Der Städtebund von Tangara > Hier und dort in Tangara
Der Weg von Brega zur Löwenburg
Jelena:
Die Stille zwischen den beiden zog sich hin als Jelena erst mal das Gehörte zu verdauen versuchte.
Sie war eine ziemlich pragmatische Frau und ihre Lebenserfahrung sagte ihr das die einfachsten Antworten in den allermeisten Fällen auch die richtigen waren.
"Kassos, was du sagst ist die Wahrheit. Aber wie du schon sagtest, Tior hat an mir Gefallen gefunden. Höchstwahrscheinlich aus einem so simplen Grund wie der Tatsache das ich immer wieder den Weg seiner Anhänger kreuze und dabei stur genug bin um mich ihm nicht beugen zu wollen. Wer oder was bin ich schon? Was ist mein Leben in seinen Augen? Ein Wimpernschlag, dessen bin ich mir gewiss. Genauso wie ich mir sicher bin das er meine Rettung vor Engonia durch dich nur deswegen zugelassen hat weil er in mir einen Nutzen gesehen hat. Und der Nutzen warst du. "
Sie lenkten ihre Pferde von der Straße herunter um einer kleinen Kolonne von Wagen ausweichen zu können und ihr Gespräch verstummte bis sie wieder unter sich waren.
"Welche Veränderung Tior auch immer durchlaufen hat, sie ändert nichts daran das er kein gütiger Gott ist. Du sagst das Mut und Ehre wieder zu den hervorstechensten Eigenschaften geworden sind und ich will dir glauben, aber die Güte gehört nicht dazu. Eher die Strategie eines Feldherrn alle ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal einzusetzen. Ich war eine solche und er wollte sicher gehen das du überlebst. Ich bin mir ziemlich sicher das sich dies in der kommenden Prüfung nicht ändern wird. Ich glaube nicht das mein Wohl oder Wehe in seinen Plänen einen Stellenwert haben."
Dominic:
"Aber in meinen."
Kassos schien sehr aufgewühlt, er glaubte nicht wirklich daran was Jelena ihm sagte. Er glaubte nicht an einen Plan, sondern viel mehr an ein Spiel. Tior wollte sie prüfen, ihre Grenzen kennen.
"Ich kann mir das nicht vorstellen. Viel mehr denke ich, du bist für ihn ein Interessantes Spielzeug. So leid es mir tut, aber ich kann mich nun mal nicht damit abfinden, dass du der Grund sein sollst warum ich all dies durchgestanden habe. Dass du für ihn eine Art Versicherung sein sollst. Wie hätte ich mir dann das Recht verdient ihm zu dienen? Ich will dich nicht kränken, aber ich denke anders als du."
Jelena:
"Du hast recht, Kassos."
Antwortete Jelena so leise, dass es fast schien als ob sie mit sich selber reden würde.
"Spielzeug ist ein passenderer Begriff."
Sie straffte sich und überprüfte mit einem kurzen Blick ob alles an seinen Platz war. Als sie weiter sprach geschah dies in einem normalen Tonfall, als ob sie sich über das Wetter unterhalten hätten.
"Du solltest es vielleicht auch so herum sehen: du hast es dir verdient am Leben erhalten zu werden. Und nun verzeih, aber wir müssen uns sputen wenn wir morgen ankommen wollen."
Sie gab ihrem Wallach die Sporen und schlug einen kräftesparenden Trab an bei dem man schon schreien musste um sich weiter unterhalten zu wollen.
Dominic:
Er hatte verstanden. Wenn sie nicht weiter darüber reden wollte, konnte und wollte er sie nicht zwingen. Auch Kassos trieb sein Pferd zu einem leichten Trab an und folgte Jelena.
Die restliche Reise verlief eher ereignislos. Sie rasteten zum Essen und am Abend kehrten sie in ein Gasthaus ein.
Sie unterhielten sich über allerlei Belanglosigkeiten und hier und da blödelten sie einfach herum. Am Morgen des nächsten Tages, brachen sie nach einem guten Frühstück auf und schon nach einigen Stunden kam die Löwenburg in Sicht.
Dem Priester war der Stolz ins Gesicht geschrieben. Hatte er -ein einfacher Mann, ein Bauer- hier doch etwas großes erschaffen. Natürlich hatte er Hilfe gehabt und er war sehr dankbar dafür, aber deshalb war er nicht weniger Stolz.
"Nicht mehr lange und wir sind da."
Jelena:
"Oha! Das ist mal ein Anblick!"
Meinte Jelena ehrlich beeindruckt, aber auch etwas furchtsam.
"Die letzte Burg auf der ich geweilt habe war Salmar unmittelbar vor Beginn des Krieges..."
Sie schenkte Kassos eines dieser seltenen, schiefen Lächeln bei denen sie ihre Maske fallen ließ.
"Und es war der Zeitpunkt an dem ich zum ersten mal seinen Blick auf mir spürte."
Sie ließ ihren eigenen Blick zu der Burg vor ihnen wandern und etwas wie Resignation war in ihm zu lesen.
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