Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Auf dem Weg nach Reichsfeld
Vanion:
Müde pflockte Vanion sein Pferd neben dem Rappen Lorainnes an. Die Sonne stand tief im Westen, ihr rötlicher Halbkreis war über den fernen, dunklen Baumwipfeln versunken. Doch strahlte der leicht bewölkte Himmel in den schillernsten Farben. Vanion liebte diese Stunde des Abends, vor allem im warmen Sommer. Schon als Kind hatte er ganze Abende damit verbracht, zu beobachten, wie die Wolken in einem schillernden, hellen und doch weichen Farbenmeer versanken, und bis zur Dunkelheit hatte er im Gras gesessen und nichts getan als die Erhabenheit dieser Momente auf sich wirken zu lassen.
Der Anblick ließ Vanion seine Sorgen vergessen, Roguefort vergessen, selbst seinen Stand vergessen. Doch ein unsanfter Stoß von Anders holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Sie hielt ihm einen Jutesack mit Getreide hin, und beherzt nahm Vanion einige Handvoll Hafer heraus und hielt sie den Pferden unter die Nüstern. Nachdem die Tiere gefüttert waren, holte er eine grobe Bürste aus einer Satteltasche und begann, Lorainnes Pferd zu striegeln.
Anders:
Auch Anders stand noch bei den Pferden. Für die Reise hatte sie eine kleine Stute bekommen, mit einem hellen einfachen Fell, struppiger Mähne und Kräftigem Körperbau. Sie mochte das Pferdchen, manchmal schien es ihr als hätte es den selben frechen Blick wie sie. Wenn sie dann die Köpfe zusammen steckten sah es aus als heckten sie etwas aus.
Sie hatte dem Pferd auch eine Feder in die Mähne geflochten, als Geschenk und sie fand es stand ihm gut.
Man hatte ihr gezeigt wie man Pferde zu versorgen hatte und es wurde auch darauf geachtet, dass sie sich ordentlich um das Pferd welches ihr zugeteilt worden war kümmerte.
Zu erst hatte sie sich darüber geärgert, aber dann war sie doch froh gewesen wenn sie jemanden hatte den sie fragen konnte wenn sie was nicht wusste.
Jetzt kümmerte sie sich fast ganz allein um das Tier und war irgendwie stolz drauf.
Mit den Fingern fuhr sie durch das dicke Fell und kraulte es hinter den Ohren.
Dabei beobachtete sie Vanion zwischen durch beim Striegeln und streifte dann wieder zum Horizont wo die Sonne gerade noch zu sehen war. Ihre Bäume glitten über den Waldrand und am liebsten hätte sie sich von der Gruppe gelöst um spazieren zu gehen, aber das konnte sie nicht mehr so einfach. Zumindest nicht ohne guten Grund.
Im Moment wollte sie nur spazieren gehen.
Anders bis sich auf die Lippe. Oder wollte sie das nicht?
Wütend schloss sie die Augen und lehnte sich an den Pferdehals, wobei sie gedanklich einen saftigen Fluch ausstieß.
Mel:
Währenddessen war Lorainne zu dem nahegelgenen Bach gegangen, um sich frisch zu machen.
Simons Knecht kümmerte sich gerade um das Abendessen, während Simon selber auf einem Stein sass und ein großes Stück Käse von einem Kanten Schnitt.
"Wenn Du jetzt schon alle Vorräte aufisst, werden wir auf dem rest des Weges verhungern", grinste sie ihn an, was vom einem geräuschvollen Rülpsen quittiert wurde.
Unauffällig beäugte Lorainne Vanion und wie er sich um ihr teures Schlachtross kümmerte, doch der Hengst genoß offensichtlich das Striegeln und die Worte, die Vanion dem Pferd dabei immer wieder zuflüsterte.
"Heh Vanion. Lass das Süßholzraspeln, das ist ein Hengst und keine rossige Stute! Los, Essen ist fertig, ihr habt doch bestimmt Hunger. Beeilt Euch, bevor Simon alles alleine isst."
Vanion:
"Vorsicht, er hört dich noch!" Grinsend stupste Vanion das Pferd an, dann kam er, gefolgt von Anders, herüber. Er wunderte sich ein wenig, der Kender war erschreckend still gewesen bisher. Ein wenig beunruhigte ihn das, doch andererseits genoss er auch einfach die Stille.
"Nun, gibt es noch etwas zu tun?" Auf Lorainnes Kopfschütteln begann Vanion ebenfalls, zu essen. Der Tag war kräftezehrend gewesen, man reiste in einem schnellen Tempo.
"Was meinst du, Lorainne, wie lange brauchen wir noch bis Reichsfeld?"
Anders:
Anders die immer noch das Pferd kraulte horchte bei Loraines Rufen auf. Ob sie denn nichts abhaben wollte? Natürlich!
"He. Nicht alles aufessen." Schnell sprang sie zu Simon und Lorainne um sich auch etwas vom Essen zu schnappen. Dabei sah sie sich suchend nach Vanion um ob er auch käme. Wenn nicht würde sie einfach etwas beiseite schmuggeln. Aber er hatte sich genau wie sie auf den Weg gemacht.
Reiten war anstrengend und da sie es nicht gewohnt war machte es sie müde wenn sie weite Strecken auf einem Pferd zurück legen musste. Normalerweise wanderte sie zu Fuß durch die Lande, oder ließ sich ab und zu von einem Karren mitnehmen. Aber an Pferderücken musste sie sich noch gewöhnen, vor allem an den Trab. Da wurde man immer so durchgeschüttelt.
Anders biss von einem harten Stück Brot ab. Ihre Gedanken begannen jetzt wieder Kreise zu ziehen um den Abend in Brega. Und diese Gedanken riefen andere in ihr wach, Erinnerungen die sie am liebsten wieder weggedrängt hätte.
Die Ohrfeige traf sie überraschend und heftig. Ihr Kopf flog zur Seite und mit einem überraschten laut flog ihre Hand an ihre brennende Wange.
"Bei der Sengenden Wüste Kind! Hier spielt die Musik."
Die Sonne brannte vom Himmel und zeichnete den Schatten der Hütte scharf in den Kühlen Sand vor ihr in dem die kleine Kendergruppe saß. Mit leichten Tränen in den Augen hob die Kenderin den Kopf und begegnete Bensteinechses stechendem Blick.
"A...a..aber.."
"NICHTS ABER!" Bernsteinechse schlug ihr die bunten Glasstücke aus der Hand, deren bunte Reflexionen sie bis eben noch im Sand beobachtet hatte. Eisenstich lachte und sammelte sie ein." Die kriegst du wieder wenn du mich heute schlägst", feixte er. Wütend starrte Anders ihn an, aber ehe sie etwas sagen konnte fuhr Bernsteinechse dazwischen.
"Genug das reicht jetzt. Kind sei aufmerksam schließlich geht es auch um deine Ausbildung. Und irgendwann willst du doch genau so gut wie Eisenstich sein. Wabenkönig behalt die Finger bei dir und Tontopf hör auf in der Nase zu bohren. Wie wollt ihr jemals mit auf eine Runde gehen wenn ihr euch jetzt nicht für den Clan behauptet?"
Die Kinder schwiegen. Sie waren alle zwischen 13 und neun Jahren alt, wobei Eisenstich der älteste und Anders die jüngste war. Eisenstich war der einzige der seinen wahren Namen schon erhalten hatte, was ihm etwas Respekt bei den anderen Kenderkindern einbrachte. Außerdem war er bis jetzt ungeschlagener Gruppenbester in allen Übungen. Anders grinste breit während sie nun Bernsteinechses Worten lauschte. Sie würde bald besser sein als er das war ihr klar. Mit einem Ohr lauschte sie dem Säuseln das aus Eisenstichs Tasche drang. Anscheinend hatte er sich wieder einmal an ihrer Kiste vergriffen denn es steckte auch noch ihr Lieblingskreisel darin. Der aber genoß den Ausflug noch.Sie würde ihn sich wiederhohlen wenn er keine Lust mehr auf ihren Bruder hatte.
"Also. Bevor ihr einen Auftrag ausführt was tut ihr?" Bernsteinechse sah in die Runde. "Kind?" Anders lies entnervt die Luft aus dem Mund zischen. Sie konnte es kaum erwarten endlich ihren wahren Namen und damit ihren Zweitnamen zu bekommen. Kurz kratzte sie sich am Kopf ehe sie diesen hob und sich um Aufmerksamkeit bemühte. "Hmm... Man sollte auf jeden fall nicht an der Tür klopfen und fragen. Am besten man verschafft sich von außen einen Überblick und fertigt einen ... ähm.. Um..ne.. äh Plan an." Kurz schaute sie in Echses Augen. Dieser nickte langsam. "Ja nur worin Besteht der große Nachteil dieses Plans?"
"Ähm... Da.."
"Er zeigt nur den Umriss des Gebäudes und die Zimmer die hinter den Fenstern liegen.",fiehl Tontopf ihr ins Wort. Er würde in ein Paar Tagen zwölf Sommer alt sein und seinen Wahren Namen bekommen. Seinen Zweitnamen hatten ihm seine Eltern schon gegeben um ihn und seine zwölf Geschwister auseinander halten zu können. Er grinste Anders an aber sie streckte ihm nur die Zunge heraus. "Damit ist er für die Durchführung eines Auftrags nicht geeignet.",fuhr er fort. Bernsteinechse nickte. "Was macht man dann also?"
"Ich würde eine der Wachen oder einen Diener ausfragen.",erklärte Tontopf selbstsicher.
"Du bist so dumm."schnaubte Eisenstich von oben herab. "Selbst die Mäuse sind schlauer als du. Wenn du so direkt fragst merken die sich dich doch sofort und wenn sie dann noch deine Ohren sehen landest du direkt im Felsengefängnis." Tontopf zog überrascht den Kopf ein und funkelte ihn Böse an. "Ach ja? Und du, hast du den mehr Erfahrung als eine Sandrose? Ich glaube kaum."
"Immerhin war ich schon mal auf einer Runde..."
"DAS REICHT JETZT!" fuhr Bernsteinechse dazwischen. Anders die zwischen den Jungs saß und an ihrer Lippe nagte spürte wie sich deren Blicke in der Luft duellierten. Tontopf war mutig Eisenstich damit aufzuziehen noch nie einen eigenen Auftrag gehabt zu haben. Im stillen vermutete Anders das es mit dem wahren Namen ihres Bruders zusammen hing, denn sie hatte ihren Vater Pfeilblatt und ihren Onkel nachts heimlich darüber Reden hören das Eisenstich eine andere Ausbildung erhalten sollte als alle Kender zuvor.
"Ich würde mit den Kindern des Haushalts spielen.", sagte sie in die entstandene Stille hinein." Natürlich ohne meine Ohren zu zeigen. Kinder kann man leicht ausfragen,sie sind nicht so schlau wie Kender. Und ich würde zu Rakesch dem Zahnschmied gehen. Er hilft unserem Clan oft aus wenn wir was wissen wollen. Und eine Flasche Schnaps zu kriegen ist ein Kinder spiel." Sie grinste breit. Ihr Onkel musterte sie kurz und nickte dann. "Sehr gut Kind. Ja so kann man es machen. Es ist wichtig das ihr euch merk. Bevor ihr ein Haus besucht wisst soviel wie Möglich über es und seine Bewohner. Gebt euch nicht zu erkennen und achtet ob ihr ihnen auffallt. Merkt euch das." Die Kinder nickten eifrig. "Und jetzt gehen wir zum Markt. Ich will sehen wie flink ihr mittlerweile seit!" Die Kender erhoben sich aus dem Staub der Wüste den man in allen Straßen der Wüstenstadt fand. Sie klopften ihn sich aus den weiten Kleidern wobei hier und da leise Münzen, Glocken und Perlen aneinander schlugen. Die Jungen und Bernsteinechse trugen Hosen weiten geplusterten Beinen in deren Falten und Taschen man allerhand verschwinden lassen konnte, Anders und Wabenkönig trugen einfache kleider aus mehrfarbigem Stoff die an einer Seite gerafft waren. Die kleine Truppe machte sich quirlig und hüpfend auf den Weg. Dabei wanderten Andes Finger unbemerkt in Eisenstichs Tasche und zogen den Kreisel heraus. Er hatte angefangen zu rufen.
Überrascht stellte Anders fest, dass sie immer noch auf dem einen Stück Brot herum kaute. Sie schluckte es herunter und richtete sich auf. Diese Erinnerungen hatten einen bitteren Nachgeschmack, aber jetzt musste sie sich wieder mit ihnen beschäftigen um sich an alles aus ihrer Ausbildungszeit zu erinnern. //Es holt einen alles zurück//, dachte sie unwillig und blickte dann in die Runde.
"War eigentlich von euch schon mal jemand bei Roquefort?", fragte sie in die Runde, wobei das fröhliche Lächeln auch wiederkehrte.
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