Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Ein Dorf.
Mel:
Lorainne wurde verlegen:" Nach Deiner Geschichte soll ich erzählen? Darin bin ich nicht besonders gut und würde gegen Dich alt aussehen."
Sie nahm noch einen weiteren Schluck Wein und begann dann doch:
"Nun, lass mich überlegen, Antoine und ich müssen ungefähr neun oder zehn gewesen sein. Der Foret d´Artroux ist ein Wald voller Legenden und düsteren Geheimnissen, was uns nur umso neugieriger machte, da man den Kindern immer schon verboten hatte, in alleine in den Wald zu gehen. Es sollte von Räubern, Hexen und wilden Tieren nur so wimmeln. Natürlich gingen wir in den Wald, denn vor diesen Gestalten hatten wir weniger Angst als vor Yves, der alte Waffenmeister unseres Vaters. Er brachte uns das Kämpfen bei und er war auch meist zuständig für unsere Bestrafung- und dabei war er sehr einfallsreich."
Lorainne lachte.
"Manchmal konnte ich tagelang nicht sitzen. Jedenfalls fanden wir im Wald ein paar Spuren, die wir verfolgten. Und in dem Unterschlupf befanden sich ein paar Frischlinge. Sie mussten erst ein paar Tage alt gewesen sein. Dummerweise wurden wir von der Mutter ertappt. Ich dachte immer so sieht ein Keiler aus, so riesig erschien sie mir. bis ich meinen ersten Keiler gesehen habe- die SIND nämlich riesig. Da haben wir es dann mit der Angst zu tun bekommen und sind weggerannt- ein ziemlich dummer Fehler. Ich wusste zwar, dass Wildschreine gefährlich sind, aber..."
Ratlos zuckte Lorainne die Schultern und nahm noch etwas Wein nach.
Vanion:
"Zu früh, mademoiselle! Zu früh! Die Kunst des Erzählens verlangt nach einem langsam ansteigenden, ausführlichen Anfang, der packend weitergeht... aber ich will nicht kritisieren, ich bin zu gespannt darauf, wie es weitergeht." Er zwinkerte Lorainne zu. "Nur zu, was ist dann passiert? Ihr seid also in einem Wald, ein düsterer, dunkler Wald voller Hexen, und begegnet einem wütenden Keiler, dessen Kinder ihr grade noch aufs Feuer werfen wolltet - und dann?"
Mel:
2Glaub mir, das ist keine Kunstpause, wenn man Dir aber solange zuhört und freiwillig schweigt, ist die Kehle doch etwas rauh. Wo war ich stehen gebliebn? Genau, wir liefen davon und die Sau hinter uns her, dann stürzte ich, Antoine versuchte mich noch am Kleid festzuhalten, aber ich hatte soviel schwung, dass er mit mir zusammen den Abhang herunterkullerte und wir landeten genau vor den Füssen einer Hexe. Zumindest hielten wir sie für eine. Es gibt diese Geschichte über die Hexe im Wald, die kleine Kinder anlockt um sie zu essen. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass die Wildsau uns jetzt doch harmlos erschien. Die Hexe blickte die Sau, die noch oben auf dem Hügel stand, kurz an und murmelte etwas, und weg war sie. Als ob sie mit den Tieren sprechen könnte. Natürlich hatten wir uns verlaufen, als wir durch das Unterholz hasteten, aber die Frau wusste den genauen weg nach Hause. Und sie machte keine Anstalten, uns verspeisen zu wollen. Antoine und ich haben natürlich über die Erlebnisse geschwiegen. Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass sie keine Hexe sondern eine Naduriapriesterin war, denn ein paar Jahre später habe ich einen Naduriaaltar gefunden."
Vanion:
"Nicht gerade eine Geschichte, die von großen Taten zeugt. Aber so erzählt es ein Ritter, schonungslos und ehrlich. Ein Barde wiederrum hätte.."
"Es ist letztendlich nicht von Belang, was ein Barde gemacht hätte. Kinder, die Eber jagen, würde ohnehin niemand unter fünf Flaschen Wein glauben."
Mel:
"Es ist eine Kindergeschichte. Und wie ich schon sagte, bin ich kein so famoser Geschichtenerzähler wie Vanion. Mir scheint, darin ist er besser, als in den meisten anderen Dingen." Lorainne grinste.
"Außerdem habt ihr wohl nicht richtig zugehört: Der Eber hat UNS gejagt."
Wieder lachte sie.
"Damals habe ich noch nicht daran gedacht, dass ich einmal Ritter sein könnte, obwohl ich es so gerne gewesen wäre. Ich habe meine Stiefmutter oft zur Weißglut getrieben,. weil ich viel lieber mit Antoine gekämpft habe, als im Haushalt zu helfen, aber die vielen Geschichten von Rittern, die Drachen töten und Prinzessinen befreien haben mich damals schon beeindruckt."
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