber nicht. "Darf ich meine Meinung frei äußern, mademoiselle ma chevalière?"
Auf Lorainnes Nicken ordnete Vanion seine Gedanken, dann sprach er:
"Roquefort hat der Ehe zugestimmt, das verwirrt mich zunächst ein wenig - nach dem, was Jacques mich gelehrt hat, ist es doch so, dass eine Frau in Caldrien meist eher Vorzeigestück, Beiwerk und Mutter ist, so ehrenvoll und schwer grade letzteres auch sein mag. Er kann kaum damit rechnen, dass Ihr nun die Rüstung ablegen werdet, ein hübsches Kleid anziehen werdet und eure Zeit mit Euren Hofdamen mit süßem, leerem Geschnatter füllen werdet. Roquefort wird doch erkannt haben, dass Ihr als rechtmäßige Erbin La Follyes mit dem Lehen auch die Verantwortung, die Pflichten und grade auch die Rechte an- und auf Euch nehmt. Der Mann weiß doch, dass Ihr genausowenig zur Seite treten werdet wie er, wenn diese Ehe vollzogen ist.
Ich habe in der letzten Zeit genug vergangene Geschichten von schmutzigen politischen Ränkespielen gehört um zu wissen, dass Ihr an Roqueforts Seite niemals vollkommen sicher sein werdet. Sobald Ihr Kinder habt, wird Roquefort Euch nicht länger brauchen, um seinen Anspruch vollständig vor denjenigen Eurer Untertanen, die zu Euch gehalten haben und es immer noch tun, zu legitimieren. Allein die formale Annerkennung Leahs als Eure und Roqueforts Adoptivtochter, so das denn möglich ist, würde vor dem Gesetz genügen. Roquefort verlangt es nach La Follye, nicht nach Euch, so schön, schlau und wohlgebildet Ihr auch sein mögt. Ihr glaubt nicht daran, dass Roquefort ein Ehrenmann ist, und geht in diesem Wissen ein Risiko ein, dass Euch Euer Leben kosten kann." Vanion zögerte kurz, dann schloss er: "Ich will nicht soweit gehen und sagen, dass Beauchamp durch das Drängen auf diese Heirat gegen Euch intrigiert. Aber er wird wissen, was für ein Pulverfass diese Heirat im schlimmsten Falle sein kann. Offensichtlich ist er bereit, gewisse Risiken einzugehen."
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