Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Das Laviniakloster in Blanchefleur

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Otus:
Bis jetzt hatte Otus sich zurückgehalten. Er betrachtete die ganze Zeit die Zerstörung des Klosters und die armen Kinder, die ihrer Eltern verloren haben mussten. Er selber weiß, was für ein Schmerz es in einem hervorruft einen geliebten Menschen zu verlieren und deshalb war er auch nur mitgekommen.
Aber jetzt war er fürs erst froh von diesen verfluchen Pferd herabgestiegen zu sein und eine warme Mahlzeit zu bekommen. Zum Glück war die Reise ohne Zwischenfälle verlaufen und dazu noch ruhig und angenehm, dachte er. Nur Zume hatte ein wenig gejammert und konnte nicht ruhig sitzen bleiben.
Nachdem er diese Gedanken hinter sich gelassen hatte, durchstöberte er die Dokumente um irgendetwas heraus zu finden, aber er und auch kein anderer fand auch nur die geringste Spur.
Mit einem Mal ballte Otus die Faust und schlug damit leicht auf den Tisch. "Verdammt, da muss doch etwas sein, eine Person kann doch nicht einfach ohne Zeichen verschwinden." sagte er laut. "Habt ihr denn keine Ahnung was mit ihr passiert sein könnte, Vanion, oder wo sie hin sein könnte?"
Daraufhin stand Otus auf und ging nachdenklich umher und gab seinen Gedanken freien lauf.

Vanion:
Still nahm Vanion die Kleine auf seinen Schoß. "Darf ich vorstellen? Jeanne Bachlauf, meine Tochter. Ich komme zwar nicht von hier, aber ich halte einen caldrischen Namen für angemessen." Als die Amme hektisch in den Raum kam, sagte er ein paar beruhigende Worte zu ihr, dankte freundlich und schickte sie wieder fort. Er klopfte Yorik auf die Schulter. "Vielleicht ist es interessanter, was nicht in dieser Truhe ist." Vanion erinnerte sich an eine Feierlichkeit bei den Yorks, wo Lorainne ein großes, in Leder gebundenes Buch bei sich gehabt hatte. "Lorainnes Tagebuch endet einige Zeit vor der Hochzeit. Sie wird weitergeschrieben haben, denke ich. Aber tragen wir doch erstmal zusammen, was wir haben. Wir haben - nichts." Erwartungsvoll schaute Vanion in die Runde. Niemand schien zu verstehen. "Nichts, gar nichts!" Jetzt lächelte er. "Keine Spuren, keine Leiche, keine Lösegeldforderung - jedenfalls noch nicht. Glaubt ihr wirklich, dass eine Bande Gesetzloser das könnte? Die können wir ausschließen. Der Kult Szivars erwacht im Forêt d'Artroux, und am Morgen des nächsten Tages ist alles so, als wäre das nie geschehen - der Wald wirkte vor meiner Abreise friedlich. Ihr alle seid länger dort geblieben als ich. Von weiteren Angriffen hättet ihr mir erzählt, schätze ich. Ich weiß, dass die Männer des Grünen Ritters - " auf Otus' verständnislosen Blick erklärte Vanion: "- diese Bogenschützen, die vom Hang aus die Kultisten niedergeschossen haben! Ich lief hoch zu ihnen und fragte sie nach Lorainne," Was euch wohl kaum eingefallen ist, aber ihr wart ja damit beschäftigt, mich für einen Idioten zu halten "und sie sagten nur, ich solle keinem von Roqueforts Männern trauen. Dieser Zahlmeister kommt später, zahlt alle aus und findet nur Hohn und Spott ob der Tatsache, dass Lorainne verschwunden ist. Das alles schreit für mich nach dem Werk des Täuschers und nicht nach einem dummen Zufall oder gar caldrischer Politik." Er schwieg kurz, dann fuhr er fort: "Nun, der einzige, der den Angriff auf den Tross überlebt hat, bin ich. Vielleicht bin ich ja selbst mit den Angreifern im Bunde?" Vanions ironisches Grinsen trug nicht wirklich dazu bei, die Stimmung zu heben.

"Wir haben nichts, wir können nur vermuten. Wir haben Tote und Verwundete, Lebende und Verschwundene. Und wir haben - " Vanion sah einen nach dem anderen an: "Einen Valkensteiner Rekrut, der wohl kaum auf Befehl seines Vorgesetzten hier ist und Ärger bekommen wird", sein Blick wanderte zu Yorik, "einen Anführer,  der grün hinter den Ohren ist", dann zu Zume, "eine Sylvanaja, die nicht weiß, was ein Knappe ist", und zuletzt zu Boniface, "und einen Lehrling, der aus irgendeinem Grund hier ist, der nach, wenn ich mich recht entsinne, Andarra unterwegs ist. Eine weite Reise für jemanden in Eurem Schuhwerk. Achso, und wir haben mich. Einen Knappen ohne Ritter." Das ist doch der Stoff, aus dem Marius' Geschichten gewoben sind. Nur dass diese Geschichten erlogen sind. "Was glaubt ihr denn, was wir hier tun können? Ich reise nach Uld, morgen oder übermorgen. Dort habe ich Freunde, die helfen können - vielleicht."

Yorik:
Stumm und aufmerksam hatte Yorik Vanions Redeschwall gelauscht. Jetzt, nachdem der Knappe geendet hatte, versuchte er, all diese neuen Informationen zu verarbeiten. Das, was den jungen Krieger am meisten überraschte, war, dass Vanion eine Tochter hatte, er wirkte überhaupt nicht wie ein Vater. Außerdem, wo war die Mutter? Sie sollte doch eigentlich in der Nähe des Kindes sein.

Wie auch immer, es spielte nun erstmal keine Rolle. Viel wichtiger war Vanions Theorie. Sie war äußerst einleuchtend, und Yorik hatte bereits ähnliche Überlegungen gehabt. Doch wenn sie stimmte, bedeutete das, dass sie es hier tatsächlich mit einer wirklich großen Geschichten zu tun hatten, größer, als sie es sich vorstellen konnten. Yorik betrachtete seine Gefährten. Anfangs war er wütend über Vanions spöttische Worte gewesen, doch er musste zugeben, dass der Knappe Recht hatte. Sie waren tatsächlich eine bunt zusammen gewürfelte Truppe aus unerfahrenen, planlosen Glücksrittern und waren den Geschehnissen in diesem Land vielleicht wirklich nicht gewachsen. Yorik fasste einen Entschluss.

"Er hat Recht" sagte er zur Verblüffung Aller zu seinen Begleitern, "wir können hier in der Tat nichts mehr tun. Ihr drei wart mir treue Gefährten, doch ich schätze, hier trennen sich unsere Wege. Wir haben den Auftrag des Hauptmanns ausgeführt, Ihr könnt also zum Fôret d'Artroux zurückkehren und Bericht erstatten. Ich bin sicher, man wird Euch für Eure Mühe belohnen." Yorik sah seine Kameraden an, erst den jungen, bauernschlauen Fallensteller mit dem geschwätzigen Mundwerk, dann die Seelenruhe höchstpersönlich in Schwarzweiss und zuletzt die angriffslustigste, kämpferischste und ehrlichste Frau, die er je getroffen hatte. "Ich wünsche Euch viel Glück auf Eurem weiteren Weg, doch ich werde weiter nach Lorainne suchen," er sah den Knappen an, "ob mit Euch oder ohne Euch, Vanion. Ihr mögt es vielleicht nicht verstehen, doch es ist sehr wohl meine Pflicht, sie zu finden. Denn ich habe es geschworen und ich breche NIEMALS" er sah entschlossen in die Gesichter um ihn herum, und plötzlich sah er so gar nicht mehr aus wie der grüne Junge von nebenan, "meinen Schwur." Yorik verstummte und setzte sich schwungvoll auf einen Küchenhocker, ausgelaugt und ermüdet.

Leif Svensson:
"Nun, ich fürchte, ich kann hier auch nichts mehr tun und werde daher morgen gen Süden reisen.
Zunächst nach Engonia. Vanion, kann ich euch bis dorthin begleiten? Ich kenne den Weg leider nur aus ungenauen Beschreibungen. In eurer Anwesenheit wäre ich vor Strauchdieben sicher und ich hätte jemanden zum reden.
Soll ich ihnen von meinem Vorhaben erzählen? Sie sind alle vertrauenswürdig...
"Ich kann euch leider nicht von meinem genauen Vorhaben in Andarra erzählen, da ich selbst noch nicht genau weiß, was mich erwarten wird, aber ich sage euch, dass ich alles daran setzen werde, mein auf der Reise erlangtes Wissen auf das Verschwinden von Lorrainne anzuwenden. Ich werde mich in allen Gebieten, die ich bereisen werde, nach Hinweisen umhören. Und ich werde, sofern dies möglich ist, baldigst nach Firngard zurückkehren.
Also Vanion, darf ich euch begleiten?"

ZuMe:
Zunächst war sie erschrocken. Warum hielten alle diese Leute sie für eine große Kriegerin? Sie selbst hatte das nicht behauptet, jedenfalls nicht, daß sie sich daran erinnerte. Gut, das ein oder andere Mal mag ich etwas übertrieben haben.... - aber ein Carle, ein richtiger Krieger, das war sie beleibe nicht. Dazu brauchte man 10, 20 Jahre Erfahrung im Kriegshandwerk, und nicht nur vier oder fünf im Spuren lesen und waldwandern.
Doch warum jemanden korrigieren, der es so offensichtlich besser wusste? Grinsend nahm sie diese Bezeichnung als Lob.
Später, nach dem Essen, hatte Zume ruhig dagesessen und zugehört. Da sie nicht lesen konnte, ging das meiste von dem, was in dieser Stunde in der Küche besprochen wurde, an ihr vorbei.
Über ein von Vanion ernsthaft vorgelesenes "Du bist beschlossen in mein Herzen / verloren ist das Schlüsselchen...." musste sie schon grinsen. Als Otus mit steinernem Gesicht vortrug "An meiner Brust da ruhst nur Du, Liebender oh glaube mir ...." musste sie kichern, und als dann Yorik schliesslich deklamierte "Meyn Lieb soll seyn eyn gelber Vogel / Dessen Fieder deckt mir zu / Bis das Nacht und Stern versinken / und ich immer geh zur Ruh" musste sie derartig lachen, daß der halbe Saal auf die kleine Gruppe aufmerksam wurde.

Vanions ernsthafte Rede hatte sie wieder auf das Thema gebracht, doch seine kleine Tochter machte sie all das vergessen. Während die Männer redeten, schnitt sie der Kleinen dumme, lächerliche oder böse Gesichter und freute sich darüber, wie die Kleine lachte. Gerade waren sie bei dem beliebten 'Ich sehe Dich nicht, wenn Du mich nicht siehst' - Spiel angekommen, bei dem Zume sich halb unter der Tischkante versteckte oder hinter Yoriks Arm, als seine weit ausholende Geste sie zu dem zurückbrachte, was er gerade sagte. "Denn ich habe es geschworen und ich breche NIEMALS meinen Schwur."

Noch einmal überdachte sie alles, was sie heute gehört hatte.
"'S mag sein, daß diese Sache zu groß is' für uns." stellte sie sachlich fest. "Vor allem, daß man diesen Ort hier verwüstet hat, während wir uns im Wald bekämpften - 'S müssen viele, gut bezahlte Leute hier an der Arbeit für den Täuscher sein. Wie könn' uns Deine Leute in Uld helfen?" fragte sie.

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