Der Städtebund von Tangara > Fanada
Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
Jelena:
Jelena ließ sich die Haare waschen und genoß die kundigen Hände der Zubermagd. Die kannte sie inzwischen lange genug um zu wissen das der Nacken und die Schultern der Heilerin meistens steinhart und schmerzend waren, so dass sie sich vornehmlich darauf konzentrierte.
"Jenna? Stell sicher das deine Geschwister ordentlich gekleidet und beschuht sind und erklär ihnen wie der Kontor funktioniert, ja? Ich sehe mir einige Wochen an wie sie arbeiten und dann sprechen wir über einen Vertrag für ihre Dienste."
Lilac:
Jennas Augen strahlten, als sie auf Jelenas Worte mit einem beglückten "Ja, natürlich, Jelena!" antwortete.
Sie sah ihre Schwester an und schüttelte erneut überwältigt den Kopf.
Wortlos reichten sich die Frauen die Hände und drückten feste zu, als wollten sie sich versprechen, nie wieder den Kontakt zu einander zu verlieren.
Jabucica hatte so viele Fragen auf den Lippen, doch sie wusste nicht, wie sie Jelena einschätzen sollte. Selbst ihre Schwester hatte etwas fremdes an sich. Kein Wunder - schließlich waren fast vier Jahre vergangen und nur die Götter wussten, was sie in der Zwischenzeit erlebt hatte.
Auch Jenna war bei aller Überwältigung dabei, ihr altes Bild mit der aktuellen Version ihrer Schwester zu vergleichen.
Jabucica war gebräunt von der Reise, ihr bis eben noch hochgebundenes Haar war von der Sonne aufgehellt, die tägliche Reiterei hatte ihren schlanken Körper gestählt und ihre Hände waren voller Schwielen, alten, fast verheilten Blasen und Katschen und Kratzern, die ihr der Greifvogel beigebracht hatte.
Hinfort das schmale Mädchen mit den zarten Händen, den offenen Haaren und dem träumerischen Blick, das sich so zauberhaft gut mit Pferden verstand und in ihrer Familie wie ein falsch ausgeliefertes Schmuckstück auffiel.
Malla sprach die neue Frau schließlich neugierig auf ihre Hände an:
"Wo hast du dir denn so weh getan?", wollte das kleine Mädchen wissen.
Jabucica erzählte ihr von der Reise und von dem jungen Rotmilan, den sie in Brega bei einem Falkner zurückgelassen hatte. Als die junge Frau den typischen Ruf des Tieres sehr gekonnt nachpfiff, klatschte Malla begeistert in die Hände.
Jelena:
Jelena debattierte mit sich selbst ob sie sich noch eine halbe Stunde im heißen Wasser gönnen könnte, aber der Tag war schon weit fortgeschritten und es wartete ein Berg Arbeit auf sie.
Sie hörte den beiden Schwestern zu wie sie Geschichten austauschten und rief schließlich nach der Zubermagd.
Es dauerte nicht lange bis alle abgetrocknet und angezogen waren, die Haare wurden unter Tüchern versteckt und würden zu Hause ausgekämmt werden.
Wieder im Kontor angekommen dauerte es nicht lange und die Geschäfte vereinnahmten Jelena vollständig, so dass sie in ihrem Schreibzimmer verschwand und sogar zum Abendessen nicht mehr erschien.
Lilac:
Die nächsten Tage verbrachten Jabucica und ihr Bruder damit, im Kontor anzukommen.
Jenna zeigte ihnen, wo sie schlichte, aber qualitative Kleider und Schuhwerk bekamen, um ihre Habe etwas aufzustocken. Ebenso machte sie ihre Geschwister mit den verschiedenen Personen, Abläufen und Bereichen des Kontors bekannt.
Rasch gehörten die beiden wie selbstverständlich zu den Pferdeknechten, standen früh auf, misteten Ställe aus, behandelten kleinere Blessuren, maßen Futtermengen ab und halfen den Karawanenleuten mit ihren Tieren.
So schnell sie mit den Zug- und Tragtieren klarkamen, so unsicher waren sie manchmal im Umgang mit den Menschen im Kontor. Jabucica war es nicht gewohnt, so viele Männer um sich zu haben, die mit ihr scherzten oder ihr (mehr oder minder ernst gemeinte) Avancen machten.
Und Dječak musste sich erst mal daran gewöhnen, nicht als 'ungeliebtes Kind' gesehen zu werden. Hier wurden seine Arbeit und auch die seiner Schwester ehrlich geschätzt. Niemand störte sich daran, ganz im Gegenteil, beide bekamen Lob und Anerkennung, ihr Wissen und ihre Ratschläge wurden gerne gehört und man ließ sie ganz natürlich an den Erfahrungen der anderen teilhaben.
Im Gefüge des Personenkreises rund um Jelena zeigten sie aber die größte Unsicherheit. Für die Geschwister war Jelena unermesslich reich und ihre Freunde, über die Jenna zu berichten wusste, unglaublich mächtig.
Allein die derzeitig im Stall stehenden persönlichen Pferde und die Berichte der Stallknechte über die anderen Reittiere der Personen, die Jelena nahe standen, sprachen für sich.
So verwunderte es auch nicht, dass sowohl Dječak, als auch Jabucica Sudbina, Jelenas Scheckhengst, geradezu vergötterten.
Dječak begann zusätzlich sich mit dem Jährlingsstütchen zu beschäftigen, das ihm sofort das Herz gestohlen hatte. Oft konnte man ihn dabei sehen, wie er das junge Pferd ausgibig kratzte, bis es vor Wonne mit der Oberlippe zuckte und die Augen verdrehte.
Jelena:
"Versuchst du sie mir abspenstig zu machen?"
ertönte Jelenas Stimme leise hinter ihm. Sowohl der Tonfall als auch das Lächeln machten klar, dass sie diese Frage nicht wirklich ernst meinte.
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