Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Ysander, Vanion und Stella auf dem Weg nach Caldrien
Vanion:
"Mein erster Gedanke war das Kloster in Blanchefleur, doch dieser Ort ist wohl viel zu offensichtlich. Nach dem, was dort geschehen ist.. glaube ich auch nicht, dass es noch ein unentdeckter Ort ist. Sonst kenne ich mich hier oben nicht aus. Aber ein Kloster wäre durchaus angemessen, denke ich."
Mel:
"kloster... nunja, da das Laviniakloster nicht mehr so besteht wie einst, glaube ich kaum, dass man dort ungestört sein kann. Es muss estwas kleiner sein."
Jules erhob sich und ging ein paar Schritte, um seine Gedanken zu ordnen.
"Es gibt da ein kleines Alamarkloster in Bourvis. Als ich jung war, habe ich dort so manche freudige stunde verbracht. Es ist nur klein, ein paa wenige Mönche sind dort. Aber es hat eine hervoragende Brauerei."Jules grinste vielsagend.
"obwohl mir eine Brauerei ebenso wenig ein guter Ort für meine Tochter erscheint, wie eine Tiorsburg es tut, dort ist sie aber wenigstens unter Freunden und unter dem Lichte des großen Gerechten. Ein Alamarsegen muss helfen."
Vanion:
Zweifelnd warf Vanion einen Blick in die Runde. Sie saßen mittlerweile um einen langen Holztisch, Rugier hatte das Essen aufgetragen. Als er Vanion einen Teller angeboten hatte, hatte dieser abgewunken und nach verdünntem Wein gefragt. Bedächtig schwenkte er nun seinen Becher und sah in die wirbelnde, hellrote Flüssigkeit.
"Wollt Ihr Eure Tochter wirklich nach Bourvis schicken?"
Rasch sah er zu Stella, aber sie schien noch damit beschäftigt zu sein, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich hatte Jules sie nach dem genauen Ablauf gefragt. Auch Ysander wirkte in sich gekehrt.
"Wenn wir, was noch nicht einmal fest steht, dieses Ritual durchführen, dann darf Roquefort auf keinen Fall davon erfahren. Eine Brauerei lebt vom Handel, also werden dort Kaufleute, Bauern, Boten ein und ausgehen. Wenn wir das Glück haben, dass im Vorfeld niemand davon erfährt, so müssen wir doch damit rechnen, dass der Erfolg oder Misserfolg sofort bekannt werden wird. Es ist naiv, anzunehmen, dass solch ein Vorhaben unbemerkt bleiben wird. Gerüchte verbreiten sich schneller als ein Waldbrand im Sommer, schneller noch als Läuse in Bettlerhaar."
Ernst sah der Knappe Jules an.
"Euch muss bewusst sein, dass wir Lorainne nicht nur durch das Ritual an sich, sondern auch dadurch, dass an dem Ort des Rituals andere Menschen leben, in Gefahr bringen. Das muss ich Euch nicht sagen, das wisst Ihr! Sollte Roquefort Wind davon bekommen, dass Eure Tochter lebt, und sollte er tatsächlich der ehrlose Bastard und Szivarspaktierer sein, für den wir ihn halten - dann wird er nicht davor zurückschrecken, das ganze Kloster niederzubrennen. Wenn Lorainnes Seele geheilt wird, dann seid auch Ihr in Gefahr. Roquefort wird sich fragen, wer diese grünen Männer sind, wer der 'Grüne Ritter' ist. Vielleicht fragt er sich das auch schon heute."
Vanion achtete genau auf das Gesicht seines Gegenübers. Mal wirkte Jules verärgert, dann wieder nachdenklich, und oft auch nur besorgt um seine Tochter.
"Ihr seid hier nicht mehr sicher. Das Desinteresse Roqueforts hat Euch und die Euren geschützt, und auch Eure äußerst bemerkenswerten Fähigkeiten. Doch.. verzeiht mir meine Vermessenheit - wenn Lorainne wieder spricht, und fühlt, und liebt - so ist auch für Euch die Zeit gekommen, die Maskerade fallen zu lassen. Der Krieg ist vorbei! Lorainne hat immer und immer wieder ihre Treue zum Königshaus bewiesen, und wenn sie Roquefort beschuldigt, für ihre Entführung verantwortlich zu sein, so steht das Wort eines Ritters gegen das Wort Roqueforts! Simon de Bourvis wird ihren Worten Gewicht verleihen, die Hohepriester Damian und Kassos werden für sie einstehen! Es ist Zeit für La Follye, aufzustehen und zurück zu verlangen, was gestohlen wurde. Zeit, die Distel blühen zu lassen!"
Mel:
"Nun, Du hast recht, wenn Du sagst, dass wir so sehr nah an La Follye sind, aber wir brauchen Leute um uns, denen wir vertrauen können. Außerdem beginnt der Wald in der Nähe, und das ist mein Reich. Die Roqueforts haben da nie einen Fuß hineingesetzt, zu viel angst jagen ihnen die Geschichten ein. Hier wären wir dann sicher, sollte etwas schief gehen. Aber wir können das Ritual hier nicht durchführen, ich vermag nicht zu sagen, welche Kräfte hier am Werk sind, aber man sollte hier auf gar keinen Fall ein Ritaul durchführen."
Jules riss sich ein Stück Brot ab und tauschte es in den Eintopf, aß aber nicht, sondern redete weiter:"Wo also sonst sollten wir den Zauber brechen? Gefährlicher wäre es, wenn wir noch weitere Wege zurücklegen müssen, dann würde Roquefort sicher von ihr erfahren. Wir müssen nur dafür sorgen, dass etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregt."
Vanions große Worte beeindruckten Jules wenig:" Die Distel blühen zu lassen... das wird Lorainnes aufgabe sein. Immerhin bin ich tot, wurde als Verräter gehängt. Doch sollte sie befreit werden und sich das zurückholen, was ihr zusteht, dann wird der grüne Ritter selbstverständlich an ihrer Seite kämpfen."
Jules lehnte sich ein Stück zurück und liess seinen Blick über sein Lager schweifen. Er hatte sich hier in den langen Jahren etwas aufgebaut, versucht niemals aufzugeben, als er geflohen war. Er hatte den Status eines Gesetzlosen innegehabt und nur wenige seiner Leute konnte er ins Vertrauen ziehen. Und doch, er hatte sich etas aufgebaut.
Und abergläubige Geschichten verbreiteten sich in Firngard seit jeher schnell.
So hatten ihn die Leute versorgt, indem sie in Baumstümpfe am Waldesrand Opfergaben für den grünen Ritter hinterließen. Oft Brot, Äpfel, manchmal ein Stück Butter oder getrocknetes Fleisch. Einmal sogar ein Stück Räucherschinken.
Mit einem Lächeln dachte er daran zurück. Nein, er würde nicht aus dem Wald kommen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Trotz allem hatte er hier einen gewissen Grad an Freiheit verspürt und wenn einer seiner Männer wieder eine neue Geschichte über den grünen Ritter mit ins Lager brachte, hatte das stets für einen kurzweiligen Abend gesorgt.
Sandra:
Vanions Worte hatten Stella berührt.
"Ja, wir sollten beten. Ich denke, dass wir wahrlich jede Hilfe gebrauchen können, auch oder gar besonders die der Götter. Ein Kloster und die Verbindung zu Lavinia und Alamar ist bestimmt eine gute Idee.
Und ist nicht auch Magie göttergegeben? Woher sollte die Magie kommen?
Aber sie ist anders als ein Gebet, da gebe ich euch Recht. Immerhin ist das, was ein Gebet hervor bringt wahrliche und direkt göttliche gewirkte Macht.
All eure Fragen werde ich euch erst beantworten können, wenn ich selbst die Unterlagen gesehen habe.
Und je nachdem welche Fragen noch offen bleiben, zum Beispiel wie wir die Seele finden und zum Körper holen, müssen wir sehen, wie man diese beantworten kann und welcher Weg letztlich der beste ist."
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