Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Magische Aktivitäten um den Forêt d'Artroux im neunten Mond 263 n.J.
Sandra:
Elender Sturkopf... Dir ist auch nicht zu helfen, oder?... Aber die Laune an Anderen auslassen...
"Ich dachte nur, dir könnte vermutlich ein bisschen Entfernung zu deinen Gedanken ganz gut tun... Einfach mal nicht an den ganzen Mist denken und sei es nur für ein paar Augenblicke..."
Mit diesen Worten sprang sie von ihrem Pferd, band es bei den Bäumen zum Grasen an, suchte sich eine passende Stelle und setzte sich auf den Boden, den Umhang über die Schultern gelegt. Sie richtete sich zum Sonnenuntergang hin aus und beobachtete wie langsam die Sonne weiter sank. Langsam ließ sie ihre Gedanken nach und nach los.
Als die Sonne versunken war, schloss sie die Augen, atmete tief ein, bis sie nur noch den Wind und die Vögel in den Bäumen hörte. So saß sie eine ganze Weile in der sie die Kraft um sich herum spürte und genoss, wie ihr Kopf völlig frei war von störenden Gedanken.
Als sie es für genug hielt, schloss sie die Meditation, lenkte ihre Gedanken zurück ins Hier und Jetzt und schlug zuletzt auch die Augen wieder auf. Dann atmete sie noch einmal tief durch und stand wieder auf. Sie fühlte sich erfrischt, während Yorik eher gelangweilt schien, nachdem sie eine ganze Weile so verbracht hatte.
"Ahhhhh - das hat gut getan." Dabei streckte sie sich ausgiebig. "Von mir aus können wir weiter. Wollen wir zum nächstbesten Dorf? Oder sollen wir noch etwas weiter an den Wald heran? Ich denke wir sollten uns bald einen Platz zum Schlafen suchen."
Sie ging zurück zu ihrem Pferd, band es los und schwang sich zurück auf seinen Rücken.
Yorik:
Yorik nickte als Antwort auf Stellas Vorschlag nur. "Ja, vielleicht... danke..." Natürlich hatte sie Recht. Er brauchte Ruhe, brauchte Abstand von den vielen Gedanken, die ihn nur unnötig kaputt machten. Seit Tagen wälzte Yorik die Geschehnisse der letzten Zeit in seinem Kopf umher, und es brachte ihm gar nichts. Doch genau so wenig konnte er aufhören. Er konnte sein Denken nicht einfach abschalten, so wie es die Magierin bei der Meditation tat.
Die einzige Lösung war, nach vorn zu sehen. Rania, Lorainne, all diese Geschehnisse, die ihm keine Ruhe ließen, waren Bücher, die noch nicht zu Ende geschrieben und noch lange nicht geschlossen waren. Yorik wusste, dass Vanion und noch einige andere dachten, er hätte aufgegeben, doch dem war nicht so. Irgendwo in dem jungen Mann keimte noch ein kleiner Funken Hoffnung. Deswegen war er ja überhaupt mit Stella unterwegs.
Während er so seinen Gedanken nachhing, beobachtete er seine Begleiterin, die still und in sich gekehrt da saß und dabei eine völlige Ruhe ausstrahlte. Ein wenig übertrug sich diese Ruhe auch auf ihn, und seine Lieder wurden schwer, sodass er wohl etwas gelangweilt aussah, als Stella schließlich fertig war und sich an ihn wandte.
"Ich denke, das nächstgelege Dorf wäre wohl die beste Idee", antwortete er, "dort werden wir sicher fündig." Er schwang sich ebenfalls auf den Rücken seines Pferds und trabte eine Zeitlang neben Stella her. Dann, kurz bevor sie das Dorf erreichten, sah er sie an. "Sag mal Stella", begann er vorsichtig, "wie machst du das? Ich meine, diese Meditations-Geschichte? Wie schaffst du es, so zur Ruhe zu kommen?" Sein Blick war verhalten, aber neugierig.
Sandra:
Ein Lächeln umspielte Stellas Lippen als sie antwortete.
"Das ist mal eine gute Frage... Ich würde sagen, dass vieles davon schlichtweg Übung ist. Anfangs fiel es mir auch nicht so leicht und auch heute kommt es noch auf die Umgebung an. Manches fällt mir leichter, anderes schwerer. Das Ziel wäre später, dass ich diesen Zustand auch in größten Stresssituationen herstellen kann, zum Beispiel auf einem Schlachtfeld. Dann natürlich nicht im Sitzen und mit geschlossenen Augen...
Außerdem kann man diesen Zustand auf unterschiedlichste Weise herstellen. Und man kann mit verschiedenen Übungen verschiedenes bezwecken.
Mir wurde von Leuten erzählt, die am besten mitten in einer Schlacht meditieren konnten durch die eingeübten Bewegungen, die ihnen Sicherheit geben und sie wie in einer Art Trance kämpfen lassen.
Ich empfinde zum Beispiel neben einem schönen, ruhigen Ort in der Natur auch ein Feuer durchaus meditativ. Beim Blick in die Flammen und wie sie miteinander tanzen oder am Holz nagen kann ich alles um mich herum vergessen.
Eine weitere Art der Meditation, die mir sehr gut gefallen hat, allerdings auf Außenstehende noch befremdlicher wirken mag und die mir in den Drachenlanden gezeigt wurde ist eine Bewegungsmeditation. Ich würde sagen man kann es mit einem Schattenkampftraining vergleichen... Dabei konzentriert man sich genau auf jede Bewegung und Anspannung der Muskeln und die Kraft die sie verwenden.
Und es gibt eben die klassische Meditation im Sitzen, wobei es auch dabei wohl verschiedene Übungen gibt, mit denen man da arbeiten kann.
Außerdem helfen diese Übungen, sich in wichtigen Situationen nicht ablenken zu lassen, sondern sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Für mich zum Beispiel einen Zauber zu wirken obwohl ich abgelenkt werde - oder dann eben nicht abgelenkt werde. Wobei auch das erstmal leichter klingt als es ist...
Die erste Aufgabe, die mir die Meditationsschule der Drachenlande damals gab war es, einen Fokus zu suchen - also etwas, das mir dabei hilft, meine Gedanken zu zerstreuen und loszulassen... Und einen Anker - etwas, woran ich mich festhalten kann, um aus der Meditation wieder zurückzukehren. Momentan benutze ich auch noch diesen Fokus und Anker den ich mir dort gesucht habe.
Aber vielleicht willst du etwas davon ja einfach mal ausprobieren...vielleicht hast du ja schon ein Gespür, ob dir etwas davon zusagen oder leichter fallen könnte als etwas anderes...? Oder eine Ideee, was für dich Fokus oder Anker werden könnte, sofern du damit schon etwas anfangen kannst?"
Sie kramte in einer ihrer Taschen und holte ein silbernes Amulett heraus, auf dem eine reich verzierte Triskele zu erkennen war.
"Das hier... Dieses Zeichen ist mein Fokus und entlang der geschwungenen Linien nach außen lasse ich meine Gedanken los... und andersherum der Anker. Das geschlossene Dreieck in der Mitte, nachdem man die Linien wieder zu ihrem Ursprung zurückverfolgt."
Yorik:
Aufmerksam lauschte Yorik Stellas Ausführungen. Er konnte sich noch immer nicht vorstellen, jemals zu echter innerer Ruhe zu finden, aber irgendetwas an dem, was die Magierin da erzählte, faszinierte und berührte ihn. Gelassenheit in den größten Stresssituationen, dachte er, das könnte ich wirklich gebrauchen.
Besonders, als Stella von dieser... Bewegungsmeditation sprach, horchte er auf. Der Gedanke, seine Bewegungen so unter Kontrolle zu haben und sich so konzentrieren zu können, hatte etwas beruhigendes. Auch bei Stellas Worten zu Fokus und Anker flammte Interesse in seinen Augen auf. Er besah sich ihr Amulett, hörte, wie sie seine Funktion erklärte, und automatisch glitt seine rechte Hand in seine Hosentasche, wo sie Illianas Ring zu fassen bekam. Seine Finger fuhren über die glatte Oberfläche, und er wusste sofort, was Stella meinte.
Als sie geendet hatte, blieb er einige Zeit lang still, dann nickte er. "Das klingt... interessant." Er sah der Magierin in die Augen. "Ich danke dir für die ausführliche Erklärung", sagt er, und zum ersten Mal seit einiger Zeit lächelte er sie an. "Allerdings sollten wir uns jetzt wirklich nach einem Nachtlager umsehen, sonst stehen wir hier gleich in völliger Dunkelheit."
Sandra:
Nachdem Stella ihre Erklärung beendet hatte, schwieg Yorik eine Weile, doch Stella war nicht entgangen, dass er damit zumindest irgendetwas anfangen konnte und auch wie seine Hand kurz in seiner Tasche verschwand, doch sie hielt es für besser, erst einmal nicht nachzufragen.
Als er anfing zu lächeln, durchfuhr sie kurz ein angenehmes Gefühl. Sie hatte ihn wirklich lange nicht lächeln sehen....hatte sie das überhaupt?...
Doch er hatte mit seiner Aussage Recht, sie sollten sich langsam einen Schlafplatz suchen... "Ja, du hast Recht. Dann lass uns mal schauen, ob es in dem Dorf einen Platz in einer Scheune gibt. Oder ob es gar groß genug für ein Gasthaus ist... Zum Licht: Hast du nicht sowas wie eine Fackel oder Laterne dabei? Aber: sollten wir es wirklich brauchen, werde ich wohl mit Licht aushelfen können....Allerdings sind wir da wieder bei dem Thema, dass das erstmal nicht jeder mitkriegen muss. Aber ich könnte auch noch irgendwo was brennbares haben..."
So ritten sie langsam in das nächste Dorf ein und schauten sich dabei um, ob ein Gasthaus oder zumindest ein Hof mit Scheune zu erkennen war.
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