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Das Laviniakloster in Blanchefleur

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Mel:
Schnee bedeckte das Land und liess es in der kalten Wintersonne im schönsten Glanz erstrahlen, so dass man sich die hand vor die Augen halten musste, um nicht zu erblinden.
Jedes Geräusch wurde gedämpft, nur gelegentlich hörte man Äste unter der Last der weißen Pracht knacken und knarzen und die Menschen stöhnen, wenn sie tief in den Schnee einsanken und sich wieder herauskämpften.

Im Laviniakloster, unweit von Reines, quollen die oft leerstehenden Gebäudeteile über von den Armen, die sich hier für ein warmes Essen und einen trockenen Schlafplatz verdingten und das Kloster von den Schneemassen befreiten, Dächer ausbesserten, putzten, Feuerholz sammelten und zum Trocknen ausbreiteten, kochten und zur Stelle waren, wo immer eine helfende Hand gebraucht wurde.

Von all dem geschäftigen Treiben bekam Lorainne nur sehr wenig mit. Meist hockte sie in der Schreibstube und studierte die alten Chroniken, kopierte Texte oder verschanzte sich in ihrem Zimmer, allein mit ihren Gedanken.
Nur widerwillig erschien sie zum Essen und nichteinmal mit ihrer Schwester, die seit ihrer Kindheit in diesem Kloster lebte und ausgebildet wurde, sprach sie viel.

Sie war völlig in ihren Schriften versunken, als ein Klopfen an der Tür sie aufschreckte.
"Quoi?" pampte sie, wenig erfreut, über die Störung.

Vanion:
"Ich bin es, mademoiselle." Vanion trat ein und verbeugte sich höflich. "Ein Bote des Klosters hat Jacques und mich erreicht, zwei Tage entfernt von hier."

Der Knappe warf einen Blick in den Raum. Aufgeschlagene Papiere lagen im Raum verteilt, viele auf einem großen Schreibtisch, einige auf dem Boden. Ein paar waren sogar in Raumecken gelandet, zusammengeknüllt und weggeworfen. Aufgeschlagene Bücher, Tinte und Feder - eine Schreiberstube hätte der Anblick alle Ehre gemacht.

Der Knappe grinste verschmitzt.

"Man sagte mir, Ihr bereitet Euch nicht angemessen auf die Hochzeit vor, sondern züchtet Bücherwürmer. Die heiligen Brüder hier sind arg in Sorge ob Eures Seelenheils."

Mel:
"Brüder?" Lorainne schien irritiert, bis ihr einfiel, dass Vanion wahrscheinlich in dem Trakt untergebracht war, in dem die wenigen Mönche des Klosters lebten, weit entfernt von den Frauen.
In Gedanken war sie immer noch in den Chroniken verteift und sie hatte Mühe, sich im Hier und Jetzt zu orientieren.
"nicht angemessen auf meine Hochzeit vorbereiten? Ich glaube kaum, dass ich darüber bei Dir Rechenschaft ablegen muss, n´est pas? aber schön zu hören, dass scheinbar alle in Sorge um mich sind, weil ich mich mit Büchern beschäftige."
Sie seufzte resigniert.
"und dich holen sie also her, weil sie glauben, dass ich auf dich höre?" fragte sie grinsend und wollte in eintreten lassen. Doch als sie die Ausmaße der Unordnung in ihrer Kammer erfasste, schloss sie peinlich berührt ihre Tür.
"Vraiment, ich brauche wohl wirklich etwas frische Luft."
sie führte Vanion durch die endlos scheinenden Gänge in den Garten.
"Ja, die Bücherwürmer, eine Plage!" langsam kehrte ihr Humor zurück.

Vanion:
"Eure Finger riechen nach Büchern, der Geruch lockt die Würmer wohl an." Vanion wurde ernst. "Ich weiß, Ihr habt Eure Entscheidung getroffen, und ich zweifle nicht daran. Nur, seid Ihr fündig geworden? Was die heiligen Geschwister hier von der ganzen Sache halten, ist mir recht egal, Lavinia möge mir verzeihen."

Die beiden gingen langsam durch den Garten, geistesabwesend pflückte Vanion einen Halm und kaute darauf herum.

"Ich war auf dem Weg hoch nach Firngard, als ich auf diesen Boten getroffen bin, ich hatte nicht damit gerechnet, dass Ihr immer noch hier seid. Man scheint sich Sorgen zu machen." Vanion senkte die Stimme. "Natürlich weiß man, dass Ihr nicht gerade zur spirituellen Einstimmung auf eine Hochzeit hierhergekommen seid. Man weiß zwar nicht, was genau Ihr hier tut, aber selbst ein Blinder würde bemerken, dass hier keine Frau darauf wartet, zu Ihrem Ehemann geführt zu werden. Vertraut Ihr allen hier?"

Mel:
"Oui, naturalement. ich bin zwar nicht immer mit allen hier einer Meinung, aber ich vertraue nahezu jedem hier bedingungslos- zumindest was mein momentanes Wohl angeht."
Lorainne liess sich auf eine Bank nieder und kuschelte sich in ihren Umhang.
"Natürlich kann mich der baron hier jederzeit an den Haaren herausziehen, wenn es ihm zu bunt wird, immerhin ist die mère superior seine Schwester und er geht hier ein und aus. Sowohl er als auch die mère superior wollen einen Laviniaorden ins Leben rufen, der Baron will dafür einiges stiften.Beide hätten gerne, dass ich in diesen Orden eintrete, dann müsste ich Roquefort nicht heiraten, würde aber auf alles verzichten, was mir zusteht, und es wären viele Probleme gelöst, zumal ich mich in diesem Orden gut machen würde, weil meine Schwester ja hier in die Fußstapfen der ehrenwerten Mutter tritt. Aber das sind genau die politischen Machtspielchen, die mir nicht liegen."
Lorainnes Blick streifte die Berge im Norden und sie grinste.
"Ich könnte mich auch in Oscronne verstecken."
Dann wurde sie wieder ernst und senkte ihre Stimme:"Diese... Fehde zwischen den Roqueforts und meiner Familie besteht schon immer. Früher wurde Blutgeld gezahlt und damit sind solche Fehden eigentlich hinfällig, aber sie flammt immer erneut auf. Ich will den Grund kennen. Und ich bin auf ein paar andere interessante... Geschichten gestossen und weiss noch nicht, was ich davon halten soll. Wenn ich hier ein bisschen mehr über diese Geschichte erfahre, weiss ich auch, wonach ich in La Follye suchen muss."
Sie machte eine wegwerfende handbewegung.
"Du kennst meine Gründe und jetzt, wo du hier bist, erwarte ich, dass Du mir die Schwestern vom Hals hälst. Ich will in ruhe weitersuchen können. und dieser Brautunterricht: ich war auch den Schlachtfeldern engoniens, ich kann mir kaum vorstellen, dass es in einer ehe anders zugeht, als im Krieg- vielleicht ist das Essen besser."

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