Der Städtebund von Tangara > Brega

Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.

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Vanion:
Langsam schritt Vanion durch die doch noch recht warme Herbstsonne. Die Straßen und Gassen Bregas, wo immer sie nicht gepflastert waren, waren glitschig und klebrig von Schlamm und Matsch. Die letzten Tage waren voller Regen gewesen, und Vanion genoss die letzten noch langen, sonnigen Tage des Herbstes. Bald würde der Winter kommen, die Tage noch kürzer, noch dunkler, noch kälter werden.

Fast sehnsüchtig dachte er daran, dass sein Vater wohl jetzt grade fluchend die Ernte einfuhr (oder eher schon eingefahren hatte..), seine Mutter gutes, festes Brot backte und seine Schwestern vermutlich im Matsch spielten. Auch an jemand anderen dachte er, jemand, der auch bei seinen Eltern lebte.

Die Schritte des jungen Knappen waren ziellos, in den letzten Wochen hatte er Brega kennen und fast schon lieben gelernt. Die Stadt wirkte frisch und jung, überall war Hektik, immer war irgendwo ein Hämmern oder Sägen zu hören. Hier ein neues Haus, dort das Abräumen der Überreste der alten Alchemiegilde, da wurde eine Mauer hochgezogen - Brega pulsierte geradezu vor Leben. Allein die Gerüche der Stadt; mal roch es nach altem, nassen, verbrannten Holz, dann nach seltsamen Chemikalien, dann wieder ein Duft wie von einer frisch geschnittenen Wiese! Der Schweiß der Bauleute vermischte sich mit dem leckeren Geruch eines Gewürzstandes vom Markt, die Parfums einiger weniger Frauen, die kichernd vor einem Goldschmiedsladen standen, wehten an Vanion vorbei.

Der junge Mann jedoch hatte nicht viel getan. Seine Übungen hatte er vernachlässigt, es hatte ihn mitgenommen, ständig auf's neue diese Geschichten von Lorainnes Tod erzählen zu müssen. In die Gesichter seiner Freunde zu sehen und genau zu wissen, dass er sie verletzen würde, wurmte ihn. Das hatten sie nicht verdient, doch hatte er eine Wahl gehabt? Wohl kaum.

Doch nun scheuchte Vanion diese Gedanken beiseite. Er hatte bei einem Krämer eine kleine Holzpuppe erstanden, deren Beine und Arme durch einen starken Faden verbunden waren und sich so bewegen ließen. Diese stellte er, als er im kleinen Bregaholz, wo er sich ein Zimmer genommen hatte, wieder angekommen war, auf seinen Nachtisch. Dann zündete er ein kleine, dicke Kerze an. Seine Gedanken schweiften zu Marie, und er betete für sie, wo immer sie nun war. Schließlich blies er die Kerze aus und legte sich auf sein Bett, nicht ohne einen Blick auf die Holzpuppe zu werfen:

Alles Gute zum Geburtstag.

Vanion:
Ein paar Tage später saß Vanion abends wieder im Bregaholz. Mäßig interessiert sah er von seinem Krug auf, als ein paar Bregaraner eine Prügelei anfangen. Der dicke Wachmann, den er schon länger kannte, griff ein und trieb den Pulk wieder auseinander. Schmunzelnd hob Vanion den Krug und prostete ihm zu.

Der Abend schritt weiter fort, und Vanion nutzte die Zeit, um sich ein wenig abzulenken. Der Knappe hatte eine einfache Tunika angezogen, eine bequeme braune Wollhose und nichts als ein Messer und seine Geldkatze am Gürtel. Obwohl ihn einige Leute gesehen hatten, als er mit 'alle den hohen Herren' im Bregaholz während des Knollenfestes getrunken hatte, war er nicht allzu besorgt, für wichtig gehalten zu werden. Eher im Gegenteil.

Je später es wurde, desto weiter brannte das Feuer herunter. Der Wachmann machte eine letzte Runde, dann half er dem Schankmädel dabei, ein paar schwere Bottiche rauszutragen. Vanion nutzte die Gelegenheit und stand auf. Sein Ziel waren ein paar zwielichtig aussehende Männer, die in einer Ecke des Bregaholzes saßen und sich leise unterhielten. Als diese aufsahen, änderte Vanion wie zufällig seine Richtung und setzte sich an den leeren Tisch neben ihnen. Auf ihre misstrauischen Blicke reagierte er nicht, vielmehr legte er die Füße auf den Tisch. Nun konnte jeder sehen, dass die Zehen durch das trockene, fleckige Leder herausragten.

Schimmi:
irgendwann später betritt Ferdi Weidenfels das Bregaholz. Freundlich grüßt er die anwesenden Gäste. Schüttelt hier und da ein paar Hände, ein paar aufmunternde Worte dort und immer mal die Frage nach dem Befinden der Familie oder des Geschäfts. Auch sowas gehört zu den Pflichten eines Bürgermeisters. Nicht das ihm diese Dinge lästig wären, sie machen sogar Spass und lenken ab vom geschäftigen Treiben des Tages.

Bei seinem Rundgang durch das Bregaholz kommt Ferdi natürlich auch am Tisch vorbei wo Vanion sitzt. Erstaunt schaut er auf. "Vanion, Du hier? Was treibt Dich nach Brega? Gehts Dir gut?"

Vanion:
Ach, der Weidenfels.. hmpf. Vanion freute sich zwar, Ferdi zu sehen, war aber trotzdem nicht erfreut über die Störung. Er ließ sich aber nichts anmerken.

"Abend, Ferdi!
Seit Simon -" Vanion sprach den Namen bewusst nicht caldrisch, sondern wirklich als 'Siehmonn' aus -"abgereist ist, fehlt mir die Beschäftigung." Der Knappe nickte mit dem Kopf leicht in Richtung des anderen Tisches, um Ferdis Aufmerksamkeit auf die Gestalten dort zu lenken. Etwas lauter fuhr er fort: "Du kennst nicht jemanden in Brega, der ein gutes Schwert für gutes Geld benötigt?"

Er hoffte, dass Ferdi schnell genug war um zu verstehen, was Vanion vorhatte. Aber wie gut ist er informiert, was Simons und meine Pläne bezüglich Roquefort angeht?! Zweifel überkamen den jungen Mann.

Schimmi:
Ferdi überlegte kurz... "Die Stadtwache zahlt gut... und gute Leute können sie immer brauchen."

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