Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Wassilij und Jennas Geschwister auf dem Weg von Engonia nach Fanada (Sommer 264)
Lilac:
Dječak schüttelte ein wenig verwundert den Kopf:
"Ich hab es noch gar nicht richtig begriffen, dass wir heute Abend nicht von einem wunderbaren Ausflug nach Hause zurück müssen..."
Jabucica nickte.
"Ja, das geht mir genauso."
Um ihre tiefgehenden Gefühle zu verarbeiten, stand die junge Frau auf und ging hinüber zu den Pferden, wo sie 'Kupfers' Hals umarmte und ihr Gesicht in seiner Mähne vergrub. Der Fuchs hörte auf zu grasen und betastete die goldblonde Frau vorsichtig mit den Lippen.
Wassilij:
Wassilij sah nach der Sonne. Es war schon spät und für ihn Zeit zum Aufbrechen.
"Los, schüttelt die Gemütlichkeit aus! Wir müssen weiter."
So packten sie ihre Sachen und sattelten die Pferde. Matsch war nicht weit weg und Wassilij pfiff lediglich und der Hengst trabte herbei. Wenig später saßen sie wieder auf den Pferden und ritten los. Wenige Wegstunden kamen sie in den recht ansehnlichen Ort, von dem der Krieger berichtet hatte. Nach einigem herum Fragen und vielen Diskussionen und Handel, hatten sie genügend Proviant für die nächsten Wochen und die Geschwister neue Kleidung für die Reise. Als Übernachtungsmöglichkeit hatte Wassilij eine Scheune am Ortsrand ausgemacht, in der sie die Pferde unterstellen konnten und sie selbst im Stroh. In den Gasthäusern, war kaum noch Platz und Wassilij wollte lieber Ruhe haben. Kaum war das Nachtlager eingerichtet, da warf Wassilij die Stöcke in die Runde.
Dieses mal war die Lektion härter und anspruchsvoller. Sie sollten für ihr Leben lernen und im Ernstfall würde auch niemand verzeihen. Das sagte er ihnen trotz Muskelschmerzen und blauer Flecken jedoch nicht. Statt dessen trieb er sie mehr und mehr an. Lies sie Kämpfen und scheuchte sie an die unmöglichsten Orte um ihren Gleichgewichtssinn und den Kampf in beengter Umgebung zu schulen.
Lilac:
An diesem Abend war den Geschwistern die ungewohnte Anstrengung durchaus anzumerken.
Besonders Jabucica litt deutlich unter mangelnder Ausdauer, einem ordentlichen Muskelkater und ihren wunden Schenkelinnenseiten. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch das Training brachte sie deutlich an ihre Grenzen. Das ein oder andere Mal füllten Tränen ihre Augen und sie war kurz davor, alles hinzuschmeißen, doch sie biss sich auf die Lippe und versuchte ihr Bestes.
Dječak war nun deutlich im Vorteil gegenüber seiner Schwester. Die tägliche Arbeit als Stallbursche, bei der er zusätzlich Pferde hatte bewegen müssen, hatte ihm eine gute Kondition beschert. Dennoch plagten auch ihn ein von der vielen Reiterei empfindlicher Hintern und der Muskelkater der gestrigen Trainingseinheit.
Weil er zu sehr auf seine Schwester achtete passierte es ihm das ein oder andere Mal, dass Wassilij ihn ermahnen musste...
Wassilij:
Als Jabucica ausstieg, brach Wassilij die Lektion ab und stellte sich auf die kleinere, offene Stelle mitten in der Scheune.
"Dann üben wir den ehrenhaften Kampf!" Er bedeutete Djecak sich ihm gegenüber auf zustellen. Etwas ausser Atem, tat Djecak wie geheißen und sie grüßten sich mit den Stöcken.
Sie sahen einander an und gingen in Kampfhaltung. Djecak eröffnete den Kampf mit einer Finte. Er deutete einen Stich an und lies dn Stock halb fallen um Wassilij in die Seite zu schlagen. Der Konter war ein kurzer aber harter Schlag auf Djecaks Stock kombiniert mit einem Hieb in Richtung des Halses. Djecak hingegen wich zur Seite aus und brachte seinen Stock zwischen Wassilijs Stock und sich selbst. Es knallte, als die Stöcke erneut aufeinander trafen. Dann holte Djecak weit aus, als sie eine größere Distanz zwischen sich hatten und griff von obern herab aus einem kurzen Sprung heraus an. Wassilij konterte mit einem harten Stoß auf den Solarplexus und um den Hieb abzufangen glitt er schräg nach vorne an dem Hieb vorbei und bewegte seinen gestoßenen Stock mit dem Griff nach oben, wodurch der Stock seines Kontrahenten abglitt. Aus einer halben Drehung saß Wassilijs Stock am Hals von Djecak, welcher um Atem rang. Mit einem Nicken erklärte Wassilij den Kampf für beendet und trat hinter den jungen Mann und zog seine Arme nach oben, damit er Atmen konnte.
"Gut, sehr gut! Ihr beide lernt schnell!"
Lilac:
Dječak keuchte und versuchte irgendwie, sich selbst gerade zu halten.
Jabucica, schniefend und um Fassung ringend, trat auf ihn zu und umfasste sein Gesicht.
"Bruder, schau mich an! Ja, so. Atme! Das Gefühl, dass du keine Kraft in deinem Bauch hast, geht gleich vorbei! Atme!"
Schließlich fand Dječak seine Kraft wieder und zog sich mit den Händen an einem Querbalken hoch.
Da ergriff Jabucica ihren Stock erneut und stellte sich in Kampfpositur vor Wassilij.
Sie sah kaum aus, als sei sie in der Lage zu kämpfen, doch sie schniefte geräuschvoll und forderte den Krieger heraus:
"Du hast meinem Bruder wehgetan. Jetzt hast du es mit mir zu tun!"
Dječak quäkte, noch immer etwas atemlos: "Jabucica, nicht..."
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