Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Das Laviniakloster in Blanchefleur
Berengar von Thurstein:
Als die Oberin sich zum Gehen wandte, sagte er leise "Sicher bedürft Ihr... bedarf der Orden nicht meiner Billigung. Habt dank für Eure Worte und dieses Vermächtnis." Dann sah er den Umschlag lange an und wunderte sich nach einer Weile, wieso die Trauer in ihm nicht mehr vermochte, sich Bahn zu brechen. Seine Tränen schienen versiegt zu sein. Doch schließlich erbrach er beherzt das Siegel darauf, nur um festzustellen, dass er sich nicht überwinden konnte, den Umschlag zu öffnen. Also erhob er sich und sah aus dem Fenster in die Nacht hinaus. Ganz ohne sein bewusstes Zutun griff er in Gedanken versunken an sein Barett und löste die Distel, die Lorainne ihm am Tage ihres Todes versprochen hatte. Als er dies schließlich bewusst erkannte und sie ansah, straffte er sich innerlich und faltete den Brief auf.
Als er den Inhalt mehrere Mal gelesen hatte, faltete er das Blatt sorgsam wieder zusammen und schob es in seine Umhängetasche. Als er sich zum Gehen wandte war die Leere aus ihm gewichen, und stattdessen erfüllte ihn nun ein Schmerz, wie er ihn noch niemals gefühlt hatte. Hätte er einen Wunsch aussprechen können, mit der Gewissheit, er würde in Erfüllung gehen, so hätte er sich gewünscht, die Tage in der Nähe der Hauptstadt hätten niemals stattgehabt und es wäre alles wie zuvor. Schließlich betrat er wieder den Saal, in dem noch viele der Mitgereisten anwesend waren. Sein Blick strich über ihre Gesichter und heftete sich schließlich auf Vanion.
Tief in seinem Innern wusste er in diesem Moment, dass er ihrem Wunsch an ihn nicht würde gerecht werden können. Aber er würde es mit aller Kraft versuchen.
Vanion:
Der Ritter schien in Gedanken versunken zu sein, und nicht nur die Trauer hielt ihn fest im Griff. Immer wieder ballten sich seine Hände zur Faust, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, und er schien über etwas zu grübeln.
Ab und an hob er den Kopf und sah Arienne an, und erst nach einiger Zeit seufzte er und trank noch etwas.
Arienne hatte Lorainne kaum gekannt, und auf eine perfide Art freute Vanion das. So konnte er sich selbst den Luxus überhaupt leisten, zu trauern. Dabei sollte ich in der Löwenburg sein, an Gorix' Seite. Wichtiger noch, an Svenjas Seite. Die Baronin steht nun ohne Baron und ohne ihren Ritter da. Schuldgefühle überkamen ihn, aber er schüttelte sie ab. Lorainne auf ihrer letzten Reise zu begleiten, ist wichtiger. Und Gorix ist in guten Händen, und überhaupt, was willst du tun? Du bist Ritter, kein Heiler oder gar Magier. Sei nicht dumm!
Da betrat Berengar die Halle und unterbrach mit seinem stechenden Blick Vanions streitendes Gewissen. Er hielt diesem Blick stand, eine Sekunde, zwei Sekunden, dann senkte er den Kopf. "Wenn Ihr verzeiht, Herr Berengar, und alle anderen - ich habe noch ein Schriftstück zu lesen, und wenn es sonst nichts zu bereden gibt, möchte ich mich zurückziehen." Während er wartete, ob ihn noch jemand sprechen wollte, winkte er Arienne herbei, ihn zu begleiten.
Berengar von Thurstein:
"Mögen alle guten Götter dir beistehen und dir Frieden schenken," kam es leise von dem Anderen, und dann lies er sich erschöpft auf einen Stuhl nieder und schloss die Augen. Er gab sich eine kurze Weile seinen Gedanken hin, nur um schließlich festzustellen, dass sein Geist ihm die selben fragen immer und immer wieder vorlegte, egal zu welchem Ergebnis er auch gelangte, während er mit ihnen rang. Es ergab alles keinen Sinn. Dieser Ort hier ergab keinen Sinn. Je eher sie von hier aufbrechen würden, um den schrecklichen Ende ihrer Reise entgegen zu streben, um so besser für sie alle.
Arienne:
Nachdem sie die Kiste eingeschlagen, verschnürt und in die wasserdichte Tasche gepackt hatte, nahm sie ihr Notizbuch heraus und ging ihre Mitschriften zu Lorainne durch. Hier und da machte sie Ergänzungen.
Das Gebaren des Ritters neben sich nahm die junge Frau mit Sorge wahr. Hin und wieder trafen sich die vereinzelten Blicke Vanions mit ihren und er konnte ihre Nachdenklichkeit und Sorge darin erkennen.
Als Berengar den Raum betrat hob Arienne den Kopf und nickte ihm grüßend zu. Dass auch im Blick des anderen Ritters Sorge und Nachdenklichkeit stand lies sie seufzen. Irgendwie war sie froh die Chevalière nicht so lange gekannt zu haben, gleichzeitig fand sie es aber auch schade. Erneut entfuhr ihr ein Seufzer. Sie sah zu Vanion der sich verabschiedete und nickte: "Ich komme, lass mich nur gerade zusammen packen."
Sie klappte das Notizbuch zu und verstaute es in ihrer Tasche. Dann stand sie auf, griff nach der Tasche mit Lorainnes Briefen und folgte Vanion aus dem Raum.
Berengar von Thurstein:
Auch er begab sich schließlich zur Ruhe und gnädiger weise gewährte ihm Boron einen traumlosen, tiefen Schlaf.
In den kommenden Tagen würde er alle Kraft brauchen, und danach würde sich der weitere Weg schon offenbaren.
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