Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Wassilij und Jennas Geschwister auf dem Weg von Engonia nach Fanada (Sommer 264)
Lilac:
Ein kollektiver Seufzer entrang sich den beiden Geschwistern.
Doch dann begaben sie sich in ihr Schicksal und gaben sich alle Mühe, das Feuer anzubekommen.
Nach dem dritten missglückten Versuch war Jabucica den Tränen nahe, doch Dječak hielt durch und versuchte es erneut.
Wassilij:
Wassilij schüttelte den Kopf. Versucht es einfach weiter. Ihr habt alles richtig gemacht! Das ist eine der schwersten Möglichkeiten Feuer zu machen. Selbst Leute die es regelmäßig machen scheitern immer mal wieder."
Langsam stieg Rauch auf.
"Djecak, mach jetzt noch mal eine Zeitlang deutlich schneller!"
Und wenig später hatte der junge Mann ein Feuer in Gang gebracht.
Lilac:
Der Bursche war redlich platt, aber stolz auf das kleine Feuerchen, das nun in ihrer Mitte brannte. Er pflegte es fast so liebevoll, wie ein Fohlen, das er selbst auf die Welt gebracht hatte.
Jabucica nickte inzwischen immer wieder ein...
Wassilij:
Wassilij bemerkte Jabucicas Schlafattacken.
"Djecak, ich denke, wir beide sollten jetzt auch schlafen."
Lilac:
Der junge Mann nickte und kuschelte sich bald an seine todmüde Schwester, um sie zu wärmen. Kurz vor dem Einschlafen schüttelte er amüsiert den Kopf. Wenn ihm einer vor einem Mond gesagt hätte, dass er, begleitet von einem Krieger und seiner Schwester in den Bergen übernachten, ein Feuer ohne Wetzstahl entzünden und auf der Reise in ein neues Leben sein würde, hätte er denjenigen wehmütig ausgelacht.
In dieser Nacht hatten die Geschwister einen Albtraum:
Sie ritten mit Wassilij in halsbrecherischem Tempo durch bedrohlich hohe Berge. Hohe Bäume tauchten die Wege in Düsternis, Äste schlugen ihnen ins Gesicht und zerrten an ihren Haaren. Schroffe Spitzen und Abhänge, kaum erkennbare Pfade, tückische Untergründe und schlechtes Wetter machten den Ritt zur Tortur. Doch all das war nicht das eigentliche Problem! Denn ihre hohe Geschwindigkeit wurde durch Verfolger bedingt - Mlad Starinksi, die Mordlust in den Augen, war ihnen zusammen mit ein paar finstren Gestalten auf den Fersen.
Es war völlig klar, was passieren würde, wenn er sie erwischte: Er würde Dječak töten, Wassilij foltern, bis er Jennas Aufenthaltsort herausbekommen hatte und diesen dann auch über eine Felskante stürzen und Jabucica schließlich an den Haaren zurück nach Engonia und in irgendeine arrangierte Ehe schleifen. Die Pferde würde er schlachten lassen.
Jabucica wurde schwächer und schwächer und konnte sich kaum noch im Sattel halten. Dann stolperte auch noch 'Großer' und lahmte fortan, sodass sie nur noch im Schritt vorwärts kamen. Dječak und Wassilij begannen zu streiten, wer zurückbleiben und Mlad und seine Schergen aufhalten sollte. Schließlich war es der Krieger, der mit Dječak das Pferd tauschte und den Pfad blockierte.
Dječak nahm 'Kupfer' an die lange Leine und so jagten sie zu zweit weiter. Doch sie verirrten sich fürchterlich und mussten ein Stück zurück reiten. Da stand dann plötzlich Mlad im strömenden Regen vor ihnen. Sein Grinsen war teuflisch. Matsch stieg und kreischte dem Mann einen hengstigen Schlachtruf entgegen. Doch Mlad hob nur einen Arm und hinter ihm stellten sich zwei Männer mit Armbrüsten auf. Jabucica schrie, doch sie konnte es nicht verhindern - es brauchte 8 Bolzen um das stolze Tier in die Knie zu zwingen. Im letzten Moment sprang Dječak ab, zog die Klinge, die Wassilij ihm gegeben hatte und stürzte auf Mlad zu. Der jedoch trat den Burschen einfach zur Seite und lachte laut auf. "Glaubt ihr allen ernstes, nachdem ich diesen miesen Pferdehirten von einem Krieger kaltgemacht habe, stellt das weibische Kerlchen hier einen Gegner für mich dar?!"
Er riss Dječak die Waffe aus der Hand und trat den Burschen zusammen. Jabucica spürte jeden Tritt am eigenen Leibe. Sie jammerte, flehte, bettelte, weinte, doch es nutzte nichts. Nachdem der ältere Bruder seine Brutalität an dem Burschen ausgelassen hatte, warf er ihn über eine Felskante. Jabucica hatte das Gefühl, als stürbe sie selbst.
Empfindungslos erlebte sie mit, wie ihr Pferd an einer Leine von Mlad hinter sich hergezogen wurde. Es ging eine Weile durch den Regen, dann stockte das Tempo - auf dem Weg lag der Kadaver eines Tieres; 'Großer'! Direkt daneben: der zerschlagene Körper Wassilijs. Wassilij - der Krieger, der Dječak und ihr die Freiheit gegeben hätte... Wie durch Wolle hörte sie Mlads Stimme: "Hat uns ein nettes Kämpfchen beschert, der Mistkerl! Aber ich weiß jetzt, wo Jenna ist! Sobald ich dich in Engonia abgeliefert habe, werde ich nach Fanada reiten! Hahahahahaha!"
Plötzlich war wieder Energie in der jungen Frau. Sie streichelte 'Kupfers' Hals und entschuldigte sich unter Tränen, die im Regen verschwammen: "Es tut mir leid mein Junge! Es tut mir leid!" Dann rammte sie dem braven Tier die Fersen in die Seite, sodass es einen erschrockenen Sprung nach vorne tat. 'Kupfer' sprang gegen den Dunkelbraunen, auf dem Mlad saß. Sein Tier konnte die Stoß nicht abfangen und der Ausfallschritt ging ins Leere. Mit einem entsetzten Schrei stürzten das Pferd und der Mann in die Tiefe. Voller Hass und Trauer trieb Jabucica 'Kupfer' ein weiteres Mal an und sprang mit dem treuen Pferd über die Kante ...
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