Der Städtebund von Tangara > Fanada
Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
Lilac:
Tomasz ben Hindi wuselte lamentierend mit Jelena durch die Karawane ("Sei vorsichtig damit, du Tollpatsch!", "Na, mein Guter? Jetzt gleich bekommst du deinen Hafer!", "Mach Platz, du Sohn einer Ziegenhirtin!"...) und verschwand dann kurz aus dem Blickfeld.
Wenige Augenblicke später tauchte er wieder auf, ganz auf ein junges Pferd konzentriert, das er nun am Strick mit sich führte.
"Na komm, mein Mädchen, komm!", sprach er ruhig und liebevoll auf das Tier ein.
Es war eine Jährlingsstute, ein Vollblut, wie sie in Tomasz Heimat gezüchtet wurden. Unter den dunklen Resten des Fohlenfells schien bereits die Farbe durch, die das Pferd später haben würde; ein Fuchs-Ton, der Jelena an Zimt erinnerte.
Das junge Tier war dünn, langbeinig und schlaksig, Mähne und Schweif waren kurz und zottelig. Die feinen Ohren spielten unablässig und das Pferdchen machte große Augen.
Tomasz ben Hindi verneigte sich vor Jelena:
"Ich habe dir etwas mitgebracht, oh schönste aller Reiterinnen!"
Und mit diesen Worten übergab er der Heilerin den Führstrick.
Jelena:
"ÄH..."
Jelena hätte gerne etwas angemessenes und rhetorisch wertvolles von sich gegeben, aber es blieb bei dieser total uneloquenten Silbe. Sie war sofort hingerissen von dem schlacksigen Etwas vor sich und auch zutiefst überrascht. So ein Geschenk war sehr, sehr wertvoll.
Sie sah Tomasz verwirrt an: "Das kann ich unmöglich annehmen!"
Lilac:
Plötzlich wurde Tomasz ungewohnt ernst und es war auch nichts mehr von seiner üblichen blumigen Sprache oder diesem theatralischen Singsang in seiner Stimme.
Er zeigte auf einen Haarwirbel am Hals des Jährlings, direkt unterhalb des Mähnenansatzes.
"Nimm es, Jelena. In meiner Heimat wäre dies sein Todesurteil."
Das Pferdchen hatte inzwischen begonnen, Jelena vorsichtig aber neugierig zu beschnuppern.
Jelena:
Jelenas Gesichtsausdruck war in diesem Augenblick nicht der intelligenteste aber glücklicherweise schloß sie den Mund bevor Fliegen hinein- , oder schlimmer, harsche Worte hinausflogen.
Sie schluckte alles herunter und betrachtete das Geschenk vor sich als das was es war:
Ein kostbares, wundervolles Geschenk mit dem der Fuchs vor ihr zwei Fliegen mit einer Klappe schlug.
Sie ließ sich beschnuppern und hielt dem Fohlen die Hände hin während sie Tomasz taxierte, wohlwissend das dessen Karawanentreiber jedes Wort mitbekamen.
Und wenn es jemanden gab der mehr tratschte als die Mägde von Fanada, dann waren das die Karawanentreiber und -wächter.
"Du ehrst mich sehr, Tomasz ben Hindi! Eines solchen Geschenkes bin ich nicht würdig! Hat es bereits einen Namen?"
Lilac:
"Wie gesagt, bei uns ist ihr Leben keinen... wie sagt man hier?, keinen Pfifferling mehr wert?", der kleine Mann mit dem Bäuchlein zuckte mit den Schultern.
"Ihr Vater ist der kluge Hengst Racheed, ihre Mutter eine göttliche Schimmelstute namens Mayar, Mondschein, und die Großmutter ist Ilayda, die Wasserfee, die von dem großen Hengst Jaleel abstammt. Offiziell durfte dieses Fohlen nicht benamst werden, aber ich weiß, dass die Stallburschen sie heimlich Shyreen, die Süße genannt haben. Es steht dir natürlich frei, ihr einen Namen zu geben, der dir gefällt, oh weise Jelena!"
Der Jährling hatte inzwischen begonnen, Jelena vorsichtig mit der Oberlippe am Oberarm zu kraulen, um sie zu einer Pferdefreundschaft einzuladen. Das Stütchen war wirklich süß!
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