Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Das Laviniakloster in Blanchefleur

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Vanion:
Vanion hatte die Zeit, die Narecien unentschlossen bei seinem Pferd zugebracht hatte, im Gespräch mit Bruder Ignaz verbracht. Beide waren verwundert gewesen über den Fremden, der das Kloster mit einem solchen Anliegen betreten hatte.

Als Narecien wieder an den Tisch trat, verschwand Bruder Ignaz wieder, nicht ohne Bruder Vanion zu gemahnen, dass bald die Andacht anstand und man im Kloster keine abendfüllenden Gespräche führen sollte, wenn man ernsthaft daran dachte, Buße zu tun. Die Münzen, die der Paladin zurückgelassen hatte, ließ er allerdings liegen.

Als er fort war und der offensichtlich aufgeregte Paladin seinen Wortschwall vorgebracht hatte, sagte Vanion milde:

"Aus deiner Unwissenheit soll dir kein Nachteil entstehen. Deine Worte waren vielleicht etwas unüberlegt gewählt, doch kann ich keine schlechte Absicht erkennen."

Verstohlen warf er einen Blick auf Nareciens Hände. Hatte er da tatsächlich goldene Farbe entdeckt? Irgendetwas war ... seltsam mit diesem Kerl. Er stammte offensichtlich von sehr weit her.
"So wenig du über uns weißt, so wenig weiß ich über dich. Was bedeutet es, ein Ritter des Morgens zu sein? Erzähle mir von Lathander und von deiner Fahrt, und ich will dir von meinen berichten."

Narecien:
"Als Paladin ist es meine Aufgabe die Übel derer ich gewar werde zu Bekämpfen. Wir sind berufen mit Licht im Herzen der Dunkelheit zu begegnen und sie wo immer möglich zurück zu treiben. Desweiteren obliegt uns der Schutz derer die sich nicht selbst zu schützen vermögen.

Lathander fordert dabei von uns direktes Handeln, denn wer Ungerechtigkeiten geschehen lässt, der kann sie auch gleich selbst verüben. Ausserdem ist er der Gott der Wiedergeburt und Feind von allem was den Kreislauf stört, wie Nek.." er unterbrach sich "ich möchte es nicht erwähnen, ich sorge bereits für genug Aufsehen."

Er nahm einen Schluck Wasser

"Dort wo ich herkomme, ist Ritter auch ein Titel der oft mit einem Stück Land einher geht, oder der Aufnahme in einen Orden. Doch sind wir dort als Ritter mehr unseren Eiden und dem Volk unter unserem Schutz verpflichtet als weltlichen Herren. Ich bin zwar im Orden aufgenommen, aber ich habe den Eid eines fahrenden Ritters angenommen, der durch die Ferne zieht und gelobt dort nach Möglichkeit das Volk zu schützen wo es nötig ist."

Vanion:
Vanion lehnte sich zurück und trank einen Schluck Wasser.
"Dann ist Lathander ein strenger Herr, denn er fordert Unmögliches von deinesgleichen. Ich für meinen Teil bin dem Grafen von Voranenburg verschworen. Nicht durch Geburt oder als belehnter Streiter. Eine solche Gabe wurde mir nicht verliehen."

Er schüttelte den Kopf.
"Wärst du vor die Mauern Pfauengrunds geritten, man hätte dich mit Pfeilen empfangen. In diesem Land herrschte vor einigen Jahren erbitterter Krieg. Nicht gegen ein Reich von außerhalb unserer Grenzen, nein - es war ein schlimmer, blutiger Bürgerkrieg. Seit dieser vor bald zehn Jahren sein Ende fand, herrscht ein brüchiger Frieden - und das alte Kaiserreich ist zerbrochen. Aus dem alten, großen Caldrien wurden drei kleinere Reiche. Ein Greis beherrscht Hanekamp, und die Inquisition flößt Gift in seine Ohren. Ein Kind beherrscht Middenfelz, und allein der Norden das alten Caldriens ist königstreu geblieben. Dort herrscht Ihre Majestät die Königin Loenna von Donnerheim aus über ihr altes Kronland und einige wenige weitere Ländereien."

Erstmals vergewisserte sich, dass Narecien ihm folgen konnte.
"Von den anderen Reichen Engoniens werde ich dir später etwas erzählen, so unsere Wege sich erneut kreuzen werden. Jetzt ist es wichtig, dass wir uns auf das alte Caldrien konzentrieren. Denn der Graf von Voranenburg ist ein Vasall des Herzogs von Hanekamp - sein stärkster. Er befehdet den Herzog, denn seit dieser den Baron Gorix von Feuerklinge, einen Magier, der vor zwei Jahren erst durch den Voranenburger in den Adelsstand erhoben wurde, noch vor Eintreffen des Fehdebriefes mit Feuer und Schwert angriff, verlangt Graf Heinrich Genugtuung. Er erkennt die Gerichte Hanekamps nicht an, die ihn und seine Gefolgsleute verurteilen."

Erneut sah Vanion Narecien an. Der Paladin hatte einiges zu verarbeiten.
"Nun gibt es auf dem Land, das vor dem Krieg zu Hanekamp gehörte, zwei Baronien. Sinnerra und Pfauengrund. Weder Herzog noch Graf hatten Lehnstreue gefordert über die Jahre, doch mit dem Ausbruch der Fehde mussten sie sich für eine Seite entscheiden. Während Sinnerra das Knie beugte, gewährte Pfauengrund Häschern der Inquisition, die die Tiorsritterin Irmgard ergriffen hatten, Obdach und schwieg angesichts der gräflichen Aufforderung, seine Tochter herauszugeben. Nun überzieht Graf Heinrich sie mit Krieg angesichts ihrer Verfehlungen, denn das Knie hat sie nicht gebeugt, obgleich er ihr Gelegenheit dazu gab."

Narecien:
Narecien hatte sich während Vanions Ausführungen wieder eifrig Notizen in sein kleines braunes Buch gemacht.

"Ich sehe ein, dass die Baronin von Pfauengrund bestraft gehört. Dennoch bin ich nach wie vor der Meinung dass Krieg hier der falsche Weg ist. Zu Hause hätten wackere Abenteurer oder Ritter sich der Baronin bemächtigt und sie vor ein Gericht gebracht."

Narecien tippte mit dem goldenen Nägel seines Zeigefingers auf den Tisch.

"Ich denke es wird bald Zeit für Deine Andacht. Denkst Du der Graf Heinrich würde mich empfangen? Vielleicht kann man doch einen Weg finden, der die Bauern nicht schädigt."

Er hob kurz die Hand

"Ich vertraue Deinem Wort, das Graf Heinrich gütig und gerecht ist. Aber ob absichtlich oder nicht werden die Bauern zwangsläufig geschädigt und es ist nun einmal meine Pflicht für sie einzutreten."

Vanion:
"In Friedenszeiten hätte er wohl Zeit für dich", antwortete Vanion - eher der Höflichkeit halber, nicht, weil er tatsächlich davon überzeugt gewesen wäre. Narecien mochte in fernen Landen Rang und Würden eines Paladins tragen, doch wenn er sich an den Toren Voranenburgs so gebärdete, wie er es hier getan hatte, dann würde man ihn wohl eher auslachen und fortschicken.

"Doch solange du keine Streiter bringst, wird er seine Aufmerksamkeit gewiss auf andere Dinge richten wollen. Bedenke, dieser Konflikt schwelt seit Jahren. Sein Tun und Handeln ist darauf ausgerichtet, die Seinen zu schützen und seine Feinde zu strafen. Da wird er einen Fremden Ohneland, mag er auch noch so gerechte Absichten in sich tragen, nicht anhören. Und gerätst du zwischen die Linien, dann sei gewarnt. Ein Ritter mag zwischen Freund und Feind, Edlen und Gemeinen unterscheiden können. Doch ein Gardist, dessen Frau zuhause auf ihn wartet, wird für die Sache seines Herren zuschlagen, denn er will zu Heim und Herd zurück."

Er seufzte. Das tat er in den letzten Jahren irgendwie öfters.

Er weiß nichts von diesen Landen. Er hat hier keine Freunde, kein Ansehen, keine Macht. Sein Gott ist fern von hier. Aber Vanion verstand, dass Nareciens Pflichten ihn dazu zwangen, sich einzumischen, auf die eine oder andere Art und Weise.

"Ich trage die Blüten der Mutter Lavinia nicht, weil sie schön aussehen. Sei versichert, dass das Volk geschont werden wird. Und da Graf Heinrich zu diesem Krieg gezwungen wurde, ist alles Leid der sturen Baronin von Pfauengrund vorzuwerfen. Ich bete zu Lavinia, dass sie sieht, was sie da tut. Sie kann nicht alleine bestehen."

Vanion dachte darüber nach, Narecien vom Tiorsorden zu berichten. Von Kassos' Lehen, das eine wichtige Rolle spielen würde. Von den Äxten, die dort gedungen waren. Doch er entschied sich dagegen. Zu wenig wusste er über diesen Kerl, als dass er ihn, der so unbedacht und vorlaut war, ins Vertrauen ziehen würde. Und außerdem war das hier ein Kloster der Lavinia, und er war der stille Büßer, nicht der streitende Ritter. Und mit diesem Gedanken wurde ihm bewusst, dass er dieses Gespräch nicht mehr länger führen konnte. Zu sehr brachte es die Welt hinein, zu sehr lenkte es ihn ab von Einkehr und Gebet. Also fuhr er fort:

"Die Geschicke Voranenburgs liegen nicht in meinen Händen, und ich bin Bruder Vanion, nur einer von vielen Dienern der Lavinia in diesem Kloster. Ich werde beten und die Mutter um Verzeihung bitten, denn für einen Moment habe ich der Welt erlaubt, an diesen Ort zurückzukehren und mich zu versuchen. Bruder Ignaz - ", er winkte nach dem älteren Mönch, "Narecien wollte sich verabschieden. Er reist allein, und gewiss können Pferd und Reiter etwas zu Essen und zu Trinken vertragen."

Bruder Ignaz blickte streng drein.
"Das Pferd ist versorgt und der Reiter hat nur geredet, statt zu speisen, so scheint es."
Er nickte in Richtung der nicht angerührten Speisen, die nach wie vor auf dem Tisch standen.
"Dein Besucher, Bruder Vanion, hat gewiss noch anderswo zu tun, und ich wünsche ihm den Segen der Mutter auf seinen Reisen."
Die höfliche Verabschiedung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ignaz genug von der Unruhe hatte, die Narecien mitgebracht hatte.
"Sie schenke ihm Ruhe und Einsicht."

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