Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Das Lager des Grünen Ritters
Mel:
Bevor Lorainne antworten konnte, brach es aus Vanion heraus.
Bestätigend nickte sie Anders zu:"Sie hat recht. Es gibt viele Ähnlichkeiten mit dem Pilgerzug. Man muss nur die Leute mobilisieren können."
Nachdenklich schaute sie in die Ferne und war auf einmal weit weg mit ihren Gedanken. Dort am Feuer. Mit erhobenen Schwert.
Als sich ihr Blick wieder klärte, leuteten ihre Augen.
"Natürlich ist dies nur eine kleine Sache, verglichen mit dem Pilgerzug unbedeutend. Aber es bedeutet den Menschen etwas, wenn sie sich selbst von einem Tyrannen befreien können. Dazu braucht es manchmal nur eine Führungspersönlichkeit. Jemand, der überzeugen kann."
Ihr Blick fiel auf Vanion und sie lächelte.
"Zudem habe ich damal, nach dem Pilgerzug geschworen, niemals gegen einen meiner Pilgerbrüder das Schwert zu erheben. Savaric ist aber keiner von denen, und wahrscheinlich noch mit dem Täuscher im Bunde.Und ich habe damals geschworen, gegen diejenigen, die mit ihm im Bunde sind, zu kämpfen."
Ihr Blick wurde wieder ernst, das Leuchten war verschwunden, sie wirkte fast kalt.
"Wenn es soweit ist, werde ich ihn der Gerichtsbarkeit übergeben, ob der am Hof meines Herrn oder der der Götter, werden wir dann sehen. So oder so bezweifle ich, dass er es überleben wird. Es macht für mich also keinen Unterschied, ob zuvor in einem Prozess seine Schuld bewiesen werden wird. Und das wird sie, dafür bete ich jeden Tag zu Alamar."
Sie holte tief Luft, um den Hass nicht der Macht gewinnen zu lassen.
"Vanion, Familienbande bedeutet hier viel, die Familie geht über alles, aber manchmal ist man, trotz des gleichen Blutes, keine Familie. Vergiss nicht, was er SEINER Familie angetan hat. Seiner Frau, la petite. Man braucht keine Bauern an Burgmauern aufhängen, um grausam zu sein.
Nichtsdestotrotz, wir wissen noch nicht, mit welchen Mächten wir es hier aufnehmen müssen, wieviele Männer er bezahlen kann. Und sicher, wenn wir eine Chance haben wollen, brauchen wir Heiler. Heiler und Freunde, die mit uns kämpfen. Allerdings müssen wir genau nachdenken wen wir um Hilfe bitten können. Meister Gorix mag mächtig genug sein und uns sicher unterstützen, aber wie würde es aussehen, wenn er, aus Tangara, sich hier in diese Sache einmischen würde? Das wäre politisch unklug."
Vanion:
"Das vergesse ich nicht."
Müde rieb Vanion sich die Augen. Die Wache war bald zu Ende, und die lange Nacht forderte ihren Tribut.
"Ihr müsst mich nicht überzeugen, mein Schwert gegen Savaric zu erheben. Wenn die Zeit dazu gekommen ist, werde ich gewiss eine großartige Rede halten und die Männer Roqueforts - meine Männer - dazu bringen, mir zu folgen. Doch bis dahin vergeht hoffentlich noch Zeit. Zeit, die wir zur Vorbereitung nutzen müssen! Du hast Recht, wenn du sagst, dass Autoritäten aus Tangara sich hier nicht einmischen sollten. Doch das führt dazu, dass wir fast völlig auf uns gestellt sind. Einige Wenige mögen uns folgen, und es werden viele kommen, wenn du sie rufst, Lorainne - aber werden es genug sein? Gehen wir offen vor? Wollen wir Savaric offen entgegentreten, in einer Schlacht? Oder im Stillen wirken, versuchen, ihn alleine zu erwischen, wenn er hilflos ist? Sammeln wir Beweise, für meine Abstammung, für seine Schuld? Wie planst du, vorzugehen?"
Mel:
"Ich würde ihm gerne in einer Schlacht gegenüber stehen. Allein die Männer fehlen mir."
Lorainne seufzte und angelte erneut nach dem Oscronner Kräuterschnaps.
Ein tiefer zug und die Wärme breitete sich im gesamten Körper aus.
"Machen wir uns nichts vor, wir haben keine Männer, keine Heiler und nur das zu Essen, was wir jagen. Nein, wenn wir ihm offen gegenübertreten, bekommen wir wohl auf´s Maul. Bestehen können wir nicht gegen ihn." Schöne Worte würden es nicht besser machen, jetzt würden nur pragmatische Lösungen helfen.
"Wir müssen im Verborgenen agieren, zumindest solange, bis wir genug kampferfahrene Männer haben. Sicher werden wir ein paar noch folgen, aber die Meisten sind nicht kampferfahren und haben Angst. In erster Linie müssen wir uns darum kümmern, dass wir Deine Abstammung beweisen können, denn dann kommen wir vielleicht ganz ohne Kampf aus der Sache raus und der Baron wird das erledigen."
Man konnte an ihrem Tonfall erkennen, dass ihr diese Möglichkeit nicht sonderlich behagte.
"Wir müssen Männer um uns sammeln, sie ausbilden, damit wir kampffähig sind. Solange bleibt uns nichts anderes übrig, als verborgen zu bleiben und nach Beweisen zu suchen. Und selbst WENN wir ausreichend Männer und Frauen hätten- Roquefort ist uns voraus, denn er paktiert mit dem Täuscher. Doch auch dafür braucht es mehr Beweise."
Lorainne Kopf wurde langsam schwer, ihre Gedanken drehten sich im Kreis, und doch war der der kleine Funke Hoffnung, der immer weiter glomm.
"Die Götter stehen auf unserer Seite. Wir werden es schon schaffen. Doch dafür sollten wir jetzt beten."
Damit kniete sie sich hin und betetet leise zu Alamar, dass er ihr bestehen und für Gerechtigkeit sorgen würde, zu Tior, damit sie der Mut im Kampf nicht verliess, zu Aine um die Weisheit, gute Entscheidungen treffen zu können, zu Naduria, dass der Wald ihnen weiter Schutz bieten würde und schliesslich auch zu Lavinia, damit sie ihr im rechten Moment die Gnade schenken würde, um die Familie Roquefort im Rachewahn nicht völlig auszulöschen.
Anders:
Anders schaute von einem zum anderen. Dabei gähnte sie sehr leise, aber lange. Langsam holte die Müdigkeit sie wieder ein. Anscheinend hatte sie das auf das sie gewartet hatten verpasst, schade eigentlich. Sie hielt sich kurz die Hand vor den Mund als Lorainne sich ihrem Gebet zuwante und Vanion sich ihr anschloss.
Schon wieder beten... Anders beobachtete die beiden stumm. Sie selbst betete nicht. Sie hatte bisher nur ein einziges Mal gebetet und sah auch noch nicht wirklich wie das weiter helfen sollte.
Die Kenderin war nie im Glauben erzogen worden. Ihr Clan hatte andere Prioritäten gehabt, und so waren ihr Götter bis zu ihrem 8. oder 9. Lebensjahr vollkommen fremd gewesen.
Auf ihren reisen später war sie dann immer wieder verschiedenen Göttern begegnet und vielen vielen Menschen die sie überzeugen wollten, dass ihr Gott der richtige war.
Die Götter waren der Kenderin ein wenig.... suspekt, wirklich kennen gelernt hatte sie noch keinen, auch wenn sie am meisten bis jetzt über Lavinia gehört hatte. Was wohl daran lag, dass die Lavinia gläubigen gerne über ihren Glauben sprachen.
Auch verstand sie nicht wirklich, ob man sich einen Gott aussuchte oder der das machte, und was wenn man sich einen Gott aussuchte und der einen nicht wollte? Merkte man das? Oder lebte man einfach weiter und merkte es erst wenn man Tod war.
Sie ließ sich am Fuße eines Baumes auf den weichen Waldboden sinken und lauschte dem Rascheln der Bäume. Warum hörte man auf eine Stimme die andere nicht hören konnte, wenn man doch gemeinsam dem Wind lauschen konnte?
Plötzlich kam ihr eine Idee.
//Vielleicht ergeht es anderen so wenn ich von den Stimmen der Dinge rede. Sie können sie nicht hören ,aber für mich sind sie ganz normal. Ich kenne es nicht anders. Wenn sie plötzlich weg wären... das wäre sehr sehr merkwürdig.//
Kurz dachte sie darüber nach und nagte an ihrer Unterlippe. //Ob man wohl göttisch sprechen muss um einen Gott zu verstehen oder ihn überhaupt zu hören, oder ihn wahrzunehmen?//
Das machte sie irgendwie traurig. Denn wenn dem so war, würde sie diese Sprache lernen können? Niemand sonst schien ja die Sprache der Dinge lernen zu können, was wenn also die Sprache der Götter auch so ... verschlossen war.
Anders schloss die Augen und legte den Kopf an den Stamm des Baumes. Sie war müde und der Wald war so still. Sehr sehr still.
Mel:
Der rest der wache verlief schweigend und ereignislos. Als endlich die Ablösung kam, zogen sich alle grummelig zum Schlafen zurück.
Der Morgen graute und das Licht, liess Lorainne traumlos und ruhig schlafen.
Doch schon bald wurde sie wach und machte sich auf in den Wald. Sie genoss die Ruhe und des Zeit des Alleinseins.
AN dem kleinen Bach nahe des Lagers machte sie sich frisch und lehnte sich an einen Baum, während sie die warmen Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht genoss.
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