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Ysander, Vanion und Stella auf dem Weg nach Caldrien

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Anders:
Anders runzelt die Stirn. Sie versteht das nicht. Gut Vanions Gedanken sind ihr nun klar, aber was sie nicht versteht ist... Lorainne war doch seine Herrin, ist... war... was auch immer.
Und anscheinend hat sie die Tochter von Roquefort entführt und ins Kloster gesteckt. Wenn Vanion sie zurück bringt handelt er doch gegen seine Herrin... und gegen sein Ziel Knappe zu werden oder?
Nein sie versteht das ganze wirklich nicht, diese Gedankengänge verwirren sie, aber sie versucht wirklich zu folgen.

Als Ysander allerdings den Punkt, das Eltern nicht immer das beste für ihre Kinder sind, anspricht huscht ein überdeutlicher, unglaublich dunkler Schatten über das Gesicht der Kenderin und ihre Finger zucken kurz ehe sie sich wieder fängt. Sie will nicht daran denken. Sie verbietet es sich sogar.

Da sie selbst nichts mehr zu dem Thema beisteuern kann außer ihre vorrigen Gedanken schweigt sie. Die bespricht sie lieber mit Vanion persönlich.  Von daher schaut sie nur in die Runde.

Sandra:
Stella hörte der Dikussion aufmerksam zu und konnte auch Vanions Begründungen verstehen. Nichts läge ihr ferner als ein unschuldiges Kind ins Unglück zu stürzen - doch war es wirklich das Beste für sie? Und was waren wohl die Beweggründe der Ritterin, sie ins Kloster zu geben? War es OK, dass Vanion  sich einfach über seine Herrin hinweg setzte, nur weil sie mal "unpässlich" war?
Vom Rittertum, seinen Verpflichtungen und Regeln oder politischen Spielchen verstand sie nicht viel - dass Ehre und der Schutz der Schwachen etwas damit zu tun hatte, wusste sie schon...Aber auch, dass Knappen auch ihren Herren gehorchen sollten.
Hätte Lorainne dann mit dieser Handlung gegen ihre Ritterehre verstoßen? Wobei das ja auch andere Ritter nicht unbedingt so genau nahmen oder vieles davon entsprechend auslegten...

Dann sah sie kurz, wie sich Anders Gesicht verfinsterte, beschließt aber, dies zunächst nur zur Kenntnis zu nehmen... Was sie wohl schon so alles erlebt hat...

"Vanion, immer noch denke ich, dass deine Absichten ehrenhaft sind, aber Ysander hat vielleicht auch nicht Unrecht. Ich weiß nicht, wie in Adelsfamilien mit Kindern, die nicht aus dieser Ehe sind umgegangen wird...Kann mir aber vorstellen, dass es für sie nicht leicht wäre. Ob es so ist, weiß ich nicht. Vielleicht kannst du es mir sagen bzw. erklären?
Außerdem frage ich mich, warum Lorainne die Tochter ins Kloster gegeben hat - vielleicht eben aus diesem Grund?
Das bringt mich zur nächsten Frage. Ich kenne mich nicht mit dem Kodex der Ritter, Knappen usw. aus und damit auch nicht ob du mehr deiner Herrin verpflichtet wärst oder deinem Gewissen. Oder wie weit Lorainne mit ihrer Tat gegen diesen Kodex verstoßen hat - oder man sich ihn zurechtgebogen hat? Gehört es zu "Spielchen" unter Adeligen in ihrem Kampf um Macht? Aber es gibt ja auch andere Ritter, die sich nicht nur ehrenhaft verhalten....Ignorieren sie dieses Verhalten dann? Biegen sie es sich zurecht? Oder ist das "nur" ein Ideal, wo jeder selbst entscheidet wie weit und wann er danach strebt? Oder eben nicht?


Ich weiß, das bringt eine völlig andere Sicht und Thematik auf die Dinge hinein, aber auch dieser Aspekt würde mich interessieren und ich würde ihn gerne beurteilen können."

Vanion:
Es war klar. Immer wieder stieß Vanion auf Punkte, die er nicht bedacht hatte. Er erbat sich kurz etwas Zeit, um nachzudenken, und ging ein paar Schritte vom Feuer weg.

Was wollte Lorainne überhaupt mit der Kleinen? Sie hat zu keinem Zeitpunkt so gewirkt, als wäre sie unglücklich, oder nur unter Zwang bei ihr.
In Gedanken versunken, versuchte der Knappe sich zu erinnern, was genau Lorainne alles erzählt hatte - und das war nicht viel.
Roqueforts Männer haben nach mir gesucht. Lorainne meinte dazu schwammig, weil er mich in die Hände bekommen wollte, um Druck auf sie ausüben zu können. Ich dachte immer, als eine Art Ausgleich zum Verlust seiner Tochter - was, wenn es darum gar nicht geht? Dazu kam, dass Stella und Ysander mit einer Sache ganz klar Recht hatten, und das hatte er nicht bedacht: er würde höchstwahrscheinlich gegen Lorainnes erklärten Willen, gegen den Willen seiner Rittermutter, handeln.

Nur - wie nun entscheiden? Im Stillen verfluchte Vanion Roquefort und auch Lorainne. Für einen Moment stürzte alles auf ihn ein, und fast verlor er geistig den Halt. Nimm dich zusammen! Du bist das letzte Jahr voller Selbstmitleid gewesen. Jetzt denk nach! Tief atmete er ein. Die Entscheidung, Roqueforts Tochter zurückzubringen, hatte er nach sorgfältigen Überlegungen gefasst. Aber konnte er überhaupt alle Argumente kennen? Hatte es nicht gute Gründe, dass Lorainne ihm nicht alles gesagt hatte? Gewiss wusste sie doch, was sie tat.
Würde sie ein Kind entführen, um Rache zu nehmen? Doch dann fiel es Vanion wie Schuppen von den Augen. Lorainne wollte nicht Rache nehmen - jedenfalls noch nicht! Ihre Prioritäten waren es gewesen, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, nicht, Roquefort zu töten! Ein völlig anderes Bild ging langsam vor Vanions innerem Auge auf. Er hatte es sich nie eingestanden, doch hatte er Lorainne im Stillen Vorwürfe gemacht. Wie konnte sie ein unschuldiges Kind entführen? Doch er schien sich, wieder einmal, getäuscht zu haben.
Nun, Ritter zu werden, bedeutet auch, Demut zu erlernen, nicht wahr? Dennoch schmeckte sein Versagen bitter. Wieder einmal.

Der Knappe entfernte sich noch weiter vom Feuer, er genoss die Kühle, die Stille des Waldes. In den Büschen raschelte ein Marder, ein scheues Reh ließ sich im Mondschein blicken. Moos duftete in der Luft, der Geruch mischte sich mit dem angenehmen, für Nadelbäume so charakteristischen Hauch, der in der Luft lag.
Noch einmal atmete der Knappe tief durch, dann straffte er die Schultern.

Er machte sich gar keine Mühe, leise zu sein, als er zurück zum Feuer stapfte. Man sollte ihn ruhig hören. Als er in den Lichtschein trat, sah er direkt in die fragenden Gesichter der Anwesenden. Anders musterte er eingehender, ihre Reaktion auf Ysanders Worte war ihm nicht verborgen geblieben.

"Machen wir's kurz. Ihr habt Recht." 

Charisturcear:
Ysander blickte überrascht auf, als Vanion auf ihre Worte hin so grundlegend einschwenkte. Er respektierte die Beweggründe des Knappen und hatte eigentlich nicht damit gerechnet, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.. wobei er ein wenig den Verdacht hatte, das Stellas Worte mehr bewirkt hatten, als die seinen. "Ich glaube, du tust das richtige." sagte er. "Du ersparst ihr damit vermutlich eine Menge Leid." Er blickte Vanion fragend an. "Und was wirst du jetzt tun, wenn wir im foret waren? Wie willst du Anders unauffällig in Roqueforts Haushalt einschleusen? Im Moment wird er eher misstrauisch sein, wenn sie nicht mit einer guten Geschichte an seine Pforten klopft und um Arbeit bittet."

Sandra:
Als Vanion ein paar Meter zum Wald ging um nachzudenken, folge ihm Stellas Blick. Natürlich sollte er in Ruhe darüber nachdenken können.
Völlig irritiert war sie dann jedoch von seiner knappen Antwort, die ihre anderen Fragen unbeantwortet ließ. Völlig verdattert ob der plötzlichen Wandlung blieb sie schweigsam während Ysander nun das Gespräch auf Anders lenkte.

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