Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Das Laviniakloster in Blanchefleur

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Anders:
Das Verhalten der Geweihten kam ihr bekannt vor. Es erinnerte sie an längst vergangene Tage unter einer brennenden Sonne in staubiger Luft. Anders war nicht überrascht als sie plötzlich einen kleinen Zettel hervor holte und mit einer geübten Bewegung verschwand dieser wie beiläufig in ihren Sachen.
"Ich mag kleine, dicke, bunte Vögel." erzählte sie der Geweihten mit einem breiten Lächeln.
"Und natrülich möchte ich auch die Kinder sehen. Und vielleicht ein bisschen mit ihnen spielen. Ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen." Lächelnd beobachtete sie wie die Vögel näher hüpften und sich dann nach und nach über die Krumen hermachten. Zu Lorainne sagte sie nichts mehr. Irgend etwas war hier faul. Und sie würde herausfinden was, schließlich war sie deshalb hergekommen.

Wenig später bekam sie etwas zu essen und kurz danach traf sie tatsächlich wieder mit Leah und Jeanne zusammen. Die Kinder freuten sich sie zu sehen und waren sofort bereit sich auf ein Spiel mit ihr ein zu lassen. Anders schlug verstecken vor und kichernd verschwanden die beiden während sie zählte. Sie hatte dieses Spiel nicht umsonst gewählt. Viele der Umstehenden bekamen mit das sie spielten und so viel es weniger auf, dass sie sich heimlich umsah während sie die Kinder suchte. Mit diesem Spiel verbrachten sie den ganzen vormittag, während die Kenderin den Hof mit Schritten ausmaß und sich so im Kopf eine große Karte erstellte und sich merkte wer wo in welchem bereich zuständig war und welche Bereiche gemieden wurden. So kam sie gegen Nachmittag zu dem Schluss, dass Lorainne in einem Gebäude am Rande des Hofes festgehalten wurde. Es war länglich, aber vergleichsweise schmal. Anders vermutete, dass im inneren mehrere kleine Räume zu finden waren. Mit einer Seite grenzte es an die Mauer die das Kloster umgab und nie ging jemand dort hin. Und irgendwie schienen die Geweihten da auch drauf zu achten, denn selbst die Kinder schienen zu wissen, dass sie sich dort nicht verstecken sollten.
Zum Mittag lieferte sie die Kinder wieder in der Küche ab und fragte dann nach dem Abort. Erst dort holte sie, hinter verschlossender Tür die Nachricht aus ihrem Versteck hervor und entfaltete sie.
Schnell huschten ihre Augen über die Zeilen, ehe sie die Nachricht in kleine Teile zerriss und in das Loch des Abortes warf. Dannach nahm sie am Mittagessen teil.

Lorainne:
Der Brief war kaum mehr als eine schnelle Notiz, auf die ausgerissene Seite eines Buches geschrieben, und allein diese Tatsache verriet die große Not.
Es gab keine Anrede, als wäre die Nachricht für jede beliebige Person bestimmt. Doch sie musste schon lange in der Rocktasche der Geweihten herumgetragen worden sein, denn sie war fleckig, wie es Buchseiten nicht sind und die Tinte sah alt aus. Nicht für beliebige Personen, sondern für geliebte.
Ohne Kontakt zur Außenwelt, in Schweigen gehüllt, war das die Einzige Möglichkeit, irgendetwas zu hinterlassen.
Es war eine Nachricht, die von den Vergessenen erzählte, ein Flehen. Und doch sprach daraus die Zuversicht, bald wieder den angestammten Platz einnehmen zu können.

"Bringt sie nach Hause und erzählt ihr von mir, bis ich sie wieder in meinen Armen halten kann."

Anders:
Die Nachricht war merkwürdig. Viel und nichtssagend zu gleich, sodass Anders nicht genau wusste was genau sie jetzt damit anfangen sollte. Ein bisschen klang es so als wollte Lorainne, dass ... neeiiiin das würde sie niemals von ihr verlangen... oder doch?
Sie beschloss, dass grübeln sie hier nicht schneller weiter brachte, als wenn sie wartete und die Ritterin später selbst zu fragen.
Das Kloster war nicht wirklich bewacht. Es gab einen Torwächter, aber keine Patrullien. Es gab zwar Hunde, aber die sperrte man Nachts ein und mittlerweile hatte sie sich mit ihnen angefreundet. Es gab viele Geweihte, aber die schliefen wenn es Nacht wurde.
//Verrückter Ort.//
Das zumindest war der Gedanke den Anders hatte, nachdem sie sich gegen späten Nachmittag verabschiedete. Sie musste noch ein Stück reiten um einen Hof zu finden bei dem sie Springer über Nacht unterstellen konnte. Die Familie fand das zwar merkwürdig aber nachdem sie ihnen einige Kupferstücke mit schönen Bildern auf der Rückseite gegeben hatte stellten sie keine Fragen die sie nicht beantworten wollte. Und so machte die junge Kenderin sich bei Sonnenuntergang wieder auf den Rückweg zum Kloster.
Bis sie dessen Siluette wieder erblickte, war es vollkommen dunkel geworden. Einige Wolken bedeckten den Himmel, wodurch selbst das Mondlich nur wenig Helligkeit spendete. Es war kalt, auch wenn es kein Winter mehr war. Im Schutz der Dunkelheit umrundete Anders vorsichtig das Kloster. Einmal, zweimal, dreimal. Die Mauer war stabil, wies aber an vielen Stellen Fugen und Unebenheiten auf. Abgesehen davon war sie nicht hoch. Sie überragte die Kenderin gerade mal um zwei Kopflängen. Irgendwann fand sie eine Stelle bei der sie es leicht über die Mauer schaffen würde. In der Nähe suchte sie sich eine geschützte Stelle um zu warten. Es pfiff ein kalter Wind, der unter die Kleider kroch und dafür sorgte das einem schnell kalt wurde. Anders wusste sie konnte kein Feuer machen, also steckte sie die Hände unter die Achseln, kauerte sich zusammen und harrte Zitternd aus. Durch die durchbrochene Wolkendecke konnte sie den Mond sehen. Erst als er die Mitte des Himmels passiert hatte wandte sie sich wieder der Mauer zu. Vorsichtig bließ sie auf ihre Finger um sie zu wärmen und wieder beweglich zu machen ehe sie nach den ersten Steinen der Mauer griff.
Dann verharrte sie kurz, sah prüfend zum Himmel... dachte nach.
//Naja... Schaden kann es nicht. Also Lavinia. Ich werde jetzt in dein Kloster einbrechen. Ich will aber gar nichts wegnehmen. Ich will nur sehen ob es einer Freundin von mir wirklich gut geht. Ich vertrau den Leuten hier nämlich nicht. Und du kannst oder willst ihr ja auch nicht helfen weil du sie verflucht hast. Also bin ich irgendwie der einzige Kender der nett zu ihr sein will. Und das ganze wäre auch nicht nötig wenn sie mich zu ihr gelassen hätten. Naja. Ich meine es in jedem Fall nicht böse. Ich hoffe das weist du.//
Nachdem sie ihr stummes Gespräch beendet hatte griff sie in die Mauer und zog sich geschickt die Steine hoch bis sie auf der anderen Seite im kühlen Gras landete. Sie war ein Stück weiter links von dem Gebäude heraus gekommen, zog ihre Gugel tief in das Gesicht und huschte in den Schatten der Mauer gedrückt schnell weiter. Alles lag still vor ihr, nur in einem Fenster des Hauptgebäudes flackerte leichter Feuerschein. Anders schlug einen großen Bogen um das Haus zu dem ein Hund gehörte und erreichte, nachdem sie durch einen Kräutergarten geschlichen war das Gebäude an der Mauer. Im Dämmerlicht machte sie eine Tür aus die von außen verriegelt war. Prüfend wanderte ihr Blick über die Umgebung. Nichts rührte sich. Leise atmete sie aus und huschte weiter an der Mauer entlang zu dem Gebäude. Sie hatte ein gutes Gefühl. Lorainne würde hier drinn sein. Zur Sicherheit legte sie ihr Ohr an die Tür und lauschte konzentriert, aber nichts war auf der anderen Seite zu hören. Leise machte sie sich am Riegel zu schaffen und schaffte es ihn zu lösen. Aus ihrem Beutel zog sie einen kleinen Lederschlauch und gab etwas Öl auf jedes der Scharniere bevor sie langsam und leise die Tür öffnete.
Die Kenderin huschte in das Gebäude und schloss die Tür hinter sich.

Anders:
Dunkelheit umfing sie. Es gab nur zwei schmale Fenster, aber durch diese fiel nichts an Helligkeit. Einen Moment blieb die Kenderin stehen, den Rücken gegen das Holz der Tür gepresst und lauschte ihrem eigenen Atem. Es dauerte ein wenig bis ihre Augen zumindest etwas wahrnehmen konnte. Der Raum in dem sie sich befand war erstaunlich unspektakulär, dafür war dirket vor ihr eine Treppe die in die Erde hinein führte. Rechts von ihr befand sich nur eine Wand, also war der einzige Weg die Treppe vor ihr. Leise und flach atmend nahm Anders jede Treppenstufe mit bedacht. Vorsichtig prüfte auf jeder Stufe ob sich irgendwo ein Stolperdrath versteckte, fand allerdings nichts. Die Treppe war nicht lang und führte in einen stock dusteren Gang unter der Erde. Es roch ein wenig muffig und auch ein klein wenig nach Ruß. Eine Hand an der Wand tastete sich Anders den Gang entlang. Irgendwann stieß sie auf eine Laterne die an einem Haken hing, entschied sich aber vorerst gegen eine Lichtquelle. Wenig später stieß sie auf eine Wand. Die Rechte immer auf der kühlen Oberfläche ging sie auch diese entlang nur um kurz darauf wieder auf eine Wand zu treffen. Diese war unterbrochen von Holztüren, drei an der Zahl. Wahrscheinlich war das der Kerker. In jede Tür war ein kleines vergittertes Fenster eingelassen und in jede Zelle fiel von oben leichtes Licht. Nicht wirklich hell, aber es reichte um für sie zu erkennen, dass die beiden hinteren Zellen leer waren.
Vorsictig machte sie sich auf den Weg zur letzten Tür und klappte den kleinen Holzladen des Fensters auf. Leichter Lichtschein fiel ihr entgegen und sie entdeckte ein kleines Talklicht, dass auf einem einfachen kleinen Tisch stand.
Das musste Lorainnes Zimmer sein. Lorainne hatte Angst vor der Dunkelheit. Sie konnte eine Gestalt auf der Bettstatt ausmachen, traute sich aber nicht zu rufen. Leise griff sie in ihren Beutel und holte die lederne Hülle mit den Ditrichen hervor. Sie schob den Spanner in das Schloss und einen Dietrich nach. Nach kurzer Zeit war ein leises Klicken zu hören. Vorsichtig zog die Kenderin die Tür auf und huschte ins Innere.
"Lorainne?", flüsterte sie.

Lorainne:
Ihr Schlaf war schon lange nicht mehr tief, die stetige Alarmbereitschaft in Schlachten, die Erlebnisse während ihrer... Entführung, das alles hatte Spuren hinterlassen.

Mit einem überraschendem Ruck fuhr sie herum. Ihre Augen hatten sich schon lange an das wenige Licht hier unten gewöhnt und so erkannte sie Anders sofort.
Mit weit aufgerissenen augen starrte sie die Kenderin an. Dass sie hier war, um diese Zeit, ging nicht mit rechten Dingen zu, soviel war sicher.
Was hatte sie schon wieder angestellt? Was war passiert? Warum war sie hier?

Ihre Neugier überwand den Ärger schließlich und Lorainne wusste nur zu gut, dass sich das Kloster erst zum alamargebet um Mitternach wieder regen würde, sie hatten also noch ein wenig Zeit.
Sie stand auf und schüttete etwas Wasser in einen Becher, gab ihn Anders und bot ihr den Platz auf ihrer zerwühlten Liege an.

Doch bevor Anders Platz nehmen konnte, schloß sie den Kender kurz ihn ihre Arme- ihr Ärger konnte warten.

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