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Auf dem Weg nach Reichsfeld

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Simon de Bourvis:
Simon warf der kenderin den  Rest, den er vom Käse übriggelassen hatte zu und stand auf: "Ich hatte wirklich genug, entschuldigt mich kurz..."
 Er warf einen prüfenden Blick nach Westen, wo die Sonne gerade hinter dem Horizont versank, blickte sich kurz in der Gegend um und schlenderte dann ein paar Meter nach osten und kniete sich auf den Boden.

Vanion:
"Ein paar Wochen also?" Lorainne nickte nur auf Vanions Nachfrage. Als der Knappe Simon zum Gebet schreiten sah, schämte er sich ein wenig. Vanion war es gewohnt, jeden Morgen und jeden Abend zu Lavinia zu beten; doch hatte das, was er vor ein paar Monaten über Rania erfahren hatte, seinen Glauben erschüttert. Er ertappte sich immer wieder dabei, dem Zwiegespräch mit der Göttin aus dem Weg zu gehen. Auch jetzt verzichtete er darauf, zu beten.

"Nun, ich bin gespannt, wer sich in Reichsfeld findet. Es behagt mir nicht, solche Wege zu gehen, muss ich ehrlich zugeben. Roquefort so zu bekämpfen hat wenig Ritterliches." Der Knappe legte sehr viel Ernst und Schärfe in dieses Wort, jedoch ohne von seinem Essen aufzusehen. Seit Anders ihm erzählt hatte, was Alain widerfahren war, sah er Lorainne mit anderen Augen. Er hoffte, dass sie das nicht bemerkte. Doch die Ritterin im weißen Mantel, heldenhaft auf einem weißen Pferd reitend, war sie nicht länger. Vanion schalt sich selbst einen Idioten, Lorainne und auch Simon so wahrgenommen zu haben. Doch konnte er das Denken, das ihn dazu gebracht hatte, den Hof seiner Eltern zu verlassen, nicht abschütteln: ein Ritter zu sein, hieß, Perfektion zu erreichen, ein tugendhaftes Leben zu leben. Und so sehr Vanion wusste, dass sein Verhalten nicht stets ritterlich war, so sehr wusste er, dass doch seine Moralität, sein Denken, seine Ideale um so reiner waren.

Und je mehr Zeit verging, desto öfter verschwieg Vanion seine Gedanken. Es machte ihm ein wenig Angst, dass er verschlossener wurde - Bei den Göttern, bald werde ich so geheimnisvoll wie Wassilij und so schweigsam wie Jelena in der Meditation! -, aber er tat dies ab als eine natürliche Konsequenz daraus, dass er nicht länger frei Schnauze sprach.
Unwillig schüttelte Vanion diese Gedanken ab und wandte sich Anders zu.

"Ich selbst war noch nie in Savarics - meinem - Lehen. Jedenfalls nicht wissentlich. Ich kenne viel zu wenig von Caldrien, nicht einmal Firngard ist mir vollständig bekannt." Bei der Erwähnung der Grafschaft fing Vanion einen Seitenblick Simons auf, der Bände sprach: Simon hatte vor einiger Zeit versucht, Vanion ein wenig der l'histoire dieses Landes zu vermitteln, und Vanion hatte sich nicht viel davon gemerkt.
"Ich glaube, wenn das alles hier vorbei ist, Lorainne auf La Follye lebt und alle anderen Angelegenheiten geregelt sind - eines fernen Tages, wenn ich den Ritterschlag erhalten habe - dann werde ich, so die Zeit und die Pflichten es erlauben, Caldrien bereisen. Ich kenne mich in Tangara sehr gut aus, zumindest im Norden und im Westen, sogar bis runter nach Uld. Aber hier oben? Ich fürchte, selbst jetzt würde ich mich noch auf dem Weg nach Bourvis verlaufen, obwohl ich diesen Weg schon einige Male geritten bin."

Mel:
Lorainne blickte bei dem Wort von ihrem Essen auf und musterte Vanion skeptisch.
Seit sie aus dem Wald aufgebrochen waren, war er seltsam gereizt. Nicht wirklich pampig, aber schweigsam
und oft mürrisch.
Nach dem Gespräch mit Anders wusste sie auch, woran das lag, aber sie wollte ihm keine Rechenschaft über ihr tun ablegen. Schon gar nicht, da ihr Tun aus dem einfachen Grund resultierte, dass sie schlicht Angst hatte.
Aus Kriegszeiten wusste sie, dass Angst ein denkbar schlechter Ratgeber war, dennoch HÄTTE Alain sie verraten, wenn sie ihn am Leben gelassen hätte.
Nur ungern hatte sie es sich eingestanden, dass ihre Familie jetzt auch zwei Roqueforts beinhaltete, aber da dies nun so war, wollte sie ihre Familie auch schützen. Dazu war sie nicht bereit, Kompromise zu machen und auf die Götter zu vertrauen.

Lustlos nippte sie an ihrem Becher: "Ritterlichkeit kann man sich im Krieg selten leisten. Aber eines Tageswird es wieder so sein. Ein jeder Ritter wird wieder nach dem Ideal streben, und wer weiss, ob es eines Tages nicht wieder einen Jeldrik gibt, der sie erreicht und alles wieder eint."
Müde lächelte sie, als sie fortfuhr: "Caldrien zu bereisen ist eine hervorragende Idee. Seine Heimat und Wurzeln sollte man gut kennen."

Anders:
Auch Anders blickte etwas erstaunt auf als Vanion plötzlich den Ton wechselte. Und das selbst ihr dieser Wechsel aufgefallen war wollte schon was heißen.
Ihr Blick flogt kurz zu Lorainne die Vanion musterte und dann wieder zu dem Knappen der auf sein Essen starrte. Irgendwie schienen die beiden schlecht aufeinander zu sprechen zu sein. Ob sie daran Schuld war? Vanion war nicht glücklich seit er in Brega die Sache mit Alair erfahren hatte, aber er hatte ja nach gefragt und Anders log nicht.
Aber sie konnte ihn verstehen, war sie doch selbst verwirrt gewesen  von dem was sie entdeckt hatte.
Sie schnitt sich noch ein Stück von dem Käse ab und ließ sich mit dem Rücken gegen eine Satteltasche sinken. So konnte sie den Blick leichter Richtung Himmel heben.
Ihre Frage war auch nicht so richtig beantwortet worden. Den Kopf drehend hielt sie ausschau nach Simon. Er wusste sehr viel, über die Geschichte und die Menschen und die Gesellschaft. Er hatte ihr auch viel zu dem Krieg zwischen Roquefort erzählt und sie war ziemlich stolz darauf noch einiges davon zu wissen. Sie sollte ihn fragen.
Vielleicht wusste er mehr über Roquefort.
Dennoch wannte sie sich jetzt nochmal an Lorainne und fragte. "Warst du schon mal auf Roquefort?"

Simon de Bourvis:
Nachdem er das Gebet beendet hatt, stand er auf, das knacken in den Knien ein untrügliches zeichen, das er seine besten jahre hinter sich hatte.

Nachlässig klopfte er den Schmutz von der Tunika und schlenderte zu den anderen zurück.

Zielsicher griff er nach einem Weinschlauch.

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